Als Walter Klamser am 1. Juli 1978 den ersten Arbeitstag im Sozialen Zentrum erlebte, war Fußball-Trainer Otto Rehhagel gerade entlassen worden. Der BvB verlor zu Ende der Saison bei der Borussia vom Niederrhein 0 – 12. Eine historische Niederlage für den Verein. Rehhagel folgte als Trainer ein gewisser Carl Heinz Rühl, an den sich heute niemand mehr erinnert.
Der gebürtige Stuttgarter begann seine Arbeit für das soziale Zentrum im Juli 1978
Der aktuelle Coach des BvB, Jürgen Klopp, spielte auch in der Rede zu seiner Verabschiedung an der Westhoffstraße in der Nordstadt eine Rolle.
Seit 2008 ist der in den Diensten des Vereins. In der gleiche Zeit hat der VfB aus Klamsers Geburtsort Stuttgart, acht Trainer verschlissen. „Was lernen wir daraus? Auch wenn es mal nicht so gut läuft, am Trainer festzuhalten, kann durchaus Sinn machen., so der Psychologe und Therapeut.
In Tübingen studierte Walter Klamser Psychologie, Kommilitonen aus dem Ruhrgebiet lockten ihn in den Pott. Seit 1980 ist er Fachbereichsleiter der Erziehungsberatung, dem heutigen Fachbereich Kinder, Jugend, Frauen und Familie.
Der „fachlich kritische Geist“ baute Beratungsangebot in den Jahren weiter aus
„Der fachlich-kritische Geist“, so Vorstandsmitglied Gunther Niermann, „hat die Zeichen der Zeit erkannt.“ Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wuchs unter seiner Leitung von drei auf aktuell 45 Beschäftigte.
Der Niedergang der Montanindustrie und die steigende Arbeitslosigkeit sorgte für einen zunehmenden Beratungsbedarf. Wirtschaftliche Not und Existenzangst haben auch immer Probleme in Familien und Partnerschaften zur Folge „Angst essen Seele auf“ zitiert Walter Klamser den Titel eines Filmes von Rainer-Werner Fassbinder.
Früh begann er auch multinationale Teams mit muttersprachlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu bilden, als man bemerkte dass Migrantinnen und Migranten, die Einrichtung selten zur Beratung aufsuchten. Nach Einführung dieser Maßnahme stieg beispielsweise der Anteil an Beratungen für Menschen mit türkischen Wurzeln um 130 Prozent.
Zudem wurde die „Kommstruktur“ des Beratungszentrums um die aufsuchende Beratung ergänzt, indem man vor Ort Angebote schuf.
Integration und Einbeziehung sozialräumlicher Strukturen der Nordstadt in die soziale Arbeit war immer besonderes Anliegen
Die Integration war und ist für Walter Klamser immer ein wichtiges Anliegen: Dieses gelingt über die Menschen die in die Beratung kommen, als auch über die qualifizierten Berufsangebote für Migrantinnen und Migranten in der Einrichtung selbst.
Während seiner Tätigkeit erkannte er immer wieder, dass der Arbeit des Therapeuten Grenzen gesetzt sind. Die Ursachen für viele der Probleme der Menschen, die in das Zentrum kamen, lag außerhalb der Gestaltungsmöglichkeiten des Psychologen. Hier ist die sozialräumliche Situation in der Nordstadt zu nennen.
Deswegen galt sein Engagement auch immer der Nordstadt im Gesamten, sei es in der Zusammenarbeit mit anderen Akteuren im Stadtteil, wie Familienzentren, Schulen, dem Moscheeverein oder an der Beteiligung an der Trägerschaft des Quartiersmanagements, um nur einige der „Blümchen im positiven Sinne, zu nennen, die Walter Klamser nebenbei pflegte“, so Vorstandsmitglied Gunther Niermann.
Sorge über die zunehmende Ökonomisierung der sozialen Arbeit
Für die Zukunft der sozialen Unternehmen wünscht sich Klamser, dass sie – trotz aller „Sparvorgaben und -vorhaben – …im Kern von fachlichen Visionen, von ihrem jeweiligen sozialen Auftrag getragen werden“.
Und weiter: „Die allseits zu beobachtende Ökonomisierung der Sozialarbeit, die zunehmende Priorisierung des Betriebswirtschaftlichen würde uns spätestens dann nach Absurdistan führen, wenn die schwarze Null zum eigentliche Daseinszweck sozialunternehmerischen Handelns würde.“
Er selbst kann sich vorstellen in zukunft sein Wissen weiter zu geben und Nachwuchskräfte zu coachen. Eine weitere berufliche Tätigkeit als Therapeut schließt er nicht aus.
Nina Pohl ist seit Oktober neue Leiterin des Beratungsstelle in der Westhoffstraße
Übernommen hat die Fachbereichsleitung seit Oktober Nina Pohl. „Ich bin die diejenige, die in ihre große Fußstapfen treten muss“, sagt die Psychologin zum Abschied von Walter Klamser.
Das Soziale Zentrum steht seit 1972 für bürgernahe soziale Dienstleistungen. Die Beratungsstelle in der Westhoffstraße wurde 1982 eingerichtet. Neben der Beratungsstelle betreibt der Verein die Drogenberatungsstelle (DROBS) am Schwanenwall, den Elfi-Pflegedienst für Senioren.
In der Westhoffstraße besitzt das Soziale Zentrum Seniorenwohnungen, In der Stadtentwicklung Nord (STENO) ist der Verein seit April 2011 mit der Durchführung des Quartiersmanagement beauftragt.
Reader Comments
Van der Heijden
Walter Klamser habe ich 50 Jahre her in Munchingen begegnet. Beim internationale arbeitskampf wo wir ein trimdichpfad machten .Ich möchte ihm gerne meine herzlichen Grusse aus die Niederlande schicken.
Ine (van Kempen) van der Heijden