Podiumsdiskussion im Domicil ermöglicht Austausch mit Experten

Musikjournalismus im Zeitalter von KI, Social Media und Digitalisierung

Der Musik-Stammtisch in Dortmund diskutierte im Domicil über Musikjournalismus. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Social Media, künstliche Intelligenz (KI) und Digitalisierung – Phänomene, die in der heutigen Gesellschaft schon lange angekommen sind. Doch was passiert, wenn sie mit einem klassischen Handwerk, dem Musikjournalismus, kollidieren? Drei Experten stellten sich dieser Frage im Rahmen einer Podiumsdiskussion im Domicil.

Drei Perspektiven auf den heutigen Musikjournalismus

Holger Stratmann, Prof. Dr. Peter Moormann und Felix Wirtz – eine Sache verbindet die drei: Der Musikjournalismus, entweder in Form eines eigenen Musikmagazins oder im akademischen Rahmen. Jeder von Ihnen bringt jedoch Fachwissen und eine individuelle Perspektive auf die Musikszene mit.

Auf der Bühne waren der Moderator Didi Stahlschmidt, Felix Wirtz, Holger Stratmann und Prof. Dr. Peter Moormann vertreten (von links nach rechts). Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Stratmann ist Herausgeber des Heavy-Metal-Magazins „Rock Hard“, das 1983 entstand und nun eines der ältesten Musikmagazine Europas ist. Wirtz ist für das Fanzine „Bierschinken“ zuständig.

Dieses Online-Magazin ist seit 24 Jahren aktiv und ein ehrenamtliches Projekt. Moormann hingegen ist an der TU Dortmund am Institut für Musik, Medien und Musikjournalismus tätig.

Alle drei lernten den Musikjournalismus im klassischen Sinne, frei von den heutigen Einflüssen, kennen. In der Podiumsdiskussion berichteten sie von ihren Erfahrungen und den ständigen Entwicklungen, Chancen und Herausforderungen, die sie jetzt miterleben.

Neue Herausforderungen im Musikjournalismus

Trotz langjähriger Expertise der Gäste müssen sie sich den neuen Umbrüchen in der medialen Entwicklung stellen. Unter anderem gehört es dazu, die junge Generation mit ihren Inhalten auf verschiedenen Kanälen zu erreichen. Besonders für Stratmann war die Umstellung zu Beginn keine einfache Herausforderung:

Holger Stratmann betreibt seit seiner Schulzeit das Musikmagazin „Rock Hard“. Mittlerweile organisiert die Institution zusätzlich das „Rock Hard Festival“. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

„Eigentlich sind die klassischen Medien immer vorneweg gewesen, weswegen wir uns an ihnen orientiert haben. Das geht mittlerweile nicht mehr“, so Holger Stratmann.

„Es ist ja im Prinzip so eine Art Weltneuheit. (…) Das ist alles nicht so einfach, wie es früher war, ein Magazin in den Kiosk zu geben, und wenn das Thema gut war, zu verkaufen. Heute muss man ja auch die ganzen anderen Kanäle bespielen. Das klappt mal besser, mal schlechter.“

Dass das Fanzine „Bierschinken“ kein kommerzielles Medium ist, wird laut Wirtz als notwendige Unabhängigkeit bewahrt. Eine hohe Anzahl an Likes stellt eine Art „digitales Schulterklopfen“ dar, was zur Motivation beiträgt. Jedoch möchte Wirtz sich nicht dem Zwang hingeben, ausschließlich aufgrund der Reichweite Social-Media-Kanäle zu bespielen.

Ein unaufhaltbarer Prozess, der neue Wege erfordert

Aus der Sicht von Prof. Dr. Peter Moormann ist die Digitalisierung ein unausweichlicher Prozess, der sich auch auf den Journalismus auswirkt. Im Rahmen der Hochschule ist der Lehrplan bereits darauf ausgerichtet: „Wir lösen uns vermehrt von der Einzelmedien-Logik. Wir fragen uns eher, wie wir Inhalte intermedial aufbereiten und für die jeweiligen Kanäle die passenden Formen finden.“

Die Besucher:innen hatten die Möglichkeit, während der Podiumsdiskussion sich aktiv am Gespräch zu beteiligen und Fragen zu stellen. Foto: Helmut Sommer für Nordstadtblogger.de

Die Begeisterung für Musik ist in der neuen Generation nach wie vor vorhanden. Deutlich wird das in der regelmäßigen Nutzung digitaler Formate des Musikjournalismus.

Was früher die Frage nach den bevorzugten Printmagazinen war, ist heutzutage die Frage nach den präferierten Social-Media-Kanälen des Musikjournalismus, erklärt Moormann. Umso wichtiger ist es, sich der neuen medialen Sozialisation anzupassen.

KI im Musik-Journalismus: Zwischen Fluch und Segen

Automatisch generierte Interviews, Artikel oder Fotos – möglich ist das durch die KI. Was auf den ersten Blick praktisch erscheinen mag, wirft jedoch ethische Fragen im Journalismus auf. „Vorgestern hat eine aus der Redaktion einen Artikel gezeigt, in dem KI aus einem kleinen Input ein wunderbares Interview gemacht hat. Das ist beeindruckend und doch bedenklich zugleich“, erzählt Moormann.

Trotz der möglichen Gefahren wird KI in den Redaktionen künftig nicht komplett ausschließbar sein. Zwar ist sie bei „Bierschinken“ und „Rock Hard“ bislang nicht im Gebrauch, doch interessiert sich Stratmann für Übersetzungs-Tools. Durch die Digitalisierung ist „Rock Hard“ weltweit aufrufbar. Wenn die Inhalte zukünftig in diversen Sprachen angeboten werden, geht für Stratmann eine lang gehegte Wunschvorstellung in Erfüllung.

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