Im vergangenen Jahr sind 3300 geflüchtete Menschen nach Dortmund gekommen, in diesem Jahr sind es bereits über 2000. Erklärtes Ziel ist es, sie perspektivisch in eigenem Wohnraum und nicht in Gemeinschaftsunterkünften unterzubringen. 6000 Menschen haben den Umzug bereits geschafft. Bisher waren es vor allem Ehrenamtliche, die den Flüchtlingen beim Weg von der Unterkunft in die eigenen vier Wände und beim Fußfassen in der Nachbarschaft geholfen haben. Jetzt gibt es endlich Unterstützung von offizieller Seite – zumindest in den Stadtbezirken Aplerbeck und Brackel. Dort startete jetzt das Pilotprojekt „Lokal Willkommen“.
Ehrenamtliche hätten sich die Anlaufstelle schon früher gewünscht
„Das Ehrenamt freut sich, dass die Arbeit künftig professionalisiert wird“, betonte der frühere Superintendent Paul-Gerhard Stamm bei der Eröffnung der neuen Einrichtung am Brackeler Hellweg. Hier arbeiten Caritas und Sozialamt mit den Ehrenamtlichen Hand in Hand.
„Wir Ehrenamtlichen sind immer ungeduldig. Wir hätten uns diese Einrichtung schon ein Jahr früher gewünscht. Nun hoffen wir, dass die Arbeit so erfolgreich wird, dass das Pilotprojekt auf alle Stadtbezirke ausgeweitet wird“, so Stamm.
Ein zweiköpfiges Willkommen-Team wird Flüchtlinge aus Brackel und Aplerbeck künftig dabei unterstützen, sich nach dem Auszug aus den Übergangseinrichtungen im Stadtteil zu integrieren.
Das „lokal willkommen“ in Räumlichkeiten der Kommende Dortmund am Brackeler Hellweg ist gleichzeitig eine Anlaufstelle für Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren wollen oder ihre Anregungen und Sorgen rund um Integration mitteilen möchten.
Ziel: Integrative Netzwerke aus Haupt- und Ehrenamtlichen aufbauen
Ziel des Pilotvorhabens ist es, ein Netzwerk aus haupt- und ehrenamtlich Tätigen aufzubauen, um das Unterstützungsangebot gemeinsam passgenauer auszurichten, Lücken zu erkennen und diese zu schließen. Partner in der Pilotphase ist der Caritasverband Dortmund.
„Integration findet vor Ort in den Wohngebieten statt. Der Übergang in die eigene Wohnung ist ein Meilenstein auf dem Weg der Integration – aber Integration ist kein Selbstläufer. Sie muss organisiert und begleitet werden“, sagte Sozialdezernentin Birgit Zoerner bei der Eröffnung.
Man habe hier mit einem Pilotprojekt begonnen, um Hilfsstrukturen zu etablieren. „Wir haben uns auf eine bewährte Struktur verständigt wie bei den Seniorenbüros – auf ein Tandem von Caritas und Stadt“, so Zoerner. Das Willkommen-Team besteht aus der Sozialpädagogin Rebecca Dettling (Caritas) und der Sozialarbeiterin Ella Mönch (Sozialamt).
„Lokal willkommen“ unterstützt die Menschen, die neu in den Stadtteil gezogen sind, gemeinsam mit Netzwerken von Ehrenamtlichen, Schulen und Kindertageseinrichtungen, Kirchen, Vereinen und allen, die vor Ort das Zusammenleben unterstützen.
Gemeinsam sollen sie sich mit allen Fragen beschäftigten, die Angekommene wie Ehrenamtliche bewegen. „Wir hoffen, dass am Ende eine Struktur steht, mit der sich das Ehrenamt sehr stark verknüpfen kann. Bei den Seniorenbüros haben wir die Erfahrung gemacht, dass das sehr gut klappt“, so die Sozialdezernentin.
Rupa: „Es gibt es keine Alternative zur Integration, um Chancen zu nutzen“
„Ich kann mich noch gut an die Situation vor einem Jahr erinnern. Ein Dach über dem Kopf für die Menschen zu schaffen war unser aller Aufgabe“, betonte Georg Rupa, Vorstandsvorsitzender des Caritasverbands Dortmund. „Umso erfreuter bin ich, dass wir den nächsten Schritt ins Auge fassen können.“
Denn die wahrscheinlichste Prämisse sei, dass die Menschen bleiben werden: „Daher gibt es keine Alternative zur Integration. Nur dann werden wir auch die Chancen und Vorteile der Zuwanderung nutzen können“, so Rupa. „Daher finde ich es sehr wichtig, dass wir lokal „Willkommen“ sagen und bei der Integration helfen.“
„Wir sind überzeugt von diesem Pilotprojekt und daher gerne bereit, unsere Räumlichkeiten zur Verfügung zu stellen. Auch das Back-Office der Kommende kann mitgenutzt werden. Als Sozialinstitut wollen wir unseren Beitrag leisten“, beteuerte Robert Kläsener von der Kommende Dortmund.
Wichtig war dafür auch die finanzielle Unterstützung der Reinoldigilde. Sie stellte 56.000 Euro zur Verfügung – unter anderem für den Umbau des Ladenlokals, berichtete Gildner Christian Sprenger, zugleich Kreishandwerksmeister der Kreishandwerkerschaft Dortmund und Lünen. Die Stadt selbst hat für das einjährige Pilotvorhaben rund 110.000 Euro zur Verfügung gestellt – der Rat hatte dies im Juli beschlossen.
Brackels Bezirksbürgermeister Karl-Heinz Czierpka – selbst einer der Motoren in der Flüchtlingshilfe – lobte das neue Angebot: „Jetzt haben die Ehrenamtlichen endlich einen Ansprechpartner, was immer gefehlt hat.“
Weitere Infos: (UPDATE vom 24.01.2018)
- „lokal willkommen“, Brackeler Hellweg 146, 44309 Dortmund
- Öffnungszeiten:
Montags 9 bis 12 Uhr,
dienstags 13 bis 16 Uhr,
donnerstags 14 bis 17 Uhr,
freitags 9 bis 12 Uhr. - Telefonisch ist „lokal willkommen“ erreichbar unter den Rufnummern (0231) 50-28705, Ella Mönch, und (0231) 50-28706, Rebecca Dettling, sowie per E-Mail unter lokalwillkommen.BA@stadtdo.de
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Stadt Dortmund
Änderung der Öffnungszeiten von „lokal willkommen“ Brackel/Aplerbeck
Die Öffnungszeiten von „lokal willkommen“ am Standort Brackel/Aplerbeck ändern sich ab Montag, 5. Februar. Die Dienstagssprechstunde wird dann nicht länger vormittags, sondern nachmittags in der Zeit von 13 bis 16 Uhr stattfinden.
Diese Änderung ist nötig, da nach den aktuellen Erfahrungen viele Ratsuchende wegen persönlicher Verpflichtungen „lokal willkommen“ in den Vormittagsstunden nicht aufsuchen können, dadurch aber die Sprechstunden am Donnerstag stark besuchen.
Mit den angepassten Öffnungszeiten werden bedarfsorientierte Sprechstunden eingeführt, die dazu führen sollen, dass die Angebote von „lokal willkommen“ noch besser genutzt werden können.
„lokal willkommen“ ist zu folgenden Zeiten geöffnet:
Montags 9 bis 12 Uhr,
dienstags 13 bis 16 Uhr,
donnerstags 14 bis 17 Uhr,
freitags 9 bis 12 Uhr.
Telefonisch ist „lokal willkommen“ erreichbar unter den Rufnummern
(0231) 50-28705, Ella Mönch, und
(0231) 50-28706, Rebecca Dettling, sowie per E-Mail unter lokalwillkommen.BA@stadtdo.de
Stadt Dortmund
Fachveranstaltung für Ehrenamtler in der Flüchtlingsarbeit in Aplerbeck und Brackel
Ohne die engagierte Arbeit von Ehrenamtlichen wären das Ankommen und die Integration in Dortmund für viele Flüchtlinge deutlich mühsamer. Das freiwillige Engagement in der Flüchtlingshilfe ist eindrucksvoll und geht über das in der Öffentlichkeit wahrgenommene Maß weit hinaus.
Auch das Dortmunder Integrationsnetzwerk „lokal willkommen“ in Brackel und Aplerbeck profitiert erheblich von Ehrenamtlichen. Gerade „lokal willkommen“ zeigt, dass geflüchtete Familien oder Einzelne in ganz unterschiedlichen Lebensbereichen Unterstützung benötigen und wie unschätzbar wertvoll ehrenamtliche Arbeit für alle Beteiligten ist.
Eine Fachveranstaltung für ehrenamtlich Tätige in den Bezirken Brackel und Aplerbeck wertschätzt nun dieses Engagement. Geplant wurde sie mit Vertreterinnen und Vertretern der lokalen ehrenamtlichen Organisationen Flüchtlingshilfe Aplerbeck e.V., dem Sprachcafé im Stephanus-Gemeindezentrum der ev. Kirchengemeinde Dortmund-Wickede und der Patenschaftsgruppe Dortmund-Brackel von Projekt Ankommen e.V. Die Veranstaltung findet statt am Mittwoch, 18. April, 17.30 Uhr im ev. Gemeindehaus, Asselner Hellweg 161, 44319 Dortmund. Wir laden Sie herzlich zur (Foto-)Berichterstattung ein!
Los geht es mit einer Begrüßung durch Sozialdezernentin Birgit Zoerner. Rodica Anuti-Risse, Leiterin des Psychosozialen Zentrums für Flüchtlinge der AWO, hält einen Vortrag zum Thema „psychische Gesundheit von Geflüchteten“ und beantwortet Fragen der Anwesenden. Das Thema beschäftigt aktuell eine Reihe ehrenamtlich Tätiger, denn nach der ersten Orientierung in der neuen Umgebung haben viele Flüchtlinge psychische Probleme und dadurch Schwierigkeiten, sich im Alltag einzufinden.
Im zweiten Teil haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Gelegenheit, sich auszutauschen und ihre Ideen und Wünsche zum Engagement in der Flüchtlingshilfe zu sammeln. Die erarbeiteten Impulse werden vom „lokal willkommen“-Team ausgewertet und gehen in die Weiterentwicklung der quartiersbezogenen Flüchtlingsintegration ein.