Lange Zeit war der Sommer bisher nichts als Regen, Regen und noch mehr Regen. Umso hungriger werden die Menschen wieder auf die Straßen, in Parks, Freibäder, Cafés und was sich sonst noch so alles anbietet, drängen, sobald die Sonne wieder durch die Wolken kommt und die Luft erwärmt. Heiße Tage können in einer Großstadt aber ganz schön anstrengend sein, deshalb ist es wichtig zu wissen, wo sich das nur für kurze Zeit einstellende Sommerwetter am besten genießen lässt. Unser Gastautor Florian Kohl von den LastJunkiesOnEarth zählt für uns seine zehn wichtigsten Tipps auf, wie die Nordstadt im Sommer besonders lebenswert wird.
Der Hoeschpark – das grüne Wohnzimmer des Borsigplatzes
Im Schatten großer Parks wie Fredenbaumpark, Wischlingen oder Westfalenpark führt der Hoeschpark ein eher unscheinbares Dasein, zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung. Tatsächlich ist da im Sommer aber richtig Halli Galli. Das liegt zum einen am Freibad (muss jeder für sich entscheiden, wie man zu Massenbaden steht), aber eben bei weitem nicht nur.
Natürlich eignet sich der Hoeschpark, der in diesem Jahr sein 75-jähriges Bestehen feierte, wie jeder andere auch wunderbar für ein entspanntes Picknick oder ausgedehnte Sonnenbäder, aber das wirklich besondere dort ist, dass man währenddessen, den Erstligabaseballern von den Wanderers, den Erstligafootballern von den Giants und diversen Fußballvereinen beim Training oder Spiel zuschauen kann.
Es gibt in Dortmund nämlich noch mehr als den BVB (der übrigens dort, wo heute der Hoeschpark steht, seine erste Spielstätte hatte). Und einen Club gibt es dort übrigens auch, der lange Jahre unter dem Namen Mad Club bekannt war, seit letztem Jahr aber Do-Bo Villa heißt und vor allem mit elektronischer Musik aufspielt.
Musik.Kultur.Picknick auf dem Nordmarkt (ab 17. Juli)
Seit 14 Jahren schon ist der Nordmarkt das Zuhause der Veranstaltungsreihe Musik.Kultur.Picknick, in deren Rahmen rund einen Monat lang jeden Sonntag Dortmunder Bands, Essens- und Infostände diverser Kulturvereine das ganze Viertel zusammentrommeln.
Das Publikum verteilt sich über die komplette Bandbreite an Generationen und Kulturen, und während manche die Nordmarkt-Sonntage zu einem Familienausflug gestalten, gehen andere explizit für die Musik hin oder machen vom kulturellen Informationsangebot Gebrauch.
Das ist Nordstadt at its best und befreit den Nordmarkt wenigstens vorübergehend von seinem zweifelhaften Image. Bei allen den Problemen, die leider auf dem Nordmarkt existieren: diese Sonntage zeigen, dass man auch da eine gute Zeit haben kann.
Rugby in der Sommerpause – inklusive Länderspiel gegen Belgien
Die Nordstadt ist bekannt für außergewöhnliche Sportarten, die es in der Stadt nur hier gibt. American Football, Baseball und auch Rugby wird hier gespielt. Gleich zwei spannende Spiele bzw. Turniere richtet der Rugby Football Club Dortmund in den Sommerferien aus.
Am 23. Juli gibt es ein Rugby-League-Turnier in der Nordstadt. Es ist das abschließende Turnier der Turnierreihe der Nationalen Rugby-League-Deutschland e.V. (NRLD).
Die Turnierreihe gilt vor allem der Präsentation interessierter Spieler gegenüber dem Nationaltrainergespann Bob Doughton (RFC Dortmund) und Simon Cooper (TSV Karlshöfen).
Zunächst findet ab 11 Uhr eine Einführung in den League Sport statt, an der alle Interessierten teilnehmen können. Im Anschluss wird Rugby League im 9er Modus, d.h. mit neun Spielern pro Seite, in Turnierform gespielt. Der Tag endet mit einem regulären League Spiel mit 13 Spielern pro Seite. Auch interessierte Zuschauer sind herzlich Willkommen. Der Eintritt ist frei.
Wer es in die Auswahl schafft, wird am 6. August beim Länderspiel gegen Belgien im Rugby League in Dortmund antreten. Es findet im Rahmen des neuen Dreiecksturniers statt, an dem Belgien, Deutschland und die Niederlande teilnehmen.
Ankick der Partie ist 16.30Uhr. Belgien ist als starker Gegner einzustufen, belegt auf aktuellen Weltrangliste ist Belgien an Platz 17 und auf Europaebene Platz 10. Die deutsche Mannschaft steht im internationalen Vergleich auf Platz 22 und im europäischen an 14. Position.
Der Eintritt der Veranstaltung beträgt fünf Euro. Für DortmundPass-BesitzerInnen, Kinder und Jugendliche unter 17 Jahren ist der Eintritt kostenlos. Für SchülerInnen und Studierende wird es einen Nachlass geben.
Summersounds DJ Picknick im Fredenbaumpark (23. Juli)
Nicht fehlen darf im sommerlichen Programm der Besuch eines „Umsonst & Draußen“ – ein Klassiker der warmen Jahreszeit. Eine Atmosphäre irgendwo zwischen riesen-Picknick, Gartenparty, Lounge im Grünen und mini-Festival erwartet einen, wenn die Summersounds DJ Picknicks wieder durch Dortmund ziehen.
Über 100 Liegestühle, eine mobile Bar, Essensstände von Currywurst bis Frozen Yogurt und wechselnde Funsport-Angebote machen den besonderen Charme der alljährlichen Dortmunder U&D-Karawane aus.
Die einzige Station in der Nordstadt ist der weitläufige Fredenbaumpark, wo Ante Perry und Konsorten vom „Be an Ape“-Kollektiv auflegen, bis die Sonne untergegangen ist.
Abhängen am Kanal – Der besondere Sommer am Wasser
Die fließenden Gewässer des Ruhrgebiets haben nicht unbedingt den besten Ruf. Zugezogene beispielsweise denken oft noch, dass die Berührung mit dem Wasser der Ruhr schon fast lebensgefährlich wäre – die haben ja keine Ahnung!
Bevor ihr auf den Gedanken kommt, Gästen den Phoenix-See als Aushängeschild von naturnaher Erholung im Ruhrgebiet zu zeigen: Nehmt sie im Sommer mal mit an den Kanal ganz am Ende des Fredenbaumparks.
Schaut den Ruderern zu, schwimmt eine Runde und zeigt ihnen, dass das in anderen Teilen Deutschlands gepflegte Image vom stinkenden, dreckigen Moloch dem Ruhrgebiet nicht mehr gerecht wird.
Außerdem gibt es nicht so viele andere Möglichkeiten, außerhalb von Freibädern mal ans Wasser zu kommen.
Der Flohmarkt im Fredenbaumpark (6. August)
Große Trödel haben in Dortmund Tradition und genießen einen hohen Stellenwert – der Andrang zu den wenigen Terminen der größten beiden Flohmärkte (im Westfalenpark und im Fredenbaumpark) ist immer enorm.
Selbst wenn das Wetter nicht mitspielt, zeigen sich die Dortmunder als äußerst trödelfreudig. Vertreten ist stets alles zwischen Kleinstständen, auf denen der Keller ausgemistet wird, bis hin zu Profiverkäufern von beispielsweise Schallplatten, Elektrogeräten oder Möbeln.
Im Fredenbaumpark gehen Flohmarkt- und Parkbesuch eine perfekte Symbiose ein – wem vom vielen Stöbern mal der Kopf schwirrt, findet Entspannung bei einem Waldspaziergang, einem halben Stündchen auf der Wiese oder einer Runde Bötchenfahren auf dem See.
Der Dortmunder Hafenspaziergang (27. August)
Obwohl Dortmund den größten Kanalhafen Europas hat und das Hafenviertel nach wie vor recht attraktiv für Studenten, Kreative und Alternative ist, kennen besonders jene, die nicht in Dortmund aufgewachsen sind, vom Hafen selbst oft nicht mehr als das mehr oder weniger stillgelegte Hafenbecken am Fuße des alten Hafenamtes.
Das mag durchaus daran liegen, dass ein Industrie- und Gewerbegebiet nicht gerade zum Spazieren einlädt, aber den Hafen als irgendein beliebiges Business-Viertel zu verstehen, würde bedeuten, seine Geschichte und seine besondere Kultur zu verkennen.
Dafür gibt es jedes Jahr den Hafenspaziergang, ein bemerkenswert umfangreich organisiertes Ein-Tages-Festival über den gesamten Bezirk hinweg, bei dem man den alten und den neuen Hafen mitsamt seiner Kneipen, Ausstellungsorte und geschichtsträchtigen Plätze kennenlernen kann.
Die Atmosphäre ist an diesem Tag superspeziell, das ganze Viertel ist auf den Beinen und bei all dem Trubel bleibt es eigentlich recht entspannt. Mindestens einmal muss man da mitgemacht haben.
Das Holi Festival of Colours (27. August)
Für alle, die davon noch nie gehört haben: Bei dem an die indische Tradition des Frühlingsfestes angelehnten Holi Festival handelt es sich im Grunde genommen um eine Farbparty.
Den ganzen Tag über sorgen DJs von einer Bühne aus für Musik und koordinieren, dass alle Partybesucher möglichst gleichzeitig Farbpulver in die Luft werfen.
Also im Endeffekt sowas wie eine Outdoor-Party, bei der am Ende alle aussehen, als wären sie in den 90ern einmal durch alle Batik-Töpfe gehüpft. Ist schön spaßig, sollte man aber am besten nicht so übermäßig eitel für sein.
Schlemmen bei Janka’s
Sommer in der Nordstadt besteht nicht nur aus Tanzen, Feiern oder auf der Wiese lümmeln. Aber auch im bisweilen weniger vergnüglichen Alltag finden sich in der Nordstadt Möglichkeiten – zum Beispiel auf ein Feierabend-Essen mit Freunden bei Jankas, einem renommierten Szenerestaurant mit alternativem Charme.
Französische Chansons, Biergarten, selbstangebaute Kräuter und Gemüse…kaum jemand würde sowas nur wenige Meter vom Nordmarkt entfernt vermuten. Dabei macht genau das eben die Nordstadt aus; sie überrascht. Dich. Sie hat dienstags bis samstags geöffnet.
Djelem Djelem – 3. Roma-Kultur-Festival (28.08. bis 11. 09.)
Bevor der Sommer sich verabschiedet und dem stürmischen Herbst Platz macht, findet in Dortmund zum dritten Mal das Festival „Djelem Djelem“ statt, bei dem man die mit Klischees behaftete Roma-Kultur entdecken kann.
Jeder kennt sie vom Hörensagen, kaum jemand kann wirklich etwas über sie sagen, deshalb ist das eine wirklich wichtige Aktion, die wunderbar ins Nordstadt-Feeling passt.
Verteilt auf mehrere Veranstaltungsorte liegt der Fokus des Festivals auf der Nordstadt und insbesondere auf ihrem Kulturtempel, dem Depot.
Es ist nie zu spät, einander kennenzulernen und das Djelem Djelem spielt in diesem Zusammenhang eine zentrale Rolle.