Die Stadt sieht viel Potenzial für das Konzept nicht nur in der Innenstadt

Mehr Raum fürs Carsharing: In Dortmund sollen weitere Stellplätze fürs „Autoteilen“ entstehen

Übersichtskarte der Carsharing-Analyse mit den Zellen im Dortmunder Stadtgebiet. Übersichtskarte: Stadt Dortmund

In vielen Quartieren in Dortmund gibt es zu viele Autos für zu wenige Stellplätze. Daher fördert die Stadt Dortmund bereits seit 2021 das Carsharing. An zwölf Standorten wurden bereits je zwei dafür reservierte Stellplätze eingerichtet. Nun soll das Konzept ausgeweitet werden. Beim Carsharing („Autoteilen“) besitzt man ein Auto nicht selbst, man teilt es sich mit anderen. Halter der Carsharing-Fahrzeuge ist ein Carsharing-Anbieter. Die Rückmeldungen der Carsharing-Unternehmen auf Dortmunder Stadtgebiet haben gezeigt, dass die reservierten Stellplätze im Straßenraum anbieterscharf zugeordnet werden sollten. Genau das will die Stadt jetzt umsetzen – und dabei die Zahl der Stellplätze erheblich ausweiten. Die Anbieter bekommen Stellplätze für ihre Fahrzeuge exklusiv zugewiesen. Zuvor müssen sie sich auf die Standorte bewerben.

Durch ein Raster wurden die besten „Carsharing-Orte“ ausgemacht

So werden künftig die Carsharing-Stellplätze im öffentlichen Raum ausgewiesen. Bundesanstalt für Straßen- und Verkehrswesen

Um das Potenzial für Carsharing in Dortmund zu beurteilen haben die Mobilitätsplaner:innen das Stadtgebiet in ein Raster aus gleich großen quadratischen Zellen (500 m x 500 m) eingeteilt und analysiert. Bewertungskriterien waren die ÖPNV-Qualität (fußläufige Erreichbarkeit von Bus-, Stadtbahn-, H-Bahn-, S-Bahn-, Regionalbahn-Haltestellen), die Einwohnerdichte, der Motorisierungsgrad und bereits vorhandene Carsharing-Standorte.

Auf dieser Basis konnten die Planer:innen von stadtweit insgesamt 1241 Zellen die besten 188 Zellen mit hohem Carsharing-Nutzungspotenzial ausmachen – sowohl in der Innenstadt als auch in den Stadtteilen. Bis zur Bewerbungsphase der Carsharing-Unternehmen soll eine geoweb-basierte Kartendarstellung zur Verfügung stehen.

Besonders interessant ist Carsharing dort, wo Bus- und Bahnstationen in der Nähe liegen. Das vereinfacht den Umstieg und steigert das Nutzungspotenzial: Der ÖPNV ist ein wichtiger Zubringer zu den Carsharing-Stationen.

Auch Außenstadtbezirke sollen vom Carsharing profitieren

Die Flächen für stationsbasiertes Carsharing sollen einem oder mehreren geeigneten Carsharing-Anbietern (anbieterscharf je Stellplatz) für vier Jahre zur Verfügung gestellt werden. Je Zelle sollen maximal acht Carsharing-Stellplätze vergeben werden, um ein Überangebot zu vermeiden und die Anzahl an Stellplätzen im öffentlichen Straßenraum nicht unverhältnismäßig stark zu verkleinern.

Damit sich das Angebot nicht auf die Innenstadt beschränkt, müssen sich Unternehmen pro innerstädtischer Zelle immer auch auf eine Zelle in einem Außenstadtbezirk bewerben. Das Verhältnis von Carsharing-Stellplätzen im innerstädtischen Bereich zu denen außerhalb der Innenstadt wird nicht vorgegeben. Beispielsweise könnte sich ein Anbieter auf Zelle 709 (Innenstadt) mit vier Carsharing-Stellplätzen und auf Zelle 543 (Außenstadt) mit zwei Carsharing-Stellplätzen bewerben.

Künftig soll der Ausbau von Elektro-Carsharing gefördert werden

Nach und nach soll auch die Elektrifizierung der Carsharing-Flotten vorangetrieben werden. Aktuell liegt im Bundesdurchschnitt der Anteil der voll-elektrischen Fahrzeuge bei den stationsbasierten Carsharing-Unternehmen bei circa 5 Prozent. Damit sich dies ändert, braucht es an den Carsharing-Stellplätzen eine leistungsfähige Ladeinfrastruktur.

An den meisten Standorten wurden nachträglich Zusatzschilder mit dem Verweis aufs Abschleppen angebracht - das wirkte.
An den meisten Standorten wurden nachträglich Zusatzschilder mit dem Verweis aufs Abschleppen und den Anbieter angebracht – das wirkte. Foto: Alexander Völkel für die nordstadtblogger.de

Ladesäulen rentieren sich für die Betreiber ab vier Ladevorgängen pro Tag. Die Kombination von Ladesäuen und Carsharing-Stellplätzen würde sich aufgrund der mangelnden Fluktuation daher wohl nicht rechnen. 

Die Stadt wird hierzu eine Strategie erarbeiten, die auch auf neuen Förderprogrammen aufbaut. Für die erste Ausschreibung schlägt die Stadt deshalb vor, einen Mindestanteil an batterieelektrischen Fahrzeugen zu fordern, der die aktuellen Bedingungen ausreichend berücksichtigt, die Carsharing-Unternehmen aber nicht überfordert.

Parallel arbeitet die Stadt bereits an einer Strategie, mit der sie eine flächendeckende und nutzerfreundliche Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge im öffentlichen Raum vorantreiben will.

So geht es weiter

Das stadtweite Carsharing-Konzept soll im Anschluss an den Ratsbeschluss am 22. Mai 2025 ausgeschrieben werden. Bis die Stadt den erfolgreichen Bewerbern die Sondernutzungserlaubnisse erteilen kann, dauert es etwa drei Monate. 

Darin enthalten sind mögliche Verhandlungsverfahren, falls sich mehrere Anbieterfirmen für dieselben Plätze bewerben sowie die Abstimmungen zu den genauen Standorten mit der Straßenverkehrsbehörde. Das bedeutet, dass die ersten neuen Carsharing-Stellplätze im ersten Quartal 2026 genutzt werden könnten.

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Reaktionen

  1. Cornelia Wimmer

    Ja bitte: Weniger Autos. Car-Sharing ist sicher ein Schritt, ein sehr guter ÖPNV wäre ebenfalls einer und ein wirkungsvollerer. – Trotzdem ist die Initiative zu würdigen: Jedes Auto weniger zählt.
    Nicht nur die City, auch die Randbezirke ächzen unter ihrer Blechflut. Eine Neuaufteilung des Stadtraums für ALLE seine Nutzer braucht Platz, und der ist nicht da, solange es nicht gelingt, die Zahl der Autos signifikant zu reduzieren. – Als Frei- und Erholungsflächen und Klimapuffer geeignete Areale werden solange keine werden, als es nötig- und wohl auch lukrativ – erscheint, sie mit Garagen bestückt zu halten und dazwischen eine gepflasterte Rangierfläche von einer Größe vorzuhalten, die der Auffahrt zu einem Barockschloss würdig wäre. Und eine belebte Stadt bekommen wir – vielleicht ! – wieder, wenn endlich die Geräusche weniger und die Luft besser wird und man sich nicht über etliche mit Bettelampeln bestückte vielspurige Straßen dorthin vorkämpfen müsste. Effiziente Schritte sind nötig und es scheint dringend, sie zu gehen. Denn der Zustand der Stadt ist kein guter.

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