
Das Handwerk – so alt wie die Menschheit selbst. Doch auch im Jahr 2025 scheint eins nach wie vor zu gelten: die Branche ist eine absolute Männer-Domäne. Bönninger Gerüstbau wirbt deshalb auch in diesem Jahr um interessierte Bewerberinnen, die mit dem Klischee brechen wollen. Und wer könnte passend zum Weltfrauentag besser was darüber erzählen, als Nadine Bönninger, erste Gerüstbauermeisterin Deutschlands und „Unternehmerfrau im Handwerk 2024″?!
Der Titel wurde ihr im Spätherbst verliehen. Seit fast zwei Jahrzehnten ist die 36-Jährige beim Familienunternehmen aus Dortmund-Brackel tätig, mittlerweile als Geschäftsführerin. Eins aber hat sie in ihrem Beruf bis heute nicht erlebt: Langeweile.
FRAGE: Vor genau 50 Jahren richtete die UN im Rahmen des „Internationalen Jahrs der Frau“ eine Feier aus. Ein Anlass, die Weiblichkeit auch in Ihrer Gerüstbaufirma zu zelebrieren?
Bönninger: Nun, dieses Jahr fällt der 8. März auf einen Samstag, da ist bei uns nicht allzu viel los. (lacht) Aber grundsätzlich sind solche Tage eine schöne Gelegenheit, sich einmal der Besonderheiten und Stärken bewusst zu werden – ganz gleich, ob nun im privaten Umfeld oder auf beruflicher Ebene. Was Letzteres angeht, ist die Quote in unserer Branche ohnehin nicht allzu hoch, was die „Zielgruppe“ betrifft.
Sie sprechen den niedrigen Prozentsatz im Handwerk an, der auch heutzutage noch steigerungsfähig ist. Wie erklären Sie sich das?
Zunächst einmal möchte ich betonen, dass wir durchaus eine gute Quote an Frauen im Betrieb haben. Nahezu alle sind aber im Büro in verschiedensten Bereichen tätig. Draußen auf der Baustelle und auf dem Gerüst sieht man – bei uns und woanders – viel zu selten auch mal eine Frau. Ich würde mir wünschen, dass mehr Berufseinsteigerinnen einfach mal die Chance beim Schopfe packen und etwas ausprobieren.
Die nötigen Voraussetzungen dafür haben viele. Das Klischee der schwachen Dame ist völlig überholt und aus der Zeit gefallen. Und ich treffe immer wieder Frauen, die sich nicht zu schade sind, einfach mit anzupacken und sich auch mal schmutzig zu machen. Dass es möglich ist, sieht man an mir und vielen anderen tollen Beispielen.
Sie sind 2007 zur ersten Gerüstbauermeisterin Deutschlands ernannt worden, damit also eine Art Pionierin. Wieso sollte es damals das Handwerk sein?

Als Tochter im Familienunternehmen bin ich täglich mit der Arbeit auf dem Gelände in Berührung gekommen. Doch das allein heißt nicht, häufig genug suchen sich Kinder Beschäftigungsfelder und Interessen außerhalb des Elternhauses.
Mich hat der Gerüstbau aber von klein auf fasziniert, ich war immer lieber auf den Stahlbohlen als im Haus. Da war jeden Tag ein Abenteuer, das mich sehr gereizt hat. Bis heute habe ich den Berufswunsch nie bereut und kann mir auch kein anderes Jobfeld vorstellen.
Bald 18 Jahre sind eine stolze Zeit, wird da nicht vieles zur Routine?
In Bezug auf Expertise und Erfahrung definitiv, so soll es als „Meisterin“ ja auch sein. Wenn Sie damit aber Eintönigkeit und Langeweile meinen, dann: ein klares Nein! Jede Baustelle, jedes Gerüst ist eine neue Herausforderung, da ist für Monotonie kein Platz.
Und auch wenn ich als Geschäftsführerin mittlerweile nicht mehr direkt auf der Baustelle tätig bin, so gibt es auch im administrativen Bereich und Feldern wie der Buchhaltung und der Arbeitssicherheit täglich neue Fragestellungen und Herausforderungen. Und nebenbei erlebt man, was wir für tolle Projekte auf den Baustellen auf die Beine stellen, einfach spannend.
Ihr Einsatz als Frau im Gerüstbau hat Ihnen den Titel „Unternehmerfrau im Handwerk 2024″ beschert. Wie stolz macht Sie das?
Es ist mir eine besondere Ehre, die Auszeichnung zu tragen, schließlich hebt sie den gehobenen Stellenwert von Frauen in einer maskulin dominierten Branche hervor. Es tut gut zu spüren, dass sich auch immer mehr Frauen für Berufe in vermeintlichen Männer- Branchen interessieren und ihren Weg gehen.
Anlässlich des Weltfrauentags: Was wünschen Sie sich?

Dass mehr Frauen den Mut fassen, sich auf den Beruf einzulassen, den sie interessant finden. Und das losgelöst von Klischees, Vorurteilen und Meinungen anderer.
Einer Statistik aus dem vergangenen Jahr zufolge liegt der Frauenanteil in Hoch- und Tiefbauberufen bei gerade einmal 2,2 Prozent, nur 6,2 Prozent sind Führerinnen von Fahrzeug- und Transportgeräten. Auf der anderen Seite der Skala sind bloß 16,2 Prozent im Bereich Erziehung und Hauswirtschaft Männer.
Wenn eine Frau also ins Handwerk gehen oder Lkw fahren möchte, dann soll sie das tun. Und Männer in Kindertagesstätten sind bereichernd für die Entwicklung der Kinder. Und ganz persönlich für uns wünsche ich mir natürlich, dass sich demnächst auch mal die eine oder andere Frau auf die unterschiedlichsten Bereiche bei uns bewirbt und wir uns zum nächsten Weltfrauentag gegenseitig auf dem Betriebsgelände gratulieren können.
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