Das letzte Grundstück am Dortmunder U ist unter den Hammer gekommen. Nach einem sog. Interessenbekundungsverfahren ist klar: die Stadt wird das Baufeld an der Rheinischen Straße südwestlich des U an die Landmarken AG verkaufen. Die Konzeption der Aachener Immobilienmanager für das rund 3.600 Quadratmeter große Areal, entworfen in Kooperation mit kadawittfeldarchitektur, konnte den städtebaulichen Ansprüchen in den Augen der Stadt offenbar vollends entsprechen. Das Vorhaben ist in Dortmund – nach dem alten Gesundheitsamt und den Speichergebäuden am Hafen – das dritte Großprojekt unter maßgeblicher Beteiligung der Landmarken AG.
Entrée-Funktion des Ensembles zum Areal des Dortmunder U von Süden her
Die Stadt Dortmund wird das letzte verbliebene Baufeld südwestlich des U-Turms an die Aachener Landmarken AG veräußern – das steht nun fest. Durch Neubebauung der jetzigen Freifläche an der Rheinischen Straße mit seiner wichtigen Entrée-Funktion für das Areal des Dortmunder U soll die Strukturentwicklung am Standort unweit des Westentors dann abgeschlossen sein. ___STEADY_PAYWALL___
Die letzte Herausforderung: Insbesondere der südliche und östliche Grundstücksbereich der Liegenschaft mit seiner Lage im direkten Umfeld des U-Turms und dem südlichen Zugang zum U-Areal musste in dem Entwurf eine besondere gestalterisch-architektonische Beachtung finden, also auf den städtebaulichen Kontext hin adaptiert werden.
Dies beinhaltete, dass sich die Zahl der Geschosse des Neubaus gleichermaßen am Umfeld orientiert: an den Höhen der Nachbarbebauung. Das ist der westlich gelegene Wohngebäudebestand und östlich zum Wall hin das Gebäude der BIG-Versicherung. Eine durchaus anspruchsvolle Aufgabe, die von der Landmarken AG in Zusammenarbeit mit dem ebenfalls in Aachen beheimateten kadawittfeldarchitektur-Büro überzeugend gelöst wurde.
Stadt Dortmund holt damaligen Kaufpreis für das Grundstück gut wieder raus
Die Landmarken AG ist in Dortmund keine Unbekannte. Sie ist dabei, das alte Gesundheitsamt in der City zu einem Design-Hotel mit 155 Zimmern zu verwandeln und hat ebenso den Zuschlag für die großen Speichergebäude am Hafen bekommen.
Dort soll das „Hafenforum“ entwickelt werden, in dem auch der Gründungs- und Innovationscampus einziehen wird. Zwischen 25 und 35 Millionen Euro wird das Unternehmen allein an der Speicherstraße investieren.
Angesichts dessen spekuliert Oberbürgermeister Ullrich Sierau gern bei Vorstellung der Pläne für das Grundstück am Dortmunder U, wann die Aachener denn wohl ein Dortmunder Büro eröffneten. Als junger Mann, seinerzeit noch Planungsdezernent, habe er damals mit der Radelsberger Gruppe über die Akquisition des Brauereigrundstücks seitens der Stadt verhandelt – und einen guten Preis erzielt.
Nun habe sich freilich die Frage gestellt, ob die Stadt durch den Verkauf des Baufeldes ihre vormaligen Ausgaben wieder rein bekommen könnte. Das sei nun erreicht worden – „und ein bisschen mehr“, so Sierau mit einem gewissen Stolz. Schweigt sich gleichwohl zu den genauen Zahlen aus: nichts für die Öffentlichkeit. Jedenfalls ist er zufrieden: „Das U bekommt einen kleinen Bruder.“ Mit „Schwester“ könne er aber auch leben.
Vorgelegter Entwurf: außergewöhnliche architektonische und städtebauliche Qualität
Gemeint ist der zweite Baukörper in dem Entwurf: Ein Solitär, der durch seine Form und Lage hervorragt. Das geplante Erdgeschoss ist durch seine transparente Gestaltung und durchlässige Struktur gekennzeichnet. Aufgrund mehrerer Eingangssituationen integriert sich diese Fläche in das Areal und wird durch die Einbeziehung der Öffentlichkeit zum eigentlichen konzeptuellen Herzstück.
Ein Entwurf mit zwei unterschiedlichen Gebäuden bot sich durch die städtebauliche Orientierung an den vorhandenen Blockrandstrukturen an, indem der erste Baukörper daran anschließt. Entstanden ist dadurch nach Ansicht der Verantwortlichen in der Kommune ein Qualitätsentwurf, „der sich städtebaulich einfügt und dennoch eigenständig wahrgenommen wird, um der gewünschten Entrée-Funktion des Dortmunder U-Areals gerecht zu werden“, wie es in der Pressemitteilung heißt.
Als Architekten setzten sie sich stets sehr eng mit der Umgebung auseinander, betont Kilian Kada, geschäftsführender Gesellschafter kadawittfeldarchitektur. Da ginge es genauso um Nachbarschaften wie um die Geschichte des Quartiers. Die Dinge müssen halt zueinander passen, ohne dass ihre bezweckte Funktionalität leidet.
Investitionsvolumen von 43 bis 47 Millionen Euro – je nach Wünschen potentieller Mieter*innen
„Unser Neubau an der Rheinischen Straße ist ein verbindender Trittstein aus der Stadt und dem Westpark hinein in das Entwicklungsgebiet am Dortmunder U. Als selbstbewusster Solitär löst er den Blockrand am ehemaligen Hellweg auf, nimmt baulich Bezug zum ,U’ und schafft einen neuen Ort der Begegnung“, so der Architekt.
Jens Kreiterling, Vorstand Landmarken AG, macht, was die Stadt Dortmund betrifft, einen wichtigen Pluspunkt aus: da würde nicht nur aufs Geldsäckel geschaut, sondern es ginge eben auch um Qualität. Sieht einen Kontakt auf Augenhöhe, wo man sich auch schon mal reiben könne. Was der Produktivität durchaus zuträglich zu sein scheint.
Der Anspruch des Landmarken-Chefs ist klar: Der Neubau solle über seinen Wiedererkennungswert einen Ort der Identifikation darstellen. „Das ist genau das, was wir unter einer Landmarke verstehen“, bekräftigt er. Die lässt sich das Unternehmen auch was kosten: auf 43 bis 47 Millionen Euro würden sich die anvisierten Investitionskosten belaufen.
Digitaler Bürostandort mit viel Raum für Begegnungen und Kommunikation
Die Schwankung, so Jens Kreiterling, resultiere aus eventuellen Wünschen potentieller Nutzer*innen bezüglich der inneren Struktur. Und, ja, auf die Frage, ob denn auch Ankermieter*innen gesucht würden: „Wir wünschen uns das tatsächlich.“ Das vorliegende Nutzungskonzept hebt zentral auf die Entwicklung eines modernen und digitalen Bürostandortes ab, der gerade für etablierte Dortmunder Unternehmen interessant sein soll.
8.000 bis 9.500 Quadratmeter an Bürofläche sind eingeplant. Der zwischen den beiden Baukörpern entstehende öffentliche Außenraum soll eine hohe Verweilqualität und Flächen für Außengastronomie bieten. Nach dem Verlassen der Aufzüge im Obergeschoss gelangt man direkt und ohne Umwege in die Welcome-Zone, die unmittelbar an das Atrium grenzt.
Rechts und links erstrecken sich Meeting- und Lounge-Bereiche, die den Nutzer*innen und Gästen des Hauses offen stehen. Hierdurch sollen Möglichkeiten des Austauschs geschaffen werden. Das in den Obergeschossen liegende Raumangebot reicht vom flexiblen Arbeitsplatz im Community Space über private Büros und Besprechungsräume. Die Dachterrasse ermöglicht den Blick auf das Dortmunder U.
Blickbeziehung von Rheinischer Straße auf das Dortmunder U durch Neubau vermindert
Was dann aber mit der Sicht von der Rheinischen Straße auf das Dortmunder U sei, wird gefragt. Der Pragmatiker Ullrich Sierau macht klar: Es sei städtebaulich durchaus vertretbar, dass nicht mehr von jeder Stelle der Rheinischen Straße aus eine Blickbeziehung zum Dortmunder U vorhanden sei. Ähnliche Diskussionen habe es seinerzeit auch am Phoenix-See gegeben.
In etwa 12 Monaten wollen die Akteure den Bauantrag für das Vorhaben am U auf den Weg gebracht haben. Dann geht alles seinen üblichen Weg: Bearbeitung, Genehmigungen, Baubeginn. Einige Jahre wird es mithin noch dauern, bis die beiden Gebäude das Areal am U komplettieren.
Hintergrund: Das Dortmunder U-Areal und seine Entwicklung
Die Stadt Dortmund hat mit dem Verkauf des letzten Baufeldes am Dortmunder U die Vermarktung des dortigen Areals abgeschlossen. Das U-Areal wurde mit dem Erwerb des ehemaligen Brauereigeländes im Jahr 2007 durch den Fachbereich Liegenschaften einer hochwertigen Entwicklung zugeführt und bildete einen wichtigen Baustein des Stadtumbaus Rheinische Straße als Bestandteil des angesagten Unionviertels.
Zunächst wurde das historische Kellereihochhaus der ehemaligen Union-Brauerei mit Fördermitteln aufwändig saniert und zum Kulturhauptstadtjahr 2010 als neues Wahrzeichen der Stadt und Kulturmagnet mit dem Museum Ostwall eröffnet. Entstanden ist ein kultureller Ort mit überregionaler Bedeutung weit über das Ruhrgebiet hinaus – nicht zuletzt auch durch die einzigartige Filminstallation und Fliegenden Bilder des Regisseurs Adolf Winkelmann, die weit über die Stadtgrenzen hinaus sichtbar sind.
Beheimatet ist hier seit Oktober 2011 auch das European Centre for creative economy (ECCE), das von Dortmund aus europaweit relevante Debatten um Kultur- und Kreativwirtschaft mitten ins Ruhrgebiet holt.
Im Jahr 2016 wurde auf der U-Nordfläche die größte Berufsschule der Bundesrepublik nach einem prämierten Architektenentwurf bezogen, die im Jahr 2017 mit der Auszeichnung „Gute Bauten 2017“ des BDA (Bund Deutscher Architekten) gewürdigt wurde. Im Rahmen derselben Projektentwicklung gehören auch ein Parkhaus und ein Bürogebäude.
In unmittelbarer Nachbarschaft wird in Kürze der Baubeginn für ein Hotel mit 300 Zimmern sowie 437 Student*innenappartements erwartet. Nach Abschluss aller Hochbaumaßnahmen erfolgt abschließend die Umsetzung der ebenfalls hochwertigen Gestaltung der öffentlichen Grünanlagen, Straßen und Plätze, die das Gesamtensemble des U-Areals abschließen werden.
Entwicklung im weiteren Umfeld
Auch im weiteren Umfeld des U-Areals entstehen in naher Zukunft noch einige vom Fachbereich Liegenschaften initiierte Projektentwicklungen von städtebaulicher und infrastruktureller Bedeutung. Beispiele: der geplante Neubau einer Wettkampfsporthalle an der Übelgönne oder der Neubau der Volkshochschule am Königswall.
Bereits umgesetzt wurde die Sanierung des ehemaligen AOK-Gebäudes mit der Unterbringung des Studieninstituts Ruhr. Auf dem Grundstück des ehemaligen Studieninstituts entsteht nun ein hochwertiger Büro- und Wohnkomplex des Dortmunder Spar- und Bauvereins.
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