Warum gehen Menschen in die Politik? Warum sollten sich Jugendliche für Politik interessieren? Und überhaupt? Was tun Politiker für Jugendliche und die Nordstadt? Themen, bei denen es im Jugendforum Nordstadt ging. Zu Gast war Daniela Schneckenburger.
Schneckenburger: „Politik ist für mich kein Beruf, sondern ein Vertrag auf Gegenseitigkeit.“
Die grüne Landtagsabgeordnete stand Rede und Antwort und hatte aber auch Fragen mit im Gepäck. Die Lehrerin für Deutsch und Religion hat vor acht Jahren die Schule gegen die politische Arena getauscht. „Für mich ist Politik aber kein Beruf, sondern ein Vertrag auf Gegenseitigkeit“ erklärte Schneckenburger. Schließlich müsse sie sich immer dem Wählervotum stellen. Ihr sei es immer darum gegangen, sich für für Anliegen und Menschen einsetzen wolle.
Bei ihrer Familie – sie stammt aus Süddeutschland – sei das nicht naheliegend gewesen. „Ich hatte kein politisches Elternhaus.“ Ihr Engagement begann an der Uni, wo sich gegen die schlechten Studienbedingungen engagiert hatte. „Politik fängt immer so an“, motivierte sie die Nordstadt-Jugendlichen, sich einzumischen. Für ihre Belange für ihre Fragen – auf lokaler Ebene.
Kritik an Kopftuch-Äußerungen von Gerda Horitzky
Themen hatten die Jugendlichen: So wollten sie wissen, was die Landtagsabgeordnete von den Diskussionen um die stv. Bezirksbürgermeisterin und CDU-Stadtbezirksvorsitzende Gerda Horitzky hält. Horitzky hatte mit scharfen und teils diffamierenden Äußerungen eine Kopftuchdebatte angestoßen. Daher haben Grüne, Linke, Piraten und SPD die Abwahl der Politikerin für die nächste Sitzung der Bezirksvertretung beantragt.
„Entscheidend ist, was unter dem Kopftuch passiert“, so Schneckenburger. „Für mich persönlich ist das keine Option. Aber jede Frau muss selbst entscheiden.“ Ihr persönliche mache das keine Angst. Allerdings findet sie einen Dialog um die Nordstadt wichtig. Die Äußerungen von Horitzky verurteilt sie: „Das geht als Bezirksbürgermeisterin nicht. Das steht nicht für Toleranz und Dialogbereitschaft in der Nordstadt.“ Trotzdem müsse man die Sorgen gerade der alteingesessenen Deutschen Ernst nehmen: „Viele haben ihr gewohntes soziales Umfeld verloren und kommen damit nicht mehr klar. Darauf müssen wir reagieren.“
Bei aller berechtigter Kritik und sozialen Problemen: „Nordstadt bietet enorme Chancen“
Die Nordstadt sei ein Stadtteil des Ankommens und mit besonderen Erneuerungsbedarf. „Wir müssen bilanzieren, wo wir stehen“, so Schneckenburger, die früher selbst in der Schützenstraße gewohnt hat. Es gebe hier viele Probleme, aber auch viele Chancen.
„Wir haben hier soviel Potenzial, wo man etwas draus machen kann. Auch die Jugendlichen selbst: „Großstädte bieten Experimentierräume“, verwies sie auf die temporäre Kirchenbesetzung. Die Nordstadt locke Studierende, Künstler und Kreative, aber auch Gewerbetreibende. „Das ist eine enorme Chance“, bilanziert Schneckenburger. Doch das Wichtigste sei Bildung. „Was ungleich ist muss auch ungleich behandelt werden“, warb sie für eine verstärkte Förderung der Schul- und Bildungsangebote in der Nordstadt.
Investitionen in Leuchtturm-Projekte ebenfalls wichtig
Ob da nicht Investitionen in Konzerthaus und U-Turm falsch gewesen seien, wollten die Jugendlichen wissen. Auch hier warb sie für eine differenzierte Betrachtung. Nicht an den Projekten selbst, sondern dass dem Rat vorgegaukelt werden sei, dass die Kosten dafür nicht so hoch seien. Anschließend seien sie explodiert.
Aber dennoch seien diese Vorhaben richtig gewesen, zumal die Stadt selbst jeweils nur den kleineren Kostenanteil getragen habe. „Der U-Turm ist mir Heimat geworben“, geriet die Grüne ins Schwärmen. Bei allen Problemen müsse es auch solche Projekte geben – Dortmund dürfe nicht nur als Armenhaus wahrgenommen werden und müsse seinen Bewohnern und Investoren auch etwas bieten. „Wir müssen also in Sozialarbeit und Bildung investieren, aber auch landesweit attraktiv bleiben.“
Apropos „Investitionen“: Die Jugendlichen wünschten sich, dass die Abgeordnete sich dafür einsetzt, dass die Finanzierung für das Jugendforum Nordstadt weitergeführt wird. Die Förderung läuft – wie bei vielen Projekten – in diesem Jahr aus.
Planerladen begleitet Jugendliche bei der Umsetzung von Beteiligungsmöglichkeiten
Das Jugendforum Nordstadt ist ein Projekt des Planerladen e.V. zur Umsetzung von Beteiligungsmaßnahmen mit Kindern und Jugendlichen. Das Projekt fördert die gesellschaftliche und politische Teilhabe an demokratischen Prozessen und Entscheidungen von Kindern und Jugendlichen im Stadtteil. Seit September 2011 wird das Projekt Jugendforum Nordstadt im Rahmen des Förderprogramms Soziale Stadt, Dortmund Nordstadt mit Mitteln der EU, des Bundes, des Landes NRW und der Stadt Dortmund gefördert.
Reaktionen
eleven
Hat denn Frau Schneckenburger auch erklärt, wie zu erfahren ist, ob die jeweilige Kopftuchträgerin
aus freien Stücken handelt? Ist ihr auch bekannt, dass vermehrt Mädchen ab sechs Jahren das Kopftuch tragen (dürfen/müssen) ?
Die Diskussion ums Kopftuch ist aber hinfällig, inzwischen geht es um die wachsende Zahl der vollverschleierten Frauen und Mädchen in der Nordstadt….