Geflüchtete, die sich gerne gesellschaftlich engagieren wollten, nutzten mit Freuden Möglichkeiten, die das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ für Brackel und Aplerbeck angeboten hat. In Kooperation mit dem Hauptfriedhof initiierte das Netzwerk das partizipative Angebot zum Bau von Insektenhotels.
Das Projekt stieß auf begeistertes Interesse bei den aus Syrien geflüchteten Familien
Diese Woche nun wurden die zwei Insektenhotels in Anwesenheit der beteiligten kleinen und großen BaumeisterInnen der Presse vorgestellt. Die Herbergen sind bereits zum Teil von Gästen bezogen worden.
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Die Insektenhotels sind Bestandteil der laufenden Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“, um das sich die Stadt Dortmund beworben hat. Noch in diesem Jahr wird in Kooperation mit dem Referat Ökumene der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Dortmund-Wickede errichtet, der als Treffpunkt für alle Anwohnerinnen und Anwohner dienen und zudem die ökologische Vielfalt stärken soll.
Die am Bau der Insektenhotels auf dem Hauptfriedhof beteiligten Kinder aus den Familien der Geflüchteten haben sich bereits jetzt auch für dieses Projekt vormerken lassen.
In knapp fünf Stunden waren zwei große Insektenhotels fertiggestellt
Die aus Syrien geflüchteten Väter Essam Alkuwaifi (Agraringenieur) und Tammam Aldali (Fliesenleger) zeigten sich von Anfang an begeistert von dem Projekt. Ihnen war schon des Längeren danach, sich mit gesellschaftlicher Arbeit nützlich zu machen.
Erst recht freuten sich deren Kinder, hatten sie doch schon an ihren jeweiligen Grundschulen Erfahrungen im Bau von Insektenhotels gesammelt. Von daher war den zwei Jungen und zwei Mädchen auch bekannt, für welche Tiere die unterschiedlichen zu verwendenden Materialien dienen können.
Gebaut wurden die zwei Insektenhotels in den Osterferien. Die Kinder und deren handwerklich begabte Väter waren von jetzt auf gleich engagiert bei der Arbeit. Innerhalb von nur knapp fünf Stunden waren zwei große Insektenhotels fertiggestellt.
Die fachmännische Leitung hatte Jendrik Herdemann, der bereits diverse Insektenhotels baute, zusammen mit Bernd Fröse, dem Schreiner des Hauptfriedhofs, übernommen. Nun stehen die beiden Insektenherbergen fest an Metallstangen verschraubt und am Boden an ihren zwei Standorten verankert und warten auf Gäste
Beide Insektenanflugstellen befinden sich auf der ökologisch angelegten Wildblumenwiese
Am Donnerstag nun standen die beiden Mädchen Marwa und Farah und die beiden Jungen Abdullah und Ghazi mit leuchtenden Augen zunächst vor dem ersten Insektenhotel. Voller Freude stellten sie nämlich fest, dass bereits die ersten Hotelgäste eingezogen waren.
Lob für die gemeinsame Arbeit zollten ihnen sowie ihren Vätern Nahid Farshi, Ella Mönch (Caritas) und Rebecca Dettling, die zusammen für „lokal willkommen“ erschienen waren.
Zum Standort mitten im Grünen hatte die Erbauer und die Pressevertreter Uli Heynen (Friedhöfe Dortmund) geleitet. Beide Anflugstellen für Hummeln, Schmetterlinge und Bienen befinden sich – ideal gelegen – auf der ökologisch angelegten Wildblumenwiese.
Insektenhotels sind künstliche geschaffene Nist- und Überwinterungshilfen für Insekten
Mangel an weiteren Hotelgästen aus dem Reich der Insekten dürfte es insofern nicht. Denn die Wildblumenwiese ist eine wichtige Nahrungsgrundlage für viele nützliche Insekten, wie Hummeln, Schmetterlinge und Bienen.
Jendrik Herdemann erklärte vor dem ersten Insektenhotel, dass man für die Behausungen der Insekten unbedingt Laubholz benutzen müsse. Ein Insektenhotel ist eine künstlich geschaffene Nist- und Überwinterungshilfe für Insekten. Für unterschiedliche große Insekten habe man, so Herdemann, in den im Kasten eingesetzten Holzblöcken Bohrungen von fünf, sechs, acht und zehn Zentimeter Durchmesser gesetzt.
Für Menschen sind Wildbienen überlebenswichtig. Eine Wildbiene bestäubt pro Tag bis zu 5000 Pflanzen
In die großen Bohrungen gehen hauptsächlich rote, gehörnte Mauerbienen hinein, war von Jedndrik Herdemann zu erfahren. Die Wildbienen legen ihre Eier in den Bohrungen der Hartholzblöcke ab, sie sammeln Nektar und Pollen – als Verpflegung für den Winter – und verschließen dann die einzelnen Brutzellen in den gebohrten Röhren mit Lehm und ihrem Speichel.
Für uns Menschen sind die Wildbienen extrem überlebenswichtig. Im Frühjahr schlüpfen dann die neuen Wildbienen und schwärmen aus. In Deutschland gibt es ungefähr 500 Arten von Wildbienen.
Nach ein paar Wochen im Frühling sterben die Tiere dann auch schon wieder. Doch immerhin, heißt es, bestäubt eine Wildbiene an einem Tag bis zu 5000 Blüten. Die Pflanzen könnten sich ohne diese Bienen gar nicht vermehren.
Hinzu kommt, dass die unterschiedlichen Wildbienen eine Symbiose mit jeweils unterschiedlichen Pflanzen eingehen und ausschließlich nur diese bestäuben. Stirbt diese Bienenart aus, stirbt unweigerlich auch die ihr entsprechende Pflanze.
Auch Faltenwespen können dieses Insektenhotel nutzen. Das eingefüllte Stroh im Kasten ist für Nutzung durch Schmetterlinge gedacht. Drahtgitter an der Insektenhotelfront dienen dem Schutz vor Vögeln. Der Bau und die „Eröffnung“ der zwei Insektenhotels sind ein Einsatz für die Umwelt und gegen das Insektensterben.
Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“ – Projekt auf dem Hauptfriedhof ist ein Baustein
Die Insektenhotels sind nun Bestandteil der laufenden Bewerbung um das Label „StadtGrün naturnah“, um das sich die Stadt Dortmund beworben hat. Das Label „StadtGrün naturnah“ unterstützt Kommunen dabei, ihre Grünflächen ökologisch aufzuwerten, um attraktive Lebensräume für Mensch und Natur zu schaffen.
Gefördert wurde das Projekt von „KOMM-AN NRW“, ein Programm des Landes NRW zur Förderung der Integration und Partizipation von Flüchtlingen in den Kommunen.
Nächstes Projekt: Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Wickede
Das Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ Brackel/Aplerbeck beteiligt sich mit zwei Projekten an dem Labelingverfahren „StadtGrün naturnah“, informierte Ella Mönch am Rande des Ortstermins.
Neben dem Bau von Insektenhotels wird in Kooperation mit dem Referat Ökumene der evangelischen Kirche ein Gemeinschaftsgarten mit Hochbeeten im Meylantviertel in Dortmund-Wickede errichtet.
Dieser soll als Treffpunkt für alle Anwohnerinnen und Anwohner dienen und zudem die ökologische Vielfalt stärken. Zur Eröffnung im nächsten Monat ist ein gemeinsamer Grill–Nachmittag geplant.
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BUND Dortmund (Pressemitteilung)
Vortrag von Jürgen Hundorf und Martin Rüthers zum Thema Label „Stadtgrün naturnah“
Der BUND Dortmund lädt zu einem Vortrag von Jürgen Hundorf und Martin Rüthers zum Thema Label „Stadtgrün naturnah“ ein. Er findet am kommendem Donnerstag, 15. August 2019 um 19.00 Uhr in das Bildungsforum Schule Natur und Umwelt (Am Rombergpark 35, 44225 Dortmund) statt.
Mit dem Label „Stadtgrün naturnah“ zeichnet das Bündnis „Kommunen für biologische Vielfalt“ Städte und Gemeinden aus, die sich für eine naturnahe und artenreiche Grünpflege einsetzen. Das Tiefbauamt der Stadt Dortmund hat sich mit Unterstützung der Naturschutzverbände, Gartenbauverbände, Imker und interessierter Bürger um das Label beworben. Martin Rüthers und Jürgen Hundorf vom Tiefbauamt der Stadt Dortmund. Der am 18.4.2019 vorgesehene Vortrag war aufgrund einer Erkrankung des Referenten ausgefallen.
Zunächst ging es um das Zusammentragen von bereits existierenden Maßnahmen. Diese Bestandsaufnahme reichte das Tiefbauamt ein und wurde unter 51 Bewerbern als eine von 15 Kommunen ausgewählt, die sich an einem Labeling-Verfahren beteiligen kann. Im August 2018 kamen die Labelgeber nach Dortmund und bereisten einige der angegebenen Maßnahmen, u.a. die Grünflächen, die vom Tiefbauamt bereits extensiv bewirtschaftet werden und schöne Blühaspekte aufweisen.
Darauf aufbauend habe Ämter und Verbände Maßnahmen für die nächsten 3 Jahre zusammengetragen, die dem Labelgeber übermittelt wurden. Darunter z.B. Aktionen zum Torfreien Gärtnern (NABU, BUND, Kleingärtner), der Anlage einer Versuchsfläche für heimische Pflanzen, Schulungen für Stadtgärtner in der Obstbaumpflege (BUND) und der Umwandlung von artenarmen Gebrauchsrasenflächen in Wildblumenwiesen (Tiefbauamt, Stadtgrün).