Von Anna Lena Samborski
Mehr lokal produzierte Lebensmittel für Dortmund – das hat sich die neugegründete Erzeuger:innen-Verbraucher:innen-Gemeinschaft (EVG) Lokalgenuss e. G. auf die Fahne geschrieben. Wie das Prinzip genau funktioniert, was der aktuelle Stand ist und wie man mitmachen kann – darüber sprach Nordstadtblogger mit Mitbegründerin Eva Pieper.
Von Dortmunder Landwirt:innen für Dortmunder Verbraucher:innen
„Warum essen wir hier Äpfel aus Bayern und in Bayern gibt es Äpfel aus NRW?“, stellt Eva Pieper die Frage in den Raum. Die Dortmunder Nachhaltigkeitsexpertin und Lehrerin ist Vorstandsmitglied der im Sommer 2021 in Dortmund gegründeten Dortmunder EVG Lokalgenuss e.G.___STEADY_PAYWALL___
Die Genossenschaft möchte das Angebot an lokal erzeugten Lebensmitteln in Dortmund stärken – nach dem Motto: Von Dortmunder Landwirt:innen für Dortmunder Verbraucher:innen.
Das Prinzip: Lokalgenuss kooperiert mit Erzeuger:innen aus Dortmund und Umgebung, kauft ihnen die Produkte ab und übernimmt den Vertrieb zum Beispiel auf Dortmunder Märkten.
Die Nachfrage nach lokal produzierten Lebensmitteln steigt stetig, erklärt Pieper. Kein Wunder, denn die kurzen Transportwege schonen das Klima.
Außerdem möchte Lokalgenuss zur langfristigen Existenzsicherung gerade kleinerer und mittlerer lokaler Erzeuger:innen beitragen. Durch die Rechtsform der Genossenschaft werde die Lebensmittelproduktion und -vermarktung außerdem demokratisiert.
Die Verbraucher:innen und Erzeuger:innen erlangten dazu eine Unabhängigkeit von großen Handelskonzernen und somit mehr Ernährungssouveränität und -sicherheit, so Pieper weiter.
Regelmäßiger Vertrieb auf verschiedenen Dortmunder Märkten geplant
In vielen Städten gibt es schon seit vielen Jahren gut etablierte EVGs. Den Anstoß für den Dortmunder Ableger gab Stefan Schlepütz, Inhaber des Bioladens Kornhaus Naturkost. Seit der Gründung Mitte letzten Jahres konnten bereits 50 Mitglieder sowie vier lokale Erzeuger:innen für das Projekt gewonnen werden.
Probeweise hat das Team bereits erste Stände auf Dortmunder Märkten betrieben. Corona hat jedoch auch hier zu Verzögerungen geführt – so wartet Lokalgenuss zurzeit auf die Ausstellung des Gewerbescheins. Dieser sollte in den nächsten Wochen vorliegen, sodass dann das Projekt in die nächste Phase starten kann.
Geplant ist ein regelmäßiges Angebot auf verschieden Märkten. Mittelfristig will Lokalgenuss dafür einen Marktwagen anschaffen. Weitere Vertriebsmöglichkeiten z. B. in Bioläden sind in Zukunft außerdem auch denkbar.
Langfristig ist eine möglichst breite Produktpalette geplant
Um das Projekt weiter voran zu treiben, sind neue Mitglieder gerne gesehen. Die bisherigen Mitglieder seien hauptsächlich aus ideellen Gründen dabei. Aber auch Ausschüttungen von Dividenden seien langfristig geplant – eine Mitgliedschaft könne somit auch als Investition gesehen werden, gibt Pieper Interessierten mit auf den Weg.
Ein Mitgliedschaftsanteil kostet dabei mindestens 100 Euro – eine höhere Einlage ist jedoch möglich. Jedes Mitglied erhält eine Stimme in der Vollversammlung unabhängig von der Menge der Genossenschaftsanteile. Denn schließlich solle das Mitbestimmungsrecht nicht durch den Geldbeutel bestimmt werden, betont Pieper.
Auf Seiten der Erzeuger:innen hat Lokalgenuss bis jetzt neben Gemüsebäuer:innen auch den Hof Kornkammer Haus Holte in Witten für sich gewinnen können. Über diesen hat die Genossenschaft auch verarbeitete Produkte wie Haferflocken und Speiseöle im Angebot. Das Ziel ist es, weitere lokale Landwirt:innen ins Boot zu holen und langfristig eine möglichst breite Produktpalette anzubieten.
Erzeuger:innen sollen bei nachhaltiger Produktion unterstützt werden
Die ersten vier beteiligten Erzeuger:innen sind allesamt Biobetriebe. Eine Zusammenarbeit mit konventionellen Landwirt:innen ist jedoch auch möglich. Schließlich wolle man Produkte in verschiedenen Preiskategorien anbieten, erklärt Pieper weiter.
Langfristig möchte Lokalgenuss die Erzeuger:innen jedoch bei einer möglichst nachhaltigen Produktionsweise unterstützen. Gerade in einer Verringerung der Kosten z. B. durch kurze Transportwege sieht Pieper eine Möglichkeit, in Zukunft auch ökologisch produzierte Lebensmittel zu erschwinglichen Preisen anzubieten.
Weitere Informationen zum Projekt, zur Mitgliedschaft und Kontaktmöglichkeiten gibt es unter www.lokalgenuss.com und im Info-Flyer.