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Mit Professorin Sigrid Metz-Göckel ist vor wenigen Tagen eine prägende Persönlichkeit und eine der Mitbegründerinnen der Frauen- und Geschlechterforschung in Deutschland verstorben. Ihr Engagement geht mit ihrer, vor 20 Jahren gegründeten, „Stiftung Aufmüpfige Frauen“ weiter. Am 4. April 2025 (17 bis 18.30 Uhr) veranstalten Vorstand und Förderverein der Stiftung in Kooperation mit dem Gleichstellungsbüro der Stadt Dortmund eine Gedenkfeier für Sigrid Metz-Göckel im Rathaus der Stadt Dortmund (Friedensplatz 1, 44135 Dortmund).
„Die Gesellschaft braucht etwas, das stärker ist als Wut“
Prof. Sigrid Metz-Göckel ist nach kurzer schwerer Krankheit verstorben. Die 2005 emeritierte Dortmunder Soziologin wurde 84 Jahre alt. Zu den vielen herausragenden Arbeiten der Bundesverdienstkreuzträgerin gehört unter anderem die Evaluation der Internationalen Frauen Universität (ifu) zur Expo 2000, bei der 800 hochkarätige Wissenschaftlerinnen aus 114 Ländern multidisziplinär forschten. Für Prof. Ruth E. Hagengruber vom Deutschen Akademikerinnen-Bund war sie eine „Bildungsinstitution der Frauenforschung und der Frauengeschichte“.
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„Wenn Sie Professorin sind, dann müssen Sie nicht mehr machen, was die anderen sagen, dann können Sie selbst bestimmen.“ Die anderen, das waren damals vor allem Männer, als Sigrid Metz-Göckel, die Soziologie in Frankfurt studiert hatte, Mitte der 1970-er Jahre einen Ruf als Professorin an die noch ganz neue Uni Dortmund erhielt.
Dort baute sie nicht nur das Zentrum für Hochschuldidaktik auf, sondern prägte mit ihren Studien die Frauen- und Geschlechterforschung der Republik, und das an einer sehr technisch geprägten Universität, als eine von nur drei Hochschullehrerinnen unter lauter Hochschullehrern. Den motivierenden Satz zur Selbstbestimmung hat Metz-Göckel von ihrer Doktormutter Prof. Dr. Helge Pross mit auf den Weg bekommen und er half ihr, in der Männerdomäne Fuß zu fassen und trotz aller Widrigkeiten nicht aufzugeben. Das war alles andere als einfach damals.
Mit Grausen etwa erinnert sich der Anfang der 1990-er in Dortmund habilitierte Prof. Matthias Kleiner, von 2007 bis 2012 Präsident der Deutschen Forschungsgemeinschaft, an die Anfeindungen, die Sigrid Metz-Göckel auch zu seinen Zeiten als Hochschullehrer noch oft habe ertragen müssen. Vertrieben hat sie das nicht und auch nicht verbittert, vielmehr war es ihr ein Ansporn und seitdem hat sie und hat sich Etliches verbessert.
Sigrid Metz-Göckel wollte stets etwas an Frauen zurückgeben
Als 1940 geborenes, „schlesisches Flüchtlingskind“ wusste sie, was echte Entbehrungen sind, hatte ihr Leben daher stets als Geschenk gedeutet, wie sie immer wieder betonte. Ein Geschenk, von dem sie etwas zurückgeben wollte – an Frauen, die ihrerseits Widerstände überwunden, Neues geschaffen und Wege geebnet haben für andere Frauen. Auf dass die nahe oder fernere Welt etwas besser, weil gleichberechtigter wird. Dabei hatte sie auch immer ein gesamtgesellschaftliches Vorankommen im Auge.
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Sigrid Metz-Göckels Vehikel fürs Zurückgeben und für ihr Engagement war nach ihrer Emeritierung nicht mehr nur die Geschlechterwissenschaft, sondern eine Stiftung – ihre Stiftung Aufmüpfige Frauen. Die Vision der Stiftung Aufmüpfige Frauen sei, so die Stiftung in ihrer Selbstdarstellung, eine geschlechtergerechte Gesellschaft.
Mit der Emanzipation der Frauen gingen und gehen Lebenserfahrungen einher, die mit Gewalt, Diskriminierung, Hierarchisierung und Entmündigung sowie unentgeltlicher Arbeit verbunden sind, aber auch mit Erfahrungen, dass es lohnenswert ist, sich zusammenzuschließen und widerständige Alternativen zu entwickeln. Auf diese Weise hätten Diskriminierungen von Frauen in unserer Gesellschaft in vielerlei Hinsicht abgebaut werden können, allerdings bleibe es ein weiter Weg, bis eine Gleichstellung für alle Geschlechter erreicht ist.
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„Die Gesellschaft braucht eine konstruktive Aufmüpfigkeit, die stärker ist als Wut“, betonte denn auch die Stiftungsgründerin anlässlich des 20-jährigen Stiftungsjubiläums 2024. Im vergangenen Sommer hatte Sigrid Metz-Göckel trotz ihrer bereits einsetzenden Krankheit die Veranstaltung organisiert und begleitet.
Zum Jubiläum hatte die Stiftung zusammen mit ihrem Förderverein und der externen Partnerstiftung Pro Filiis gleich drei Preise für engagierte Frauen vergeben. Die Stiftungsgründerin sagte dazu: „Die Preisverleihungen der Stiftung drücken Wertschätzung und Anerkennung für Frauen und Mädchen aus, die aus der Rolle fallen und etwas Innovatives getan haben, das zur Verbesserung der Situation von Frauen beiträgt und gut für das Zusammenleben der Menschen ist.“
Alle 25 bisherigen Preisträgerinnen der Stiftung seien auf ihre Weise bahnbrechend und hätten den Horizont des Möglichen erweitert.
Die Stiftung wir ihr Möglichstes tun, um ihr Werk weiterzuentwickeln
„Deswegen ist es sicher sehr in Sigrid Metz-Göckels Sinn, wenn das Gedenken an sie weniger ein klassischer Nachruf sein sollte, sondern vielmehr ein Aufruf, ihr Engagement weiterzuführen“, betonten die Stiftungsgremien – Geschäftsstelle, Kuratorium und Förderverein – in ihrer Presseerklärung. Dafür spreche schon allein die Tatsache, dass sich Metz-Göckel in ihren letzten Lebensmonaten sehr intensiv um die Stiftung gekümmert und sie und ihre Gremien so organisiert habe, dass sie ihr Vermächtnis gut aufgehoben wusste.
„Selbst wenn ihre wache, aktive und ebenso kompetente wie zugewandte Menschlichkeit uns allen und auch der Stiftungsarbeit immer sehr fehlen wird, so werden wir unser Möglichstes tun, um ihr Werk weiterzuentwickeln. Dabei wissen wir ihre Freunde und ihre Familie an unserer Seite.“
Jede und jeder sei eingeladen, die Arbeit der Stiftung zu unterstützen, ob durch Spenden an die Stiftung oder durch eine Mitgliedschaft im Förderverein. Denn Initiativen, die für die Fortentwicklung einer aufgeklärten und gleichberechtigten Demokratie stehen, seien gerade in Zeiten „gesellschaftlichen Roll-Backs“ wichtiger denn je. „Und daher ganz im Sinne unserer Stifterin“.
Mehr Informationen:
- Zur Anmeldung für die Gedenkfeier für Sigrid Metz-Göckel geht es unter: veranstaltung/informationen.
- Weiteres über die „Stiftung Aufmüpfige Frauen“ gibt es unter: stiftung-aufmuepfige-frauen.de.