Mannis Dart-Eck: Ein Leben für den Dartssport

Die Gläubigen, Dart-Club von Manni Piechota
Die Gläubigen, Dart-Club von Manni Piechota (rechts). Fotos: Klaus Hartmann

Manni ist immer da – vor und hinter der Theke. Der Dartclub ist sein Leben. Urlaub kennt der 66-Jährige nicht:  „Er hat doch uns als Urlaub“, sagt Stammgast Andreas „Buggy“ Burkert lachend. „Wenn er Urlaub hat, dann sind wir etwas netter zu ihm“, schiebt Hans-Georg („HG“) Stotz nach.

Ein Kind der Nordstadt: Manni braucht keinen Urlaub

Nein, Urlaub braucht Manfred Piechota, den alle nur liebevoll „Manni“ nennen, nicht. Seit zehn Jahren war er schon nicht mehr weg. Sechs Tage die Woche hat seine Kneipe in der Burgholzstraße geöffnet. Nur sonntags ist zu. Aber auch nicht so richtig: Alle vierzehn Tage gibt es ein Meisterschafts-Heimspiel. „Ich mache dann dafür natürlich auf“, sagt Manni. „Das ist dann ein freier Tag mit Unterbrechung.“

Wie lange er schon in der Gastronomie arbeite? Manni runzelt die Stirn: „Zu lange“ murmelt er und seine Gäste lachen herzlich. Seit 18 Jahren hat er das Dart-Eck. Doch schon immer hat er in der Gastronomie gearbeitet. Es liegt wohl in den Genen – viele seiner Familie sind oder waren in der Branche. Mutter, Onkel, selbst seine Nichte – „Kneipe war ihr Ding“, sagt Manni. Er ist ein Kind der Nordstadt: Geboren und aufgewachsen an der Schützenstraße. „Mittendrin, nicht nur dabei“ sagt der 66-Jährige.

Trägerverein hat den Dart-Club in der Nordstadt übernommen

Die Gläubigen, Dart-Club von Manni Piechota
Die Gläubigen, Die Glücksritter und Die Hoffipiraten spielen im Dart-Club in der Nordstadt.

Bevor er diese Kneipe übernahm, gehörte ihm das Schiller-Eck. Wobei „gehören“ ist mittlerweile der falsche Begriff. Im August 2010 haben sie einen Trägerverein gegründet und Manni ist eigentlich seit einem Jahr Rentner. Doch geändert hat sich für ihn dadurch nichts. Er steht noch immer hinter der Theke. Die einzige Änderung: Die Kneipe macht nicht mehr schon morgens auf. „Das lohnt sich nicht mehr“, seufzt Manni.

Ohne ihn wäre der Dartclub unvorstellbar. Seine Frau Regina trägt es mit Fassung. Im Gegensatz zu ihrem Mann ist sie noch nicht in Rente und arbeitet – aber nicht in der Kneipe. Dennoch ist sie auch häufig da. Sie dartet und macht mit beim Sparclub. Hier haben die Frauen das Sagen. Gemeinsam mit Bettina McClymont hält sie das Geld zusammen und sorgt dafür, dass für Sommerfest, Weihnachtsfeier oder den Tanz in den Mai genügend Geld da ist.

Dartspielen ist keine reine Männersache

Doch auch das Darten ist keine reine Männersache: „In jedem Team gibt es mindestens eine Frau. Ein weiblicher Ruhepol ist gut“, sagte Peter Willebrandt. Er kommt seit fast 30 Jahren, dartet aber schon lange nicht mehr. „Er gehört zum Inventar“, sagt HG. „Den brauchen wir aber dringend – er isst die Reste weg!“ Der Ton hier in der Nordstadt ist rau, aber herzlich. Außerdem sei es ganz gut, dass Peter selbst nicht mehr spiele. „Wenn der Pinne wirft, müssen wir Helme aufsetzen.“ Peter trägt es stoisch und bestellt einfach das nächste Stößchen. „Nee, das war ein Scherz. Er hat immer gut gespielt“, gesteht ein anderer Stammgast. Doch Gefrotzel gehört einfach dazu.

Familiäre Atmosphäre: Jeder kennt hier Jeden

Jeder kennt hier Jeden. Mindestens zwei Mal die Woche kommen die Spieler – ein Mal zum Training, ein Mal zu Spiel. Doch die meisten sind häufiger hier. Denn es gibt auch eine Vielzahl von Turnieren: Karfreitag, Heiligabend, Neujahr und Pfingsten zum Beispiel.

Dartturnier an Feiertagen? Was ist mit der Familie? Mal ganz davon abgesehen, dass nicht alle Spieler Familie hätten, sind die Stammgäste selbst wie eine Familie.

Zu Turnieren kommen Spieler aus der ganzen Region

Es wird zusammen gespielt, gefeiert und zur Not auch zusammen gelitten. Zum Beispiel, wenn es bei Borussia nicht so gut läuft. Die eigenen Heimspiele in der Dartliga sind samstags. Entweder nach 18.30 Uhr oder eben schon ab 15 Uhr, wenn es ein Spätspiel gibt. Zur Not wird das Spiel eben verschoben. Die anderen Vereine – sie kommen alle aus Dortmund oder dem Speckgürtel herum – haben dafür volles Verständnis. „Aus der verbotenen Stadt kommt ja keiner“, erklärt Manni.

„Zu den Turnieren kommen Leute aus der ganzen Region“ sagt „Buggy“. Da musste rechtzeitig kommen, sonst bekommst Du nur noch einen Stehplatz und musst in der zweiten Reihe trinken.“ Denn das Platzangebot ist beschränkt, gerade wenn gespielt wird. Drei Dart-Automaten und zwei Steeldart-Scheiben – da fällt so mancher Sitzplatz weg.

Darts, ein Stößchen und immer was zu beißen

Doch auch wenn es eng wird: „Für das leibliche Wohl hat Manni immer gesorgt“, sagt „Rambo“. „Rambo“ heißt mit bürgerlichem Namen Michael Bartsch. Den Spitznamen hat er allerdings nicht vom Darten, sondern vom Fußball.  „Wenn es halt nicht anders geht, musste den Gegner halt ummähen“, sagt Rambo und lacht. Doch heute steht er auf der anderen Seite: Als Schiedsrichter bestraft er die, die so spielen wir er selbst früher.

„Die Gläubigen“, „Die Glücksritter“ und die „Hoffipiraten“

Im „Dartclub“ gibt es übrigens zahlreiche Teams: „Die Gläubigen“ haben drei Mannschaften und spielen E-Darts, die Teams der „Glücksritter“ haben sich dem Steeldart verschrieben. Doch dem Steeldart fehlt der Nachwuchs. „Die jungen Leute spielen lieber E-Dart. Da müssen sie nicht mehr selber rechnen“, sagt Manni mit Bedauern in der Stimme. Und mit Unverständnis: „Sie haben kein Geld, aber spielen lieber E-Dart und zahlen zwei Euro pro Spiel, um nicht an der Tafel zu rechnen.“

Sabrina Rudolph spielt auch bei den „Gläubigen“ mit – in der dritten Mannschaft. „Weil ich eine Wette verloren habe“, sagt sie und die anderen lachen. „Die Wette konnte sie gar nicht gewinnen“, ruft Manni von hinter der Theke. „Jaja, so werden die Besoffenen ausgenutzt“, sagt sie grinsend. Bedauert hat sie die Wette aber nicht. Sie kommt gerne und hat ihren Freund Daniel Stulert gleich mitgeschleppt. Sie gehören auch zu den Stammgästen.

Keine Nachwuchssorgen – selbst die Baroper kommen

An Nachwuchs fehlt es also nicht. Denn dass es sich bei Manni gut aushalten lässt, hat sich herumgesprochen. Denn mittlerweile sind auch die „Hoffipiraten“ von Barop in die Nordstadt gewechselt. Weil diese nicht auch noch am Samstag spielen könnten, macht Manni für sie auch sonntags auf. Warum auch nicht. Dart ist sein Leben – wie auch die Kneipe.


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