Seit 2014 verleihen die Freunde des Museums Ostwall e.V. jährlich den MO-Kunstpreis „Dada, Fluxus und die Folgen“ an Künstler und Künstlerinnen, die in der Tradition von Dada und Fluxus arbeiten. Die Jury, bestehend aus Museumsfachleuten und Vertreter:innen der Freunde des MO, wählte in einer dreistündigen Sitzung aus insgesamt neun Nominierungen die in Karlsruhe lebende Konzeptkünstlerin Hannah Cooke aus. Sie beschäftigt sich mit Systemen, Regulationen und Rollenkonzepten. Sie versteht es, kulturelle Systeme zu lesen und in eine eigene ästhetische Formensprache – Film, Foto, Skulptur, Performance – umzucodieren. Medium und Material werden zu eigenen Statements und thematisieren gesellschaftliche Schieflagen sowie Leerstellen im Kunst- und Kulturbetrieb.
Gebürtige Münchnerin bezieht Publikum mal aktiv, mal passiv in ihre Werke ein
Zwischen Ernsthaftigkeit und Ironie, klaren Fakten und Überzeichnung findet die Künstlerin Strategien, um Zugänge zu ihren Arbeiten zu schaffen und Besucher und Besucherinnen – mal offensiv, mal passiv – in ihre Arbeiten einzubeziehen.
„Das übergreifende Thema der Systemkritik von Genie-Kult, Künstler-Ego, Hierarchien in der Kunstwelt, Autorschaft und Leistungsgedanken hat zur Auswahl der wachen Analytikerin Hannah Cooke geführt. Sie geht der Doppelmoral auf den Grund und wir sind mehr als froh, sie als 9. Preisträgerin küren zu dürfen“, begründet Benjamin Sieber, Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall e.V., die Entscheidung der Jury.
Hannah Cooke wurde 1986 in München geboren. Ihre künstlerischen Arbeiten wurden u. a. in der Bundeskunsthalle Bonn, der Staatlichen Kunsthalle Karlsruhe, im Badischen Kunstverein, dem Kunstverein Freiburg, dem Mimosa House London und im CAFA Beijing in China gezeigt. Sie studierte Medienkunst an der Staatlichen Hochschule für Gestaltung in Karlsruhe und Artistic Research an der Universität Amsterdam.
Feierliche Preisübergabe ist für den 11. September 2022 geplant
Mit dem MO-Kunstpreis ist der Ankauf eines Kunstwerks für die Sammlung des Museums Ostwall verbunden, das in einer begleitenden Ausstellung ab dem 11. September 2022 im MO-Schaufenster präsentiert wird.
Der Preis in Höhe von 20.000 Euro wird zu gleichen Teilen von den Kulturbetrieben der Stadt Dortmund und den Freunden des Museums Ostwall gestiftet. Die Preisübergabe und Eröffnung der Ausstellung im MO-Schaufenster ist für den 11. September 2022 um 11.30 Uhr im Museum Ostwall im Dortmunder U vorgesehen.
„Mit unserer Fluxus-Sammlung verbindet Hannah Cooke die Auseinandersetzung mit Themen des täglichen Lebens. Sie untersucht z. B. in einer ihrer Arbeiten die mangelnde Repräsentation von Frauenpersönlichkeiten in der öffentlichen Gedenkkultur oder reflektiert in einer Performance die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen im Kontext der Covid-19-Pandemie auf das soziale Miteinander“, erläutert Dr. Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des Museums Ostwall.
Auch ihre kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Kunstbetrieb und beispielsweise dessen – vermeintliche – Unvereinbarkeit mit ihrer Rolle als Mutter lasse sich als zeitgenössische Antwort auf die von George Maciunas in seinem Fluxus-Manifest propagierte Forderung „promote living art […] promote non art reality“ interpretieren.
„Wir freuen uns darauf, gemeinsam mit ihr ein Kunstwerk für die MO-Sammlung auszuwählen, und sind gespannt auf ihre Ideen für die Ausstellung im MO-Schaufenster”, so Grothe.
Mehr zum Thema bei nordstadtblogger.de:
Reader Comments
MO Kunstpreisträgerin 2022: Hannah Cooke stellt im MO Schaufenster aus (PM)
MO_Schaufenster #32 – MO_Kunstpreis 2022: Hannah Cooke
13. September 2022 bis 8. Januar 2023
Museum Ostwall im Dortmunder U, MO_Schaufenster
Eintritt frei
Am Sonntag, 11. September, 11 Uhr verleihen die Freunde des Museum Ostwall e.V. den diesjährigen MO_Kunstpreis an die Künstlerin Hannah Cooke. Im Anschluss an die Preisverleihung wird im MO_Schaufenster eine Ausstellung mit Werken der Künstlerin eröffnet. Unter anderem werden hier die beiden Videoinstallationen „Ada vs. Emin“ und „Ada vs. Abramović“ zu sehen sein, die im Rahmen des MO_Kunstpreises für die Sammlung des Museum Ostwall angekauft wurden.
Die Künstlerin
Hannah Cooke, geboren 1986, erforscht mit ihren Arbeiten gesellschaftliche Schieflagen: Genderfragen, informelle oder institutionelle Hierarchien innerhalb des Kunstbetriebs, aber auch die Zugänglichkeit zu Kultur im Allgemeinen sind Themen ihrer Werke. Sorgfältig recherchiert sie zu zuvor klar definierte Fragestellungen und setzt ihre Antworten mit Humor in Performances, Videos, Fotografien und Installationen um – ohne dabei allzu einfache Lösungen anzubieten. Ihr geht es vor allem darum, unseren Blick zu schärfen, bestehende Machtstrukturen in Frage zu stellen und verfestigte Normen und Rollenverständnisse aufzubrechen.
Der MO_Kunstpreis
Der MO_Kunstpreis wird einmal jährlich an eine*n Künstler*in verliehen, der/die in der Tradition der Fluxus-Bewegung arbeitet. Der Preis wurde 2014 von den Freunden des Museums Ostwall unter dem Motto „Dada, Fluxus und die Folgen“ ins Leben gerufen, um den MO_Sammlungsschwerpunkt Fluxus zu stärken und um zeitgenössische Positionen zu erweitern. Der Preis ist seitens der Freunde des MO mit 10.000 Euro dotiert, mit denen ein Kunstwerk für die MO_Sammlung erworben wird. Seit 2020 fördert die Stadt Dortmund den Ankauf mit weiteren 10.000 Euro.
„Mit unserer Fluxus-Sammlung verbindet Hannah Cooke die Auseinandersetzung mit Themen des täglichen Lebens. Sie untersucht z.B. die mangelnde Repräsentation von Frauenpersönlichkeiten in der öffentlichen Gedenkkultur oder die Auswirkungen der Kontaktbeschränkungen im Kontext der Covid-19-Pandemie auf das soziale Miteinander“, sagt Nicole Grothe, Leiterin der Sammlung des MO und Kuratorin der Ausstellung. „Auch ihre kritische Auseinandersetzung mit dem aktuellen Kunstbetrieb und beispielsweise dessen – vermeintliche – Unvereinbarkeit mit ihrer Rolle als Mutter lässt sich als zeitgenössische Antwort auf die von George Maciunas in seinem Fluxus-Manifest propagierte Forderung ‚promote living art […] promote non art reality’ interpretieren”, so Grothe.
Benjamin Sieber, Vorsitzender der Freunde des Museums Ostwall e.V.: „Das übergreifende Thema der Systemkritik von Genie-Kult, Künstler-Ego, Hierarchien in der Kunstwelt, Autorenschaft und Leistungsgedanken hat zur Auswahl der wachen Analytikern Hannah Cooke geführt. Sie geht der Doppelmoral auf den Grund, und wir sind mehr als froh, sie als neunte Preisträgern küren zu dürfen.“
Das Begleitprogramm
Samstag, 17. September 2022, 17.30 Uhr: Kuratorinnen-Kurzführung bei der 22. Dortmunder DEW21 Museumsnacht, Ort: MO_Schaufenster, Ebene 5, Dortmunder U
Mittwoch, 5. Oktober 2022, 13.30 Uhr: Kunstpause am Mittag mit Viktoria von Pidoll im MO_Schaufenster, Ebene 5, Dortmunder U
Donnerstag, 13. Oktober 2022, 19.00 Uhr: Artist Talk mit Hanna Cooke und Nicole Grothe (Kuratorin) im Flux Inn, Ebene 4, Dortmunder U
Sonntag, 23. Oktober 2022, 11 Uhr: Talk mit Dr. Julia Wustmann (Soziologin, TU Dortmund), im Flux Inn, Ebene 4, Dortmunder U über Geschlechterrollen und Gesellschaft, Care-Arbeit und Elternschaft
Donnerstag, 3. November 2022, 19 Uhr: Talk mit Prof. em Dr. Uta Brandes (Designtheoretikerin, be//DESIGN) im Flux Inn, Ebene 4, Dortmunder U über Gender und Design in Objekt- und Alltagskultur
Sonntag, 13. November 2022, 11 Uhr: Talk mit Kirsten Becken (Künstlerin, Mitbegründerin von femxphotography.org) im Flux Inn, Ebene 4, Dortmunder U über „Mediale Verknüpfungen zwischen fotografischem Bild und Geschlecht“.
Die Gesprächsreihe zu Kunst und Wissenschaft wurde entwickelt von Evelyn Bracklow (Künstlerin), Dr. Sarah Hübscher und Dr. Elvira Neuendank (Kunst- und Kulturwissenschaftlerinnen).
Talk über Geschlechterrollen und Gesellschaft im Museum Ostwall (PM)
Um Geschlechterrollen und Gesellschaft, Care-Arbeit und Elternschaft geht es am Sonntag, 23. Oktober, 11 Uhr im Museum Ostwall im Dortmunder U: Anlässlich der aktuellen Ausstellung der MO-Kunstpreisträgerin Hannah Cooke lädt das Museum zu einem Talk mit Soziologin Dr. Julia Wustmann (TU Dortmund). Der Eintritt ist frei, Treffpunkt ist das „Flux Inn“ auf Ebene 4.
Hannah Cooke (Jahrgang 1986) erforscht mit ihren Arbeiten u.a. Genderfragen oder informelle oder institutionelle Hierarchien innerhalb des Kunstbetriebs. Ihre Ausstellung ist noch bis 8. Januar im Schaufenster des MO zu sehen. Die Gesprächsreihe zu Kunst und Wissenschaft wurde entwickelt von Evelyn Bracklow, Dr. Sarah Hübscher und Dr. Elvira Neuendank.
Mediale Verknüpfungen zwischen fotografischem Bild und Geschlecht: Talk im MO mit Kinderbetreuung (PM)
Um mediale Verknüpfungen zwischen fotografischem Bild und Geschlecht geht es im nächsten Talk im Museum Ostwall am Sonntag, 13. November, 11 Uhr: Anlässlich der aktuellen Ausstellung der MO-Kunstpreisträgerin Hannah Cooke lädt das Museum zu Vortrag und Gespräch mit Kirsten Becken, Künstlerin und Mitbegründerin von femalephotographers.org. Der Eintritt ist frei, Treffpunkt ist das „Flux Inn“ auf Ebene 4. Es gibt eine Kinderbetreuung.
Hannah Cooke (Jahrgang 1986) erforscht mit ihren Arbeiten u.a. Genderfragen oder informelle oder institutionelle Hierarchien innerhalb des Kunstbetriebs. Ihre Ausstellung ist noch bis 8. Januar im Schaufenster des MO zu sehen. Die dazugehörige Gesprächsreihe wurde entwickelt von Evelyn Bracklow, Dr. Sarah Hübscher und Dr. Elvira Neuendank.