Im Hafen-Quartier geht es Schlag auf Schlag: Die Landmarken-AG, die auch schon das alte Gesundheitsamt in der City entwickeln wird, hat den Zuschlag für die großen Speichergebäude am Hafen bekommen. Sie will dort das „Hafenforum“ entwickeln, in dem auch der Gründungs- und Innovationscampus einziehen wird. Zwischen 25 und 35 Millionen Euro wird das Unternehmen an der Speicherstraße investieren.
Überplanung von rund 17.300 Quadratmetern Nutzfläche in drei Gebäudeteilen
Gemeinsam mit der Wirtschaftsförderung und der Hafen-AG stellte die Landmarken-AG die Planungen für das Gebäudeensemble vor. Rund 17.300 Quadratmeter Nutzfläche – eine Fläche fast so groß wie zwei Fußballfelder – in drei Gebäudeteilen wollen sie entwickeln. Dort soll neben dem Zentrum für Gründer*innen Platz für Co-Working-Space, Büros und Gastronomie entstehen.
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Norbert Hermanns, Investor und Vorstand der Landmarken-AG machte keinen Hehl daraus, dass er unbedingt den Zuschlag für das Projekt haben wollte, welches die Stadt europaweit ausgeschrieben hatte. „Wir sind mit großem Engagement reingegangen: Wir wollten gewinnen, das hat uns sehr gereizt“, gesteht Hermanns freimütig.
Das Hafenforum will die Brücke vom traditionellen Industriehafen zum Hafen für Start-Ups, etablierten Mittelstand und die Digitalszene schlagen. „Durch behutsame Eingriffe in die Gebäudestruktur entstehen großzügige und liftartige Flächen für neue Arbeitswelten von morgen“, betonte Hermanns. Bereits im kommenden Jahr sollen die Arbeiten beginnen und möglichst zum großen Teil auch abgeschlossen werden.
Agora als Mittelpunkt des Hafenforums – Eventfläche auch für externe Nutzer*innen
Überplant wird der Bereich von der Gastronomie „Umschlagplatz“ (ehemals Solendo) über den kompletten Speichergebäude-Riegel bis „hinter den Knick“ des Gebäudes in Richtung Norden.
Wichtig sei gewesen, eine Querungsmöglichkeit zu erreichen. Denn bislang ist der Gebäuderiegel 130 Meter lang und geschlossen – und zudem 20 Meter tief, beschreibt Benjamin Sieber, Designdirektor bei Gerber Architekten Dortmund.
In Höhe von „Heimathafen“ bzw. der künftigen Akademie für Digitalität und Theater werde ein Glasdurchgang geschaffen. Der Durchgang diene der Erschließung des Gebäudes und Ausstellungsfläche. Darüber werde die Agora geschaffen, die Raum für bis zu 199 Menschen bieten werde. „Er wird als Treffpunkt und Inkubator für die ganze Nordstadt dienen“, so Sieber.
Am Ende des Gebäudes (Haus Nr. 20) werde ein Teil abgerissen, da es dort im Inneren nur Silos mit mehr als 20 Metern Höhe gebe. Hier soll ein neuer Anbau mit Büroflächen entstehen sowie Gastronomie. Dieser wird jedoch erst Priorität im Bau genießen, wenn die Mieter klar sind. Zunächst soll der vordere Bereich mit dem Gründungscampus entstehen.
„Der Hafen hat das Potenzial, einer der wichtigsten Plätze der Stadt zu sein“
Häfen seien schon immer Orte der Transformation und des Wandels. Doch statt des Warenumschlags wie im 19. und 20. Jahrhundert werde es nun ein Ort des Datenverkehrs und des Wissens.
„Die robuste Atmosphäre – 90 cm dicke Wände – passt sehr gut dazu. Eine tolle Heimat für die Zukunft bilden“, betont Norbert Hermanns, Chef der Landmarken-AG.
„Der Hafen hat das Potenzial, einer der wichtigsten Plätze der Stadt zu sein. Hier wird in Zukunft die Musik spielen“, ist sich der Projektentwickler aus Aachen sicher. Dabei will sein Unternehmen eine gewichtige Rolle spielen. Außerdem unterstrich er, dass die Landmarken-AG langfristig plane und am Standort investieren wolle.
Städte wie Münster hätten von der Hafenentwicklung profitiert. „Jetzt ist Dortmund dran – hier wird etwas passieren. Hier gibt es eine Menge Akteure, die etwas für die Stadt erreichen wollen. Viele Städte verwalten vor sich hin. Dortmund gehört nicht dazu. Hier sieht man Probleme und löst sie“, so Hermanns.
Wirtschaftsförderung wird 3000 Quadratmeter für Innovations- und Gründungscampus mieten
Wirtschaftsförderer Thomas Westphal hört solche Worte gerne. „Es geht am Hafen Schlag auf Schlag und das ist wieder ein großer und wichtiger Schritt“, sagte er mit Blick auf die zahlreichen Spatenstiche und Planungspräsentationen im Hafen.
Erst vor wenigen Tagen rollten die Abrissbagger an, um gegenüber Platz für die Akademie für Digitalität und Theater zu schaffen.
Beim größten Bestandsgebäude an der südlichen Speicherstraße werden aber nicht die Abrissbagger benötigt. Das Gebäude soll erhalten, entwickelt und aufgewertet werden. Anschließend will die Wirtschaftsförderung hier als einer der Ankermieter einziehen. Aus dem Sondervermögen des Technologiezentrums werden 3000 der 17.000 Quadratmeter zurückgemietet.
Die Wirtschaftsförderung will dann die Aktivitäten rund um das Thema Gründung hier bündeln. Das Gründerinnenzentrum soll dann ebenso eine neue Heimat finden wie andere Dienstleistungen rund um das Thema Gründung und Innovation. Westphal erwartet ein „Netzwerk-Ökosystem von Gründern und Mittelständlern mit digitaler Innovation“. Vom Gebäude in der Speicherstraße, von der Größe und Lage am Wasser, gehe eine Magnetfunktion aus .
Hafen als positives Beispiel für friedliche Co-Existenz von Industrie und neuen Nutzungen
„Ich finde es mittlerweile überwältigend, dass wir eine Kaskade von Ankündigungen und Grundsteinlegungen hier erleben. Wir haben als Hafen-AG hier Substanzielles angestoßen. Ich hätte nicht gedacht, dass wir so schnell so weit kommen“, sagte Hafenchef Uwe Büscher.
Besonders erfreulich sei aus Sicht der Hafen AG, dass der Industriebereich weiter Bestand habe und am Rande städtebauliche Modernisierung betrieben werde. „Das wird ein Exportschlager, wie man einen funktionierenden Industriehafen weiterführen und eine friedliche Co-Existenz mit neuen Nutzungen hinkriegen kann. Das gibt es so nur in Dortmund.“
Neben dem Erhalt von den 5000 Arbeitsplätzen im Hafen – 2000 davon direkt mit „Hafenaffinität“ – würden hunderte neue Arbeitsplätze entstehen – das sei erfolgreicher Strukturwandel.
Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung als Gebote der Stunde
In dieselbe Kerbe schlug der Dortmunder Star-Architekt Prof. Eckhard Gerber: Nach dem Phoenixsee werde der Hafen die zweite ganz große Erfolgsgeschichte, wie man sie auch in Hörde kaum für möglich gehalten habe. „Der Hafen war das schmuddelige Kind. Die Potenziale, die im Gebiet stecken, kennen wir in anderen Städten. Die muss man Wachküssen wie auch beim Phoenixsee“, so Gerber.
Dass die vorhandenen Gebäude genutzt würden, sei nur folgerichtig. „Es ist auch absolut nachhaltig, vorhandene Gebäude zu nutzen und nicht abzureißen. Mit den vorhandenen Ressourcen etwas Neues machen, das finde ich ein Gebot der Stunde“, so Gerber mit Blick auf Nachhaltigkeit, Energieeffizienz und Ressourcenschonung.
Außerdem sei es gelungen, die Arbeitsatmosphäre und das Ambiente von früher herüber zu retten und in neue Arbeitsprozesse zu transformieren. „Es gibt ein sehr schönes Ambiente. Die Menschen, die hier früher körperlich schwer gearbeitet haben, können sich mit den Gebäuden dann neu identifizieren und sich freuen, dass diese noch eine Zukunft haben. Das finde ich bedeutungsvoll“, so der Architekt.
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Initiative Garten statt ZOB
Eine neue Landmarke wird angekündigt – am Hafenrand ganz groß und leuchtend soll es werden: Ein neues Zentrum extra für die Nordstadt, wenngleich ein bisschen ab. Private Investoren stehen schon Schlange, kommunale Ankermieter sind bereits gebucht, für den kreativen Mittelstand sind Plätzchen vorgehalten – alles wird extrem gut. Anderswo werden die noch mehr fehlen, zum Beispiel in der Nordstadt …
Die Initiative „Garten statt ZOB“ führt einen weiteren Ratschlag und eine Entwurfs-Werkstatt am Samstag, den 15. diesen Monat zur Nordseite des Hauptbahnhofs durch und lädt dazu ein: „Zwischen Nordstadt und City“ – mehr info siehe
https://www.gartenstattzob.de/
AndiN
Die Nordseite des Hbfs wird analog zum Hafengelände ein Meilenstein in der Entwicklung dieser Stadt.
gartenstattZOB mutet dagegen eher wie eine Dorfinitiative an. Vielleicht ist das wohnen in einer urbanen Großstadt für die Beteiligten nicht das Richtige.