Landesweite Althandy-Sammelaktion: Es gibt ein Fairphone 2 für das 30. abgegebene Gerät vom Umweltamt Dortmund

Handy Tausch Aktion im dlze
Die Handy-Sammelaktion wird u.a. von der Caritas und dem Umweltamt unterstützt. Fotos: Gerd Wüsthoff

Von Gerd Wüsthoff

Jedes alte, nicht mehr benötigte Mobiltelefon, ist eine Rohstoffquelle. Zum Wegwerfen oder schlichtem Lagern einfach zu schade. Wie in alten Computern werden auch in Smartphones hochwertige Rohstoffe verbaut. Seltene Erden, Gold, Platin, Kupfer und viele andere mehr. Im Mobiltelefon sind es 60 einzelne Rohstoffe, davon 30 unterschiedliche Metalle. Diese Ressourcen werden dem Kreislauf entzogen.

Der oder die BesitzerIn des 30. Alt-Handys erhält ein FairPhone2 im Wert von 500 Euro

Seltene Erden
Seltene Erden finden sich in allen Alt-Handys.

Im besten Fall wird ein altes Handy weiterverkauft. Am „Lebensende“ aber landet die „Schatzkiste“ mit ihren Rohstoffen zu schnell außerhalb eines Recyclingkreislaufes – und endet in Schubladen.

Der oder die BesitzerIn des 30. Alt-Handys, das im Dienstleistungszentrum des Umweltamtes in der Berswordt-Halle in der Abgabebox landet, um es einem sinnvollen Recyceln zuzuführen, erhält ein neues Mobiltelefon von „FairPhone2“ im Wert von 500 Euro.

Das Handy ist dabei keinesfalls „Müsli-Technologie“, sondern „State-of-Art“, moderne Technologie – nur eben zertifiziert ökologisch produziert. „Die Handy-Aktion“ ist eine NRW-weite Aktion, die verschiedene Ziele beinhaltet.

Fast alle Rohstoffe, die in einem Mobiltelefon verbaut werden, stammen zum größten Teil aus „problematischen“ Regionen der Erde, zumeist der „Dritten Welt“. Die Bedingungen, unter denen dort die Menschen diese Rohstoffe schürfen, kann man getrost als unmenschlich bezeichnen.

Der Erlös aus der Recycling-Aktion des dlze-Fördervereins kommt Menschenrechtsprojekten von Brot für die Welt und der Vereinten Evangelischen Mission zugute!

Ausbeutung, Kinderarbeit und Umweltzerstörung für Rohstoffe

Einigen LeserInnen wird vielleicht die Situation im vom Bürgerkrieg zerrissenen Kongo bekannt sein. Einer der Gründe für diesen seit Jahrzehnten andauernden Bürgerkrieg ist die Gier der Warlords, die sie mit der gnadenlosen Ausbeutung der Rohstoffe und Menschen – inklusive der Kinder – befriedigen.

Aber es ist nicht nur der Kongo, in dem solche Ausbeutungsmechanismen herrschen, um an die für die Internet-Mobilität und permanente Erreichbarkeit notwendigen Ressourcen zu kommen. Von den über 300.000 Tonnen Zinn, die zuletzt abgebaut wurden, stammen etwa 25 Prozent aus Indonesien.

Dort wird das Zinn unter fragwürdigsten Methoden und Umwelt, Mensch und Natur schädigend, abgebaut. Dieser Abbau ist nicht nur an Land auf den Inseln Bangka und Belitung am Südende von Sumatra, sondern auch im dort ökologisch sensiblen Meer gängige Praxis.

Mobilfunktelefone haben ein fragwürdiges und prekäres Innenleben

Bangka und Belitung
Bangka und Belitung vor Sumatra. Quelle: Google Earth

Riesige Baggerschiffe reißen den Boden, inklusive der Riffe, auf, um an die zinndioxidhaltigen Schichten zu kommen. Zinn wird zum Löten benötigt und findet sich mit etwa einem Prozent in einem Mobiltelefon.

Seltene Erden, ein Sammelbegriff für eine Reihe von selten vorkommenden Metallen, wurden vor Jahren noch zumeist in den USA und Kanada abgebaut. Angehobene ökologische Standards, Lohnpreissteigerungen und schwankende Weltmarktpreise ließen die alten Hauptproduzenten aus der Beschaffung aussteigen, weil es in der „Dritten Welt“ einfacher und billiger geht.

China beherrscht heute den Markt für Seltene Erden. Zu ihnen werden 17 Metalle gezählt: Scandium, Yttrium und Lanthan – und die 14 im Periodensystem auf das Lanthan folgenden Metalle, die sogenannten Lanthanoide. Dazu gehören etwa Cer, Praseodym, Neodym, Europium und Yttrium. Dabei ist es den Chinesischen Importeuren fast egal, wie diese geschürft werden.

Umweltamt Dortmund bietet Informationsveranstaltungen für Schulen an

Joachim Müller, Christian Nähle, Mario Marques de Carvalho, Dr. Monika Hirsch, Johanna Schäfer,
Joachim Müller, Christian Nähle, Mario Marques de Carvalho, Dr. Monika Hirsch, Johanna Schäfer

China hat sich mittlerweile zum Hauptproduktionsstandort für Mobiltelefone entwickelt. Zum einen wegen der preiswerten Produktionskosten unter zumeist fragwürdigen Methoden, aber auch weil sich die zur Herstellung von Handys wichtigen Ressourcen „ballen“.

Dies dient der Gewinnmaximierung der Hersteller von Smartphones. Die dann auch noch ihre Verkaufserlöse in Steueroasen „versteuern“. Hier ist Apple mit seinem iPhone an erster Stelle zu nennen.

Das Umweltamt Dortmund steht mit Informationsveranstaltungen auch in Grund- und weiterführenden Schulen ebenso zur Verfügung, wie die Anlaufstelle für den Dortmunder Klimaschutz und Energieeffizenz (dlze) in der Bersworth-Halle.

Die Initiatoren der NRW weiten Handyaktion sind MÖWe und das Amt für Jugendarbeit der Evangelischen Kirche von Westfalen, Südwind e.V., GMÖ, Open Globe. Eine Welt NetzNRW koordiniert die Handyaktion.

Das Handy ist kein Lifestyle-Produkt, das man sich jedes Jahr neu anschaffen müsste

Gerade die Mobiltelefone von Apple sind nahezu „unreparierbar“. Die Haltbarkeit eines Akkus endet sehr früh und der Austausch gestaltet sich bei einem iPhone eher schwierig, da der Akku mit dem Chassis verklebt ist. Andere Teile sind ebenfalls nicht ohne weiteres austauschbar. Die daraus folgende Rohstoffvergeudung wird nur noch durch die Steuerhinterziehung des Konzerns übertroffen.

FairPhone2
FairPhone2. Quelle: FairPhone

Die Werbung der Mobiltelefon-Hersteller suggeriert den KäuferInnen, dass ein Handy ein Lifestyle-Produkt sei. Bei den KundInnen, besonders bei Apple-AnhängerInnen, entsteht dann schnell ein Gefühl des „etwas verpasst zu haben“, wenn man nicht das neueste Funktelefon des Hauses hat. Oft genug gibt es auch abwertende Kommentare von so genannten „In Crowds“, die sich abfällig über das „alte Modell“ eines Besitzers, und damit diesen, auslassen.

Halten Akku und Technik, dann kann man ein Mobiltelefon auch über Jahre hinweg nutzen. Bei den meisten Handys gibt es aber auch die Möglichkeit einer Reparatur, eines Display-Austausches, eines neues Akkus etc. und kann so das Modell aus 2017 noch gut und gerne über die nächsten Jahre hin benutzen.

Und wer nun noch ein ungenutztes, oder ein Reserve-Mobiltelefon hat, es vielleicht auch nicht mehr verkaufen kann – weil „zu alt“ sollte sich an der Sammelaktion „Die Handy Aktion“ beteiligen. Wie eingangs beschrieben, erhält der oder die 30. „Alt-Handy“ Abgebende ein neues „FairPhone2“ in Wert von 500 Euro … wäre doch mal eine Idee und gute Chance.

Weitere Informationen:

  • Abgabestelle: Dienstleistungszentrum Energieeffizienz und Klimaschutz (dlze) in der Berswordt-Halle, Stadthaus, Kleppingstraße 37,
  • Öffnungszeiten: Dienstags 9 bis 12 und 14 bis 18 Uhr, mittwochs 9 bis 12 und 14 bis 16 Uhr, donnerstags 14 bis 18 Uhr und nach Vereinbarung.
  • www.fairphone.com/de
Unterstütze uns auf Steady

Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:

Alte Handys sind wahre Schatzkisten für Rohstoffe: Start für landesweite Handy-Sammelaktion in Dortmund

Reader Comments

  1. Kay

    Ich finde die Idee klasse und absolut sinnvoll. Eventuell schafft man es durch den Anreiz mit dem Fairphone so auch genug Leute für das Thema zu mobilisieren und vor allem zu sensibilisieren.
    VG, Kay

Write a Comment

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert