In Dortmund wehen seit einer Woche anlässlich des Christopher Street Days (CSD) an vielen Orten wieder Regenbogenflaggen. Mit der Aktion #DortmundZeigtFlagge hatte SLADO, der Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidenten-Organisationen, zu einem deutlich sichtbaren Zeichen für Vielfalt und Akzeptanz von LSBTIQ* (Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter* und andere queere Menschen) aufgerufen. Am Samstag (3. September 2022, findet um 14 Uhr die große Demo statt. Doch schon im Nachgang der CSD-Warm-Up-Party wurde an der Reinoldikirche eine Gruppe von CSD-Gästen verbal als auch körperlich attackiert – eine Polizeimeldung dazu gab es dazu allerdings nicht.
Die Regenbogenflagge als Anlass für den Angriff auf die Partygruppe
Was ist passiert? Der Vorfall ereignete sich, nachdem die fünf Personen die Party in der Berswordthalle verlassen hatten. An der Reinoldikirche trafen sie auf eine Gruppe von vier Männern, die sich offenbar durch die Flaggen provoziert fühlten, die Partybesucher:innen anpöbelten und beleidigten.
Zunächst entfernten sich die beiden Gruppen voneinander. Doch dann entschieden sich die Männer, den Besucher:innen der CSD-Party hinterherzulaufen und sie anzugreifen.
Einer der Partybesucher:innen ging bei dem Angriff zu Boden und mehrere wurden mit einem Pfefferspray im Gesicht und in die Augen getroffen. Die Verletzten wurden daraufhin in der Notfall-Ambulanz des Dortmunder Klinikums medizinisch versorgt. Drei der Männer wurden festgenommen und Strafanzeige wurde erstattet.
Der Angriff an der Reinoldikirche ist kein Einzelfall – Todesfall in Münster
Gewalt gegen queere Menschen ist noch immer Alltag. In Münster wurde ein CSD-Besucher am vergangenen Wochenende niedergeschlagen und dabei lebensgefährlich verletzt. Laut der Pressestelle der Polizei Münster ist er am frühen Freitagmorgen (2.9.22) an den schweren Verletzungen gestorben.
Anfang Juni haben drei Schülerinnen der Robert-Koch-Realschule in Dortmund zum Beginn des „Pride Month“ eine Regenbogenflagge gezeigt. Aus diesem Anlass wurden die Schülerinnen bedrängt, beleidigt und nach eigenen Angaben geschlagen.
Zu den Angriffen sagt SLADO-Vorstand Moritz Heller: „Wir lassen uns durch solche Angriffe nicht einschüchtern. Deshalb ist es wichtig, dass wir zum CSD sichtbar machen, dass wir als Community zusammenstehen und in der Gesellschaft viele Unterstützer:innen haben.“
SLADO fordert Bildung zu sexueller Vielfalt und Abschaffung des Transsexuellengesetzes
SLADO e.V. setzt sich als Dachverband der Schwulen-, Lesben-, Bisexuellen- und Transidentenvereine und -initiativen in Dortmund für die Rechte der LSBTIQ* in Dortmund ein. Queere Menschen müssen vor Gewalt geschützt werden.
Deshalb fordert SLADO, dass die Bildung zu sexueller und geschlechtlicher Vielfalt fester Teil schulischer Lehrpläne wird. „Darüber hinaus benötigen wir endlich grundlegende Fortbildungen für alle Fachkräfte in Dortmunder Schulen und Jugendeinrichtungen“, ergänzt Paul Klammer aus dem SLADO-Vorstand.
Doch sei aus der Sicht des Verbands auch in der Gesetzgebung dringend Veränderung geboten. Die Bundesregierung müsse die Abschaffung des Transsexuellengesetzes und die vollständige Gleichstellung für gleichgeschlechtliche Paare im Adoptionsrecht umsetzen.
Der CSD in Dortmund erwartet tausende Menschen, die für queere Rechte demonstrieren
SLADO-Vorstand Paul Klammer forderte im Rahmen der Gedenkveranstaltung zum Antikriegstag die Einhaltung der Menschenrechte. Das gelte nicht nur für Deutschland, sondern auch für die Ukraine, Russland und alle anderen Orten, wo Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert, verfolgt und teils auch getötet werden.
Am morgigen Samstag (3. September 2022) findet der CSD in Dortmund unter dem Motto „Gemeinsam mit viel Liebe- Hand in Hand für Menschenrechte“ statt.
Die Demonstration beginnt um 14 Uhr hinter dem Hauptbahnhof und verläuft durch die Nordstadt, über den Königswall, Westenhellweg, Ostenhellweg und Ostwall zum Friedensplatz. Dort findet um 17 Uhr die Abschlusskundgebung statt. Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans*, Inter und andere queere Menschen wollen ihren Forderungen Nachdruck verleihen.