Von Susanne Schulte
Matthias Hüppe und Meinolf Schwering gehen zum Wohl von Lanstrop auf die Straße und in die Bezirksvertretung, haben das Geschehen auf der Mülldeponie im Blick und die jeweiligen Eigentümer der Siedlung machten – erfolgreich – Aktionen gegen die einst geplante Forensik und für eine sichere Auf- und Abfahrt zur Autobahn. Sie räumen Müll weg, bauen Martinsmarkt-Buden auf und arbeiten an einem Konzept für das Haus Wenge. Und so ganz nebenbei sind sie zu gefragten Fremdenführern durch ihren Ort geworden. Sie zeigten und erklärten im Sommer auf Bitten der AWO die Schönheiten und Besonderheiten Lanstrops während eines kostenlosen zweistündigen Rundgangs. Diese Premiere gelang derart gut, die Gäste waren so begeistert und erzählten das herum, dass auch die zweite Tour im Nu ausgebucht war. Die beiden Männer zucken aber nur lässig mit den Schultern auf die Frage, wie sie das alles so hinkriegen: „Die Siedlergemeinschaft hat schon immer Politik für ganz Lanstrop gemacht, hat sich immer eingemischt.“
Zwei Männer, ein Ziel: Der Ort in Dortmunds Nordosten muss lebenswert bleiben
Doch ihre Ämter – Matthias Hüppe ist seit 2002 Vorsitzender der Siedlergemeinschaft, Meinolf Schwering wurde zwei, drei Jahre später sein Stellvertreter – erklären dieses Engagement und die Leidenschaft, um nicht zu sagen Liebe, für Lanstrop nicht alleine.
Bei den Ortsrundgängen schwärmen sie immer wieder von dem vielen Grün, von dem Zusammenhalt der Menschen, von willensstarken katholischen Pfarrern, die in St. Michael predigten, von der gelungenen Integration geflüchteter Menschen.
Beide Männer sind nicht in Lanstrop geboren. Matthias Hüppe hat familiäre Wurzeln in dem Ort, verbrachte seine Ferien stets bei der Großmutter, bevor seine Familie 1963 von Lünen ebenfalls dorthin zog. Meinolf Schwering kam durch seine Frau, eine gebürtige Lanstroperin, in das Dorf. Das war 1982. Über die katholische Gemeinde lernten sie sich kennen, richtig gut während eines Besinnungswochenendes im Kloster. ___STEADY_PAYWALL___
Bürgerinitiative gegen die Müllkippe hatte recht: Es wurde viel zu groß geplant
Neben der Gemeindearbeit machen beide seit Jahrzehnten Politik. Schwering ist seit 30 Jahren stellvertretender Vorsitzender der Bürgerinitiative gegen die Müllkippe Dortmund Nord-Ost, eine Müllkippe, die längst geschlossen sein müsste. „1994 hieß es, die werde 25 Jahre in Betrieb sein. Aber sie ist jetzt nicht einmal zur Hälfte verfüllt.“ Damals habe man den Lanstroper*innen Bilder gezeigt, wie das Gelände 2019 aussehen sollte: „Mit vielen Bänken und Bäumen.“ Hätte die Bürgerinitiative sich Anfang der 1990er Jahre nicht gewehrt gegen die Pläne, gäbe es heute den See nicht mehr. „Wir haben immer gesagt: Die planen viel zu groß.“
Mit Technik und Schnelligkeit gegen die Gerüchteküche
Als die Stadt Lünen eine Forensik an der Grenze zu Lanstrop bauen wollte, schrieb Matthias Hüppe einen offenen Brief dagegen an die Lokalzeitung. Er bekam Unterstützung aus der heimischen Politik und wurde, wie er heute sagt, „das Gesicht der Kampagne“. Nicht auf das Nein-Sagen habe man sich konzentriert, sondern auf das Ja-Sagen: „Ja zu Lanstrop“, nannte sich die Initiative, die es immer noch gibt und die Erfolg hatte.
„Wir haben auf die Vernunft gesetzt.“ Auch die geschlossene Facebook-Gruppe heißt so, über die heute die 500 angemeldeten Nutzer*innen flugs alles Wichtige erfahren, was Lanstrop betrifft. „Es ist ganz wichtig, die Lanstroper zu informieren und nicht die Gerüchteküche anzuheizen.“ Wie vor einiger Zeit, als sich herumsprach, dass das Haus Wenge saniert werden würde. „Da erzählte jeder, dort würden Flüchtlinge untergebracht“, sagt Meinolf Schwering.“
Straße von und zur A2 sicher geworden
Damit diese Geschichten nicht das Miteinander im Ort beeinträchtigen, sitzt Matthias Hüppe während Sitzungen der Bezirksvertretung Scharnhorst auf den Zuschauer*innenstühlen und informiert anschließend alle in der Gruppe. „Wir fühlten uns als Lanstrop in diesem Gremium immer unterrepräsentiert.“ Aber nachdem die Straße von und zur Auffahrt auf die A2 auf Betreiben der Initiative durch Verengung und ein Tempolimit kaum noch Unfälle erlebt, haben Hüppe und Schwering den Eindruck: „Wir werden jetzt wahr- und ernstgenommen.“
Ein Rundgang durchs Dorf ist immer ein Vergnügen – wenn Hüppe und Schwering erzählen
Und die geführten Touren durch den Ort – das alte Dorf macht Lust auf Urlaub zwischen See und Wald – tun sicher ein Weiteres. Die beiden Männer, die während ihrer Berufsleben bei der Telekom arbeiteten, erzählen Geschichten rund ums erste und einzige Telefon in Lanstrop, von Adeligen und Künstler*innen, vom besten Apfelkuchen weit und breit, vom ersten Traumschiff-Kapitän, von Bauern und Gastwirtschaften.
Selbst Lanstroper*innen, die sich mit auf den Weg machten, waren immer wieder platt, was sich alles in ihrem Ort zugetragen hat. Wenn auch viel des Erzählten Geschichte ist, manches auch Zukunft, wie die Nutzung des Haus Wenge als Bürgerhaus, eines gilt nach wie vor: Lanstrop ist Dortmunds einziger Stadtteil ohne Ampel.
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