Die Stadt Dortmund plant seit längerem den Umbau des Hoeschparks in der Nordstadt – unter Einbezug des angrenzenden Freibades Stockheide zu einem überregionalen Integrations-, Gesundheits-, Sport- und Freizeitpark. Das Vorhaben drängt, denn die akquirierten Fördermittel stehen nur für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung. Die Stadt trägt zehn Prozent der Gesamtkosten. Die belaufen sich auf satte fünf Millionen Euro. Der Rest stammt von Land, Bund und EU. Doch zu Teilaspekten des Planvorhabens gibt es auch kritische Stimmen.
Fünf Millionen Euro für den Umbau des Parks in der Nähe des Borsigplatzes bis Ende September 2021
Es ist Eile geboten: im Rahmen des Städtebauförderprogramms von Land und Bund sowie von der EU erhält die Stadt Dortmund insgesamt 4,5 Millionen Euro für das Projekt „Entwicklung des Hoeschparks und des Freibads Stockheide zu einem überregionalen Integrations-, Gesundheits-, Sport-und Freizeitpark“. Der entsprechende Förderbescheid liegt vor, aber: der Förderzeitraum endet im September 2021.
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Bis dahin muss die Kuh in der Nordstadt quasi vom Eis sein, um die von der Förderkulisse vorgegebene Zeitplanung einzuhalten. Dafür braucht es einen Beschluss des Stadtrates im Februar, um mit der baulichen Umsetzung zu beginnen.
Veranschlagt sind insgesamt fünf Millionen Euro, die der Umbau kosten soll. Die Differenz wird aus dem Stadtsäckel beigesteuert.
Was ist geplant? Wie die Vorhabensbezeichnung nahelegt: es geht um die gründliche Ertüchtigung des Hoeschparks. Die ab 1937 von der Deutschen Arbeitsfront (DAF) der Nazis nach Vorbild des Sportparks Duisburg errichtete, 1941 eröffnete und heute als Baudenkmal in die Denkmalliste der Stadt eingetragene Parkanlage. Sie birgt einiges an Potential, das gegenwärtig nicht wirklich ausgeschöpft wird, so die Auffassung der Planer*innen. Das soll sich bald ändern.
Freundeskreis des Hoeschparks e.V. begrüßt anstehende Investitionen in die Anlage
Vorläufer des späteren Hoeschparks zwischen der ehemaligen Westfalenhütte und dem Borsigplatz bildeten seit 1909 die „Weiße Wiese“, die erste Spielstätte des BVB, und ab 1924 der „Borussia Sportpark“, fertiggestellt 1924 mit einem Fassungsvermögen für 18.000 Zuschauer*innen.
Heute handelt es sich um eine der bedeutendsten Grünanlagen in Dortmund – nicht nur als Erholungs- und Entspannungsstätte für die Bewohner*innen aus dem Quartier um den Borsigplatz sowie für die gesamte östliche Nordstadt, sondern der Park ist auch eine wichtige Wettkampfstätte und Sportanlage. Nun soll der Hoeschpark stärker in die Bedürfnis- und Nutzungsstrukturen vor Ort eingebunden werden.
Gut sei erst einmal, dass eine größere Summe in die Anlage investiert würde, bedeutet Dr. Franz-Josef Ingenmey, Schriftführer des Freundeskreises Hoeschpark e.V., im Gespräch mit Nordstadtblogger. Dass bei der Ausschreibung zum Wettbewerb um die Neugestaltung des Parks Anregungen des Vereins berücksichtigt worden seien, wie etwa ein Bienenpfad.
Sanierung, Aus- und Umbau des Sport- wie des Tennisheims sind geplant
Die Planung sei aber stark gebäudebezogen. Ein beträchtlicher Teil (knapp die Hälfte) der zur Verfügung stehenden fünf Millionen Euro wird nämlich in die Ertüchtigung der beiden größeren Bestandsgebäude in dem Park, in das Sport- und das Tennisheim fließen. Das sei vielleicht gut für die Baseballer der Wanderers und die Footballer der Giants, aber dafür hätte man keine so große Bürgerbeteiligung gebraucht, gibt der Vertreter des Freundeskreises zu verstehen.
Vorgesehen ist im Sportheim (die jetzige Do-Bo-Villa), den Sanitär- und Duschbereich zu erweitern, im Erdgeschoss soll es einen multifunktionalen Veranstaltungsraum geben, für das Dachgeschoss sind Büro-und Seminarräume gedacht. Durch einen angebauten Aufzug wird das Gebäude im Erdgeschoss und Obergeschoss barrierefrei zu erreichen sein. Der Mehrzweckraum öffnet sich zum Park wie zur vorgelagerten Terrasse und wird zu einem zentralen Veranstaltungsort.
Das Tennisheim bleibt in seiner Nutzung erhalten, wird jedoch für den multifunktionalen Gebrauch zeitgemäß umgebaut. Wie das Sportheim erhält es einen formal wiederkehrenden Eingangsvorbau sowie eine neue Fassade.
Größerer Stellenwert für Gastronomie – Freundeskreis mahnt Entwicklung eines Betreiberkonzepts an
Die Gastronomie soll einen größeren Stellenwert erhalten. Dafür hatte sich der Freundeskreis eingesetzt. „Das freut uns sehr“, so Ingenmey infolgedessen. Dass das „Angebot kompletter und nachhaltiger gesichert“ wird, so der Plan – das „finden wir gut“.
Hier sei es allerdings wichtig, ein Betreiberkonzept zu entwickeln, mit dem dies garantiert werden kann. Was er sich in diesem Zusammenhang unter anderem vorstellen könnte: Einrichtung einer Lehrgastronomie oder die Einbeziehung von Arbeitslosenprojekten.
Aber auch freiraumbezogen soll sich im Hoeschpark einiges ändern. Insbesondere mit der Schaffung von Aktions- und Verweilangeboten und einer Erweiterung des nicht-vereinsgebundenen Sportangebots versprechen sich die Planer*innen, neue Gruppen von Nutzer*innen zu erschließen.
So wird die Kulisse des Parks künftig etwa durch ein Outdoor-Fitnessstudio, eine Kletterwand, Sprintstrecken, Basketballflächen und einen Schaukelhain für Kinder ergänzt werden.
Neuer, rot eingefärbter „Loop“ durch den Park stößt nicht überall auf ungeteilte Begeisterung
Das Gesicht des Parks wird der vielseitig nutzbare „Loop“ gründlich verändern. Das ist eine eingefärbte Lauf- und Aktivitätsstrecke entlang des bereits vorhandenen Rundwegs mit mannigfaltigen Nutzungsmöglichkeiten und neuen Sport- und Spielangeboten in dessen näherem Umfeld.
„Erstmal eine schöne Sache“, kommentiert Ingenmey. Doch die Maßnahme stößt beim Freundeskreis in ihrer jetzt geplanten Form nicht auf übermäßig viel Gegenliebe. Gerade vor dem Hintergrund, dass bei der Gestaltung des Parks mit seinem Wald viel Wert auf ökologisch fundierte Bedingungen gelegt wurde.
Da sei dann die Anlage eines solchen Parkours nicht wirklich nachzuvollziehen, betont er. Zumal es um den Rasenplatz im Hoeschpark ja bereits eine Tartanbahn gäbe. „Das ist nicht der ganz große Wurf, der den Park aufwertet.“
Freisetzung von Synergien im Hoeschpark infolge des nun geplanten Umbaus?
Die Stadt verspricht sich vom Umbau des Hoeschparks Synergieeffekte. Die dort ansässigen Vereine engagieren sich schon jetzt über ihre reine Vereinstätigkeit in der Integrationsarbeit. Die integrative Funktion des Sports soll besser genutzt werden.
Zukünftig könnten etwa weiteren Vereinen, insbesondere solchen mit einem Integrations- oder Inklusionsansatz (z.B. Tanzgruppe für Menschen mit Behinderung), Räumlichkeiten im Hoeschpark angeboten werden.
Franz-Josef Ingenmey betont: Gute Jugendarbeit in einer Nischensportart, Begegnung vieler unterschiedlicher Kulturen und Nationalitäten, Integration durch Sport – all das gäbe es eigentlich in dem Park schon heute.
Stockheide: Freundeskreis sieht weiteren Handlungsbedarf für das beheizte Freibad
Und dann wäre da noch das angrenzende Freibad Stockheide. Ingenmey kritisiert, dass dies nicht Teil der Planung sei. Durchaus erstaunlich, ist das Gesamtprojekt doch ausdrücklich mit „Entwicklung des Hoeschparks und des Freibads Stockheide“ betitelt. Es kommt der Verdacht eines kleinen Etikettenschwindels auf.
Zwar hätten die Dortmunder Sport- und Freizeitbetriebe durchaus in das Bad investiert. So wurde beispielsweise ein zusätzlicher Eingang vom Hoeschpark aus angelegt. In seinem gegenwärtigen Zustand sei es für den Alltagsbetrieb „ok“, befindet Ingenmay. Doch auf lange Sicht bräuchte es eines durchdachten Konzepts. „Das wird leider nicht angegangen“, bemängelt er.
Handlungsbedarf sieht der Schriftführer der Hoeschpark-Freund*innen aus einem besonderen Grund: immerhin handele es sich um eins der wenigen beheizten Freibäder in Dortmund. Das mache im Jahr als erstes auf und schließe als letztes. – Auch die Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Rat der Stadt hat übrigens erst vor einigen Tagen eine Anfrage an die Verwaltung veröffentlicht, in der sie unter anderem wissen möchte, wie der „aktuelle Sachstand bezüglich der Sanierung des Freibads Stockheide“ sei.
Sport- und Freizeitbetriebe arbeiten an Konzept zur kurz- sowie längerfristigen Entwicklung des Freibads
Auf Nachfrage von Nordstadtblogger erklärte die Stadt Dortmund nun über das Amt für Stadterneuerung Folgendes zu dem Sachverhalt:
„Im Rahmen der Weiterentwicklung des Hoeschparks spielt das Freibad Stockheide weiterhin eine zentrale Rolle, da es als Teil des Hoeschparks gesehen wird. Im Zuge der Aufwertung des Hoeschparks durch die Fördermaßnahme ,Entwicklung des Hoeschparks und des Freibads Stockheide zu einem überregionalen Integrations-, Gesundheits-, Sport- und Freizeitpark‘ soll somit auch das Freibad Stockheide von einer Attraktivierung des Gesamtparks profitieren und als zentrales Element im Parkgefüge betont werden.
So wurde seitens der Sport- und Freizeitbetriebe bereits ein zweiter Eingang zum Freibad erstellt, der vom Hoeschpark aus zu erreichen ist. Diese Zugangsmöglichkeit soll im Rahmen der Umsetzung des Förderprojektes weiter in den Fokus gerückt werden. Da mit dem Freibad Eintrittsgelder generiert werden, ist es nicht möglich, dort Städtebaufördermittel zu investieren, ohne die Eintrittsgelder gegenzurechnen. Darüber hinaus sollen die Fördermittel in Sportmöglichkeiten im Park fließen, die kostenlos von allen Bewohnerinnen und Bewohnern der Nordstadt genutzt werden können.
Dennoch befindet sich aktuell ein Konzept seitens der Sport- und Freizeitbetriebe in Bearbeitung, das sich mit der kurz- sowie längerfristigen Entwicklung des Freibads Stockheide befasst. Mit Ergebnissen ist in der ersten Jahreshälfte 2020 zu rechnen.“
Weitere Informationen:
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
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