„Masterplan Wissenschaft Dortmund“: Viel Lob bei Evaluation zur Umsetzung – ExpertInnen sehen noch Handlungsbedarf

Evaluation für die Umsetzung des Masterplans vorgestellt; nicht schlecht, geht besser. Fotos: Karsten Wickern
Evaluation für die Umsetzung des Masterplans vorgestellt: nicht schlecht, gut!, geht besser. Fotos: Karsten Wickern

Dortmund möchte eine Wissenschaftsstadt werden. 2013 hatte der Stadtrat daher auf Vorschlag von OB Ullrich Sierau den „Masterplan Wissenschaft Dortmund“ zur Weiterentwicklung der Kommune als Wissenschaftsregion beschlossen. Fünf Jahre nach dem Start hat sich der Plan nun der Evaluation einer Kommission von ExpertInnen unterzogen. Das Fazit ist überwiegend positiv. Eine Vielzahl der anvisierten Maßnahmen ist bereits abgeschlossen, nur noch ein kleinerer Teil in Arbeit. Die Kommission sieht an einigen Stellen allerdings Verbesserungsbedarf.

Dortmund: Eine junge Stadt der Wissenschaft plant Großes, möchte aber bescheiden bleiben

Prof. Ursula Gather - Rektorin TU Dortmund
Prof. Ursula Gather, Rektorin TU Dortmund: für realistische Erwartungen, Cambridge liegt woanders

Mit dem „Masterplan Wissenschaft“ hatte der Rat der Stadt im Jahr 2013 die Umsetzung von 100 Maßnahmen beschlossen, um den Wissenschaftsstandort Dortmund zu stärken. Knapp fünf Jahre später, im Mai 2018, hat sich nun eine Kommission aus acht unabhängigen GutachterInnen mit dem Vorhaben beschäftigt. Ihre Aufgabe: Beurteilung von Fortschritt, Wirksamkeit und Perspektiven des Plans.

Sowohl Maßnahmen zur Standortentwicklung und Vernetzung, als auch die Forschungsleistung in fünf wissenschaftlichen Kompetenzfeldern wurden dabei begutachtet. Das Ergebnis stellten die Verantwortlichen jetzt vor. Bis dato gelten zwei Drittel der 100 Maßnahmen als umgesetzt, etabliert oder beschlossen.

„Dortmund ist auch im bundesweiten Vergleich ein großer Hochschul- und Wissenschaftsstandort“ erkennt die Kommission an. Denn in Dortmund sind sieben Hochschulen mit nahezu 52.000 Studierenden und rund zwanzig Wissenschaftseinrichtungen ansässig. „Dortmund ist nicht Cambridge oder Oxford, wir sind eine junge Wissenschaftsstadt.“ warnt Prof. Ursula Gather, Rektorin der TU, vor überhöhten Erwartungen. In der relativ kurzen Zeit habe sich Dortmund aber einen guten Ruf erarbeitet. 

Die ExpertInnenkommission stellte auch heraus, wie die Stadt von der Wissenschaft profitiert: Nicht nur WissenschaftlerInnen zeigten großes ehrenamtliches Engagement bei der Vernetzung von Wissenschaft und Stadtgesellschaft. Auch Studierende bereicherten das gesellschaftliche Zusammenleben, etwa durch Ehrenämter bei der Flüchtlingshilfe. Die Wissenschaft sei zudem stark an Dortmunds ausgeprägter Gründungskultur beteiligt, was sich unter anderem in den Gesellschafterstrukturen des TechnologieZentrumDortmund spiegle. 

Kommission lobt Forschungsniveau der Stadt in verschiedenen wissenschaftlichen Handlungsfeldern

Es gab Zeugnisse. Scheinen nicht so schlecht ausgefallen zu sein.
Es gab Zeugnisse, scheinen nicht so schlecht ausgefallen zu sein. Zweiter v.r.: Prof. Manfred Prenzel, Vors. der Evaluationskommission

OB Sierau zeigte sich überaus zufrieden mit dem Urteil: „Wir wissen, dass Dortmund eine Wissenschaftsstadt ist. Hier arbeiten Wissenschaft, Wirtschaft und Zivilgesellschaft Hand in Hand an der Zukunftsfähigkeit unserer Stadt. Dies werden wir noch stärker nach außen tragen. Hierzu entwickeln wir gerade unter dem Motto ,Eine Stadt. Viel Wissen‘ gemeinschaftlich ein Konzept für die Öffentlichkeitsarbeit.“

Die Kommission bestätigte auch, dass Dortmund in den Kompetenzfeldern Logistik, Produktionstechnik, Energie, Biomedizin und Wirkstoffforschung
sowie in der Schulforschung hervorragende Wissenschaft leiste.

„Die Kommission empfiehlt mit Nachdruck, die fünf Kompetenzfelder weiterzuführen“, lautete das Gesamturteil. Auf diesen Gebieten kommen wichtige Impulse aus Dortmund, etwa zum „Internet der Dinge“ sowie Techniken zur Vorhersage von Produkteigenschaften oder auch internationale Schulleistungsstudien wie IGLU. „Das ist ein hervorragendes Ergebnis für den Wissenschaftsstandort Dortmund und Ansporn für weitere Spitzenforschung“, sagte Prof. Ursula Gather.

Verbesserungspotential bei Infrastruktur für Radverkehr und in Sachen Öffentlichkeitsarbeit für Zielgruppen

Prof. Detlef Müller-Böling, Hinweise, wie (anders) weiter
Prof. Detlef Müller-Böling, Hinweise, wie weiter

Auch wenn ein Großteil der Maßnahmen bereits erfolgreich abgeschlossen wurde, sieht die Kommission in einigen Punkten Verbesserungspotential. So ist z.B. die Fahrrad-Infrastruktur auf dem Campus weiterhin ein Problem. „Das Campusgebiet ist durch regionale und kommunale Radwege bislang nur eingeschränkt erschlossen“, heißt es in dem Bericht.

Kritisiert wird auch, dass die Informationen zur Wissenschaftsstadt Dortmund durch die Öffentlichkeitsarbeit nicht hinreichend auf Zielgruppen hin adaptiert verbreitet werden. Für die Kommunikation sollten demnach auch Medien wie Blogs und Videoportale eingesetzt werden.

In ihrem Endbericht stellte die Expertenkommission auch Empfehlungen zur weiteren Entwicklung zusammen: Beispielsweise sollen zusätzliche Maßnahmen zum studentischen Wohnen ebenso Bestandteil eines Masterplans 2.0 werden wie die Erarbeitung eines ganzheitlichen Radverkehrskonzepts und eine bessere Beschilderung zum Campus. Auch ermutigte die Kommission die wissenschaftlichen Einrichtungen zu mehr Zusammenarbeit: Gegenseitige Verweise im Veranstaltungsverzeichnis seien ebenso wünschenswert wie gemeinsame Personalentwicklungskonzepte für institutionenübergreifende Kompetenzfelder.

„Wir haben eine Menge Lob für den bisherigen Plan, aber auch eine Vielzahl von Hinweisen bekommen, wie wir den Masterplan über 2020 hinaus fortsetzen sollen. Das werden wir kraftvoll anpacken“, sagte Prof. Detlef Müller-Böling, Beauftragter für den Masterplan in der Stadt.

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