So langsam füllt sich der Steinplatz. Am Eisengießerbrunnen treffen immer mehr Kinder mit Laternen in Begleitung ihrer Eltern ein. Rasch verteilt Nicole Ausbüttel noch Zettel mit den Texten der Martinslieder. „Der Martinszug findet schon seit circa. 20 Jahren in Zusammenarbeit mit dem Dietrich-Keuning-Haus statt“, erklärt die erste Vorsitzende der Interessengemeinschaft Münsterstraße. Am Nachmittag wurden schon tausend Martinsbrezel an die Kinder in der Nordstadt verteilt.
Knapp 500 Teilnehmerinnen und Teilnehmer ziehen über die Münsterstraße
Zwei ältere Passanten erinnern sich das in ihren Laternen früher noch Kerzen für die Beleuchtung sorgten: „Da ist die eine oder andere Laterne auch schon mal abgebrannt und das Geschrei war dann groß“, werden Kindheitserinnerungen wach. Nun kommt auch endlich Sankt Martin auf Schimmel Cabalino angetrabt. Es kann losgehen.
Begleitet wird er von Werner Dominke, der ehemalige Hauptkommissar hat seine Polizeiuniform gegen das Gewand eines römischen Legionärs getauscht. Er führt den Zug an und gibt den Kindern, die an der Josephskirche den Zug komplettieren, freundlich Anweisungen. „ Da muss der Sankt Martin durch, macht mal bitte Platz“. Rund 450 Kinder und Erwachsene ziehen nun weiter über Münsterstraße und Heckenstraße zum Dietrich-Keuning-Haus.
Die alte Legende von Sankt Martin stammt aus Frankreich
Auf der Leopoldstraße bemerken zwei jugendliche Passanten angesichts des seltenen Erscheinung in der Nordstadt erstaunt: „Eyh, guck mal Alter, da kommt ein Pferd…?“ Offensichtlich können die Beiden mit der Geschichte des Heiligen nichts anfangen.
Der spätere Bischof von Tours wurde zu Beginn des vierten Jahrhunderts nach Christus als Sohn eines römischen Militärtribuns geboren. Während seines Militärdienstes in der Legion, traf er vor den Stadtmauern von Amiens eine frierenden in Lumpen gehüllten Mann mit dem er seinen Mantel teilte.
In der Nacht darauf erscheint ihm Christus im Traum mit dem Worten: „Ich bin nackt gewesen und ihr habt mich gekleidet … Was ihr getan habt einem von diesen meinen geringsten Brüdern, das habt ihr mir getan.“ (Quelle Wikipedia) Als Bischof soll Martin lieber in Holzhütten vor der Stadt gelebt haben. So sollte er nicht nur Vorbild für die Kinder sein , sondern auch für seine heutigen Brüder im Amte. Er starb im Alter von 81 Jahren am 8. November 397.
Zug endet mit Martinsaufführung am Dietrich-Keuning-Haus
Am Dietrich-Keuning-Haus angekommen sitzt da auch schon bibbernd ein spärlich bekleideter junger Mann. Legionär Dominke erzählt den Zuhörerinnen und Zuhörern die Legende von Sankt Martin. Gemeinsam singen sie Lieder, der Spielmannszug der nördlichen Schützen sorgt für die musikalische Begleitung. „Der Hahn der kräht, die Katz miaut, rabimmel, rabammel rabum.“
Die Kinder und ihre Eltern aus fast so vielen Ländern, wie am Nachmittag Brezel verteilt worden sind, interessieren sich für die Diskussionen um die Umbenennung des Festes an diesem Abend nicht.
Endlich wird auch der Frierende erlöst. Martin teilt mit dem Schwert den Mantel mit ihm. Werner Dominke bittet die Kinder zum Abschied der Botschaft Sankt Martins in Zukunft zu gedenken, „…und teilt mal was, gebt der großen Schwester auch etwas ab.“