Dortmund hat einen „ausländischen Repräsentanten“ weniger: Heinz Fennekold (76) legt nach rund 15 Jahren sein Ehrenamt als Honorarkonsul für Tschechien nieder. Bereits zu Ende Juni 2021 hat das Konsulat im ehemaligen Sonnenenergieforum im Westfalenpark geschlossen. Damit hat Fennekold ein zeitintensives Ehrenamt weniger – und die Ballettakademie womöglich mehr Platz. Entsprechende Gespräche laufen.
Die Ballettakademie des Theaters könnte die Räume des Konsulates bekommen
Die Ballettakademie war eines der Herzensangelegenheiten von Fennekold. Der ehemalige VEW-Vorstand und damalige Vorstand von RWE Energy hatte die Zuständigkeit für das Sonnenenergieforum des Unternehmens. Und auch sein Honorarkonsulat war dort – mit einer Unterbrechung – die ganzen Jahre zu Hause. ___STEADY_PAYWALL___
Er hatte sich dafür eingesetzt, dass die Immobilie für das Ballett als Probenstätte umgebaut wird und dafür auch kräftig Gelder eingeworben. Denn der Umbau schlug mit rund vier Millionen Euro zu Buche. Und auch der Unterhalt des Hauses kostet bis heute eine Stange Geld. Als das Ballett dort einzog, zog Fennekold in einen Anbau. Dort ist er bis heute.
Nun räumt er dort sein Konsulat aus. Das konsularische Personal ist bereits nach Tschechien zurückgekehrt. Viele Erinnerungen sind mit dem Gebäude und der Aufgabe verbunden. „Ich habe da viel Zeit reinvestiert“, betont Fennekold.
Daher würde es ihn freuen, wenn das Ballett nun auch die Restfläche übernehmen könnte. Entsprechende Gespräche sollen im August stattfinden – von Seiten des Balletts gibt es großes Interesse, weil man dann quasi alle Aktivitäten dort bündeln könnte.
Zahlreiche politische, wirtschaftliche und kulturelle Initiativen angestoßen
Es ist die zweite ganz große ehrenamtliche Aufgabe, die Fennekold nun abgibt, nachdem er sich vor einigen Jahren als Präsident der Auslandsgesellschaft NRW bzw. Deutschland zurückgezogen hatte. Diese Aufgabe – aber auch seine beruflichen Verpflichtungen bei RWE für Südosteuropa – hatten ihm letztendlich die Aufgabe des Konsuls beschert. Andere Konsuln hätten ihn „bedrängt“, sich auch entsprechend zu engagieren.
Zunächst habe er noch versucht, sich herauszureden – als Präsident der Auslandsgesellschaft könne er sich nicht einseitig an ein Land binden. Doch diese Ausrede fruchtete nicht lange – und er übernahm die Aufgabe. „Als RWE-Vorstand in Essen hatte ich Zeit dafür“, sagt er lachend. Die Erteilung der Exequatur – also die offizielle Zulassung als ausländischer Konsul und die Bestätigung im Amt durch die deutsche Regierung – dauerte rund ein Jahr.
Die Aufgabe eines Konsuls und seines Teams ist es, die Rechte und Interessen tschechischer natürlicher und juristischer Personen zu schützen und konsularische Dienstleistungen für Bürger*innen der tschechischen Republik zu erbringen. Berufen wurde Fennekold zunächst für fünf Jahre. Zwei weitere Amtszeiten schlossen sich an.
In seiner Funktion als Honorarkonsul und Präsident des von ihm gegründeten gemeinnützigen Vereins „Kulturbrücke Mittel-/Osteuropa“ gab es eine Vielzahl von kulturellen und politischen Kontakten. Einer der Höhepunkte ist die Zusammenarbeit zwischen der Kinderoper in Prag und dem Theater in Dortmund. So brachte er die Kinderoper „Brundibar“ nach Dortmund – mit ihr kamen 150 Mitwirkende. Gerne hätte er zum Abschluss seiner Tätigkeit als Honorarkonsul dies erneut getan. Doch alle Bemühungen scheiterten letztendlich an der Corona-Pandemie.
Heinz Fennekold brach nach Jahrzehnten im Frust über die Landes-SPD mit der Partei
Daher erfolgt sein Abschied aus dem Amt nun still und heimlich – anders als der Start, wo es noch eine große Veranstaltung in der Bürgerhalle des Dortmunder Rathauses gab. Einen der Hauptgründe dafür, dass er eine neue Amtszeit ablehnte, bestand auch darin, dass Fennekold in seiner letzten Amtszeit mit seinen „Parteifreund*innen in Düsseldorf“ auf Kriegsfuß stand.
Als Honorarkonsul war er für ganz NRW zuständig – unter anderem für die politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen zwischen Tschechien und NRW. In Prag gab es großes Interesse daran, die damalige SPD-Ministerpräsidentin Hannelore Kraft nach Prag einzuladen. Die damals sozialdemokratische Regierung in Tschechien wollte ihren Landsleuten mit der Frau aus Düsseldorf einen gelungenen Strukturwandel vor Augen führen, der Böhmen und Mähren teilweise noch bevorsteht.
Doch alle Bemühungen fruchteten nicht – ein Treffen kam nicht zu Stande. „Ich bin von der SPD im Land vorgeführt worden, dass trotz aller Kontakte der Besuch mit Kraft nicht klappte. Es gab bestimmt 20 Versuche“, ärgert sich Fennekold auch noch mehr als vier Jahre danach. „Wirtschaftliche Kontakte zu NRW zu knüpfen, dass geht dann einfach nicht mehr. Ich muss ja damit rechnen, dass ich auf geschlossene Türen und hohle Köpfe treffe“, schimpft der heute 76-Jährige.
Seit 26 Jahren hat Heinz Fennekold auch einen Wohnsitz an der Algarve
Er ist damals sogar aus der SPD ausgetreten. Doch der Sozialdemokratie hält er nach wie vor die Stange – zumindest der Sozialdemokratie in Portugal, wo er noch immer engagiert und Mitglied ist. Portugal? Diesem Land gehört seine „erste Liebe“: Seit 26 Jahren hat er dort eine Wohnung, seitdem er beruflich für die VEW auch für Portugal zuständig wurde.
Dies erschwerte sein Engagement als Konsul zuletzt sehr. Denn Fennekold hatte in den vergangenen 1,5 Jahren massive Probleme, zwischen Dortmund und der Algarve zu pendeln. Über Monate saß er beispielsweise im vergangenen Jahr fest, weil Portugal als Hochinzidenzgebiet eingestuft wurde.
Ähnlich schwierig war das Reisen nach Tschechien. Doch dort hat der 76-Jährige schon länger keine eigene Wohnung mehr. Über Jahre hatte er dort die Wohnung des tschechischen Botschafters in Berlin bzw. Bern gemietet. Als dieser nach Prag zurückkehrte, musste Fennekold natürlich raus. „Zuletzt habe ich in einem umgebauten Kloster gewohnt. Ein Teil ist heute eine Pension“, berichtet Fennekold, den nach wie vor viele freundschaftliche Kontakte nach Tschechien verbinden.
Das soziale Engagement in ASB, AWO, ver.di und Stiftungen geht auch künftig weiter
Doch auch ohne Konsulat wird es Fennekold nicht langweilig. Sein soziales Engagement geht in Deutschland weiter. „Alles was mit Menschen und sozialer Arbeit zu tun hat“, beschreibt Heinz Fennekold seine Motivation. Er stammt aus einem „Erzbischof-katholischen Elternhaus“.
Bereits als 18-jähriger war er nach dem Vorbild seiner Mutter Liesel Fennekold im Arbeiter-Samariter-Bund (ASB ) als Krankenpfleger und Sanitäter im Einsatz. Nach dem Tod seiner Mutter gründete er den „Liesel-Fennekold-Unterstützungsfonds“ für den ASB Dortmund, dem 2004 eine Stiftung folgte. Fennekold initiierte auch die Gründung einer Schule für Sanitätshelfer*innen des ASB.
Das Soziale galt auch für seine berufliche Tätigkeit: Denn in allen Unternehmensvorständen bei VEW und RWE war er als Arbeitsdirektor auf dem „Ticket“ der Gewerkschaft. Das gab und gibt ihm finanzielle Spielräume für ein vielfältiges soziales und karitatives Engagement.
Doch auch gesundheitlich muss er kürzer treten. Denn er leidet am „Hageman-Syndrom“. Das ist eine extrem seltene Gerinnungsstörung sowie an Polyneuropathie. Dadurch ist Fennekold extrem sturzanfällig – ohne Vorwarnung kann er das Gleichgewicht verlieren. Das hat schon zu schweren Stürzen geführt. „Da überlege ich mir jetzt jeden Schritt“, macht er deutlich.
Heinz Fennekold orientiert sich künftig stärker nach Portugal
Aktuell widmet er sich unter anderem noch der Herausgabe von Büchern – 14 sind es mittlerweile geworden. Das Jüngste, was in diesen Tagen nach einer Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Dr. Ralph Weimann und Paul Reding erscheint, trägt den Namen „Danke – Obrigado – Dekuji – Thanks“.
Dies versteht er bewusst als Danksagung zum Abschied. „Ein Humanist und Streiter für soziale Gerechtigkeit verlässt die Bühne“, hat er seinen Beinahe-Abschied aus Dortmund überschrieben. Das klingt eher nach einem Nachruf. Dennoch bleibt er Dortmund nicht nur mit seinem Wohnsitz – dem Elternhaus im Kreuzviertel – verbunden.
Doch politisch will Fennekold – in deutlich reduziertem Maß – zukünftig stärker in Portugal wirken: „Im Rahmen meiner Möglichkeiten will ich die Regierung, namentlich den Premierminister Antonio Costa und den Staatspräsidenten Marcelo Rebelo de Sousa, unterstützen“, betont Fennekold im Gespräch mit Nordstadtblogger. Er bleibt eben doch ein Sozialdemokrat – auch ohne SPD-Parteibuch.