Von Joachim vom Brocke
„Zurück an den Nagel seiner Heimat“ (so Klaus Fehlemann, Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall) kommt bald ein vor 78 Jahren von den Nazis beschlagnahmtes Bild von Heinrich Nauen „Sonnenblumen mit weißer Kresse“.
Freunde des Museums Ostwall holten das verloren geglaubte Gemälde zurück
Für einen „unteren fünfstelligen Betrag“ hatten Freunde des Museums Ostwall das verloren geglaubte Gemälde für das Museum zurückgeholt.
Jetzt wird es zunächst von einer Expertin restauriert und voraussichtlich im nächsten Jahr oder im Frühjahr 2017 der Öffentlichkeit vorgestellt.
Das gut erhaltene Bild des rheinischen Expressionisten wurde Kulturdezernent Jörg Stüdemann und Regina Selter, stellvertretende Direktorin und kommissarische Leiterin des Museums Ostwall im Dortmunder U, übergeben.
Bei der Beschlagnahmeaktion „Entartete Kunst“ am 23. August 1937 wurden im damaligen Museum für Kunst und Kulturgeschichte (das Museum am Ostwall entstand erst nach dem Krieg) 11 Gemälde, 81 Grafiken, 25 Grafikmappen und eine Skulptur konfisziert.
Gemälde von Christian Rohlfs tauchten in den 50iger Jahren auf
Darunter war auch das Werk „Sonnenblumen mit welker Kresse“ von Heinrich Nauen. Die Kunstschätze wurden seinerzeit nach Berlin transportiert, wo sie verkauft oder zerstört wurden.
Drei verschwundene Gemälde von Christian Rohlfs tauchten Anfang der 50iger Jahre im Kunsthandel wieder auf und kamen zurück ins Dortmunder Museum, das sich seit seiner Gründung 1947 der Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts verschrieben hat.
Sieben Bilder fehlen noch. „Wir sind jetzt heiß geworden“, meinte vielsagend Klaus Fehlemann, denn die Nachforschungen gehen unvermindert weiter.
Expertin dafür ist u.a. Dr. Ulrike Gärtner, Provenienzforscherin im Museum für Kunst und Kulturgeschichte. Sie erforscht seit Jahren den Verlust der Moderne in Dortmund.
Provenienzforscherin Dr. Ulrike Gärtner kam auf die richtige Spur
Der Spürnase von Dr. Ulrike Gärtner ist es zu verdanken, dass das Bild von Heinrich Nauen zurück fand. Das von den Nazis in Dortmund beschlagnahmte Gemälde befand sich im Besitz des Deutschen Reiches.
Der Berliner Kunsthändler Karl Buchholz sollte es im Auftrag des Reichsministeriums für Volksaufklärung und Propaganda verkaufen. Das gelang ihm nicht.
Die Spur verliert sich, bis das Bild schließlich wieder aus rheinischem Kunstbesitz auf den Kunstmarkt gelangte und in einer Düsseldorfer Kunsthandlung angeboten wurde.
Das es sich um das aus Dortmund 1937 beschlagnahmte Bild handelte, wurde durch die gut erhaltene und deutlich lesbare Inventarnummer auf der Rückseite deutlich.
Rückkauf war innerhalb von 98 Stunden erledigt
Alles ging sehr schnell, erinnert sich Klaus Fehlemann: innerhalb von 98 Stunden und nach einem einstimmigen Vorstandsbeschluss kauften die Freunde des Museums am Ostwall das Werk zurück.
Hilfe kam dabei von Ralph Kleinsimlinghaus, Gesellschafter der Kunsthandlung „artax“, der sich seiner kunsthistorischen Verantwortung bewusst war: Er erteilte den Freunden des Museums Ostwall den Zuschlag, obwohl es noch weitere Interessenten gab.
Der Künstler Heinrich Nauen ist in der Sammlung des Museums Ostwall mit vier Arbeiten vertreten, die 1957 von der Stadt als Teil der Sammlung Gröppel angekauft wurde und die zahlreiche Werke der Klassischen Moderne umfasst.
Nauen wurde an der Düsseldorfer Kunstakademie ausgebildet, an der er später auch lehrte. Er gilt als wichtiger Vertreter des Rheinischen Expressionismus. Mit Max Beckmann, Emil Nolde, August Macke, Heinrich Campendonk oder Erich Henkel – ebenfalls im Museum Ostwall vertreten – stand er in regem Austausch.