Des einen Freud, des anderen Leid: Die Mitternachtsmission kann ihre Arbeit mit Prostituierten ab dem kommenden Jahr finanziell absichern und ausweiten. Möglich wird das durch die Neuorganisation der Hilfen für die Prostituiertenarbeit durch die Stadt Dortmund.
Mitternachtsmission bekommt 88.000 Euro pro Jahr mehr
Statt mit bisher 112.000 Euro kann die Mitternachtsmission in den kommenden sechs Jahren mit 200.000 Euro Zuschuss pro Jahr rechnen. Im Umkehrschluss geht (wie berichtet) der Sozialverband katholischer Frauen mit seiner Beratungsstelle KOBER in der Nordstraße leer aus. Bislang bekam sie 146.000 Euro – Schwerpunktaufgabe war die Betreuung der Frauen auf dem seit Mai 2011 geschlossenen Straßenstrich. Durch die Neuvergabe bekommt die Stadt Dortmund nun „Hilfen aus einer Hand“ und spart künftig 58.000 Euro pro Jahr.
Reaktivierung der Kontakte in der Nordstadt
Die Mitternachtsmission wird ihre Arbeit in der Nordstadt ab 2014 wieder intensivieren: „Wir haben auch schon vor dem Mai 2011 im Sperrbezirk in der Nordstadt gearbeitet“, erklärt Andrea Hitzke, Leiterin der Einrichtung in der Dudenstraße. „Aber aus kollegialer Rücksicht haben wir das Feld an Kober abgetreten.“ Kober habe ja nach der Schließung des Straßenstrichs kein Arbeitsfeld mehr gehabt. An den alten Kontakten und Erfahrungen will die Mitternachtsmission nun anknüpfen und die aufsuchenden Angebote ausbauen. Gleiches gilt für ihre Arbeit mit minderjährigen Prostituierten und drogenabhängigen Frauen.
Mitternachtsmission setzt nicht nur auf bulgarische Sprachkenntnisse
Anders als Kober setze man auf mehrere Sprachmittlerinnen mit unterschiedlichem Sprachhintergrund. In den Kneipen, Bordellen und anderen Etablissements treffe man – anders als auf der Straße – nicht nur auf bulgarische Frauen. Diese Arbeit werde nun finanziell abgesichert: Durch den höheren Zuschuss wird die Mitternachtsmission eine Stelle zusätzlich in diesem Bereich schaffen. Bislang gab es eine halbe Stelle, die aber nur durch Spenden finanziert wurde. „Wir bekommen damit mehr Sicherheit in die Beratungsangebote“, so Hitzke. Zehn Hauptamtliche mit unterschiedlichen Stundenanteilen arbeiten für sie. Dazu kommen noch 40 Honorarkräfte mit unterschiedlichem Migrations- und/oder Sprachhintergrund, die stundenweise die Mitternachtsmission unterstützen.
Keine feste Anlaufstelle in der Nordstadt
Eine feste Anlaufstelle – Kober hat ein Büro in der Nordstraße – will die Mitternachtsmission in der Nordstadt aber nicht anbieten. „Viele Frauen wollen eine deutlich erkennbare Anlaufstelle auch nicht, weil sie nicht erkannt werden wollen“, erklärt Hitzke.
Außerdem sei ihre Einrichtung im Klinikviertel gut erreichbar, was die hohe Inanspruchnahme durch Prostituierte zeige. Das niederschwellige Angebot in der Dudenstraße – die Frauen bekommen hier Hilfsangebote, aber auch Essen, Kleidung und können duschen – werde seit Jahren gut angenommen. Zudem seien sie auch jetzt schon täglich in der Nordstadt unterwegs und für die Frauen ansprechbar.
„Unterschiedliche Ansätze“ – daher keine Kooperation mit Kober
Eine generelle Kooperation mit Kober habe die Mitternachtsmission nicht ausgeschlossen. Aber es gebe unterschiedliche Ansätze beim Streetwork und der Einstellung zum Thema Menschenhandel, die nicht vereinbar gewesen seien. „Unser Ansatz hat sich über Jahre bewährt“, so Hitzke. „Für die Kolleginnen tut mir das natürlich leid. Aber wir können uns jetzt breiter aufstellen, Hilfen aus einer Hand anbieten und unsere eigene Arbeit absichern.“
Herbstbasar für den guten Zweck am kommenden Samstag
Wer sich über die Arbeit der Mitternachtsmission informieren und sie vielleicht sogar unterstützen möchte, ist auf dem 17. Dortmunder Herbstbasar der Einrichtung willkommen. Er findet am Samstag, 16. November, von 11 bis 17 Uhr im Reha-Zentrum Emmerich, Gutenbergstraße 73, statt. Dafür werden noch Spenden benötigt. Mehr Information zum Basar und anderen Themen auf der Internetseite der Mitternachtsmission.
Weitere Links zum Thema:
- Stadt dreht KOBER den Geldhahn zu – doch die Beratung für Prostituierte geht auf Landesebene weiter
- Stadt soll „KOBER“ und „Café Berta“ weiter fördern
- 2013 – Offener Brief Kober