Seitdem Rationierung und Privatisierung im bundesrepublikanischen Gesundheitswesen greifen und Krankenhäuser gleichsam zu Wirtschaftsunternehmen geworden sind, kommt es neben dem Heilen vor allem auf gute Bilanzen an. Das Klinikum Dortmund bildet keine Ausnahme und vermeldet jetzt stolz, es habe das Geschäftsjahr 2021 mit einem positiven Ergebnis abschließen können – zum neunten Mal in Folge.
Gesundheitskonzern macht in 2021 ein Plus von rund 1,25 Millionen Euro
Ein Konzern-Plus von rund 1,25 Millionen Euro für das Jahr 2021 konnte Marcus Polle, seit dem 1. Januar 2022 neuer Vorsitzender der Geschäftsführung, dem Aufsichtsrat vermelden. Dies sei eine Rarität in der deutschen Kliniklandschaft, gerade in der Pandemie, ließ er durchblicken.
In diesem Zusammenhang dankte er seinem Vorgänger Rudolf Mintrop, der Ende 2021 in den Ruhestand gegangen ist. „Was das Klinikum und seine Mitarbeitenden in den zurückliegenden Jahren erreicht haben, macht zurecht stolz und hat weit über die Grenzen der Region für positives Aufsehen gesorgt“, so der neue Klinik-Chef selbstbewusst.
Doch da sind auch Sorgenfalten. Insbesondere mit Blick auf die noch laufenden Bauprojekte des Klinikums – allem voran der Innenausbau des bald zu eröffnenden Anbaus am Standort Mitte sowie die Planungen für die Kinderklinik.
Preise für Baumittel und Rohstoffe schnellen in die Höhe
Es sind die Preise im Baumittel- und Rohstoffmarkt, die wegen Pandemie und Ukraine-Krieg in die Höhe schnellen. „Unsere Bauarbeiten ziehen sich durch weltweit unterbrochene Lieferketten und einen zum Teil eklatanten Bauteil-Mangel hin, was zusätzliche Kosten verursachen wird“, prognostiziert der neue Klinik-Chef. Damit steht er nicht allein.
„Gleichzeitig sind wir stolz auf die Bauprojekte der jüngsten Vergangenheit. So konnte im April das neue OP-Zentrum Nord mit einem Investitionsvolumen von 25 Mio. Euro in Betrieb gehen, in der letzten Woche wurde die neue Dialyseeinheit in Mitte in Betrieb genommen, dies bedeutet Einzugsbeginn in den umfangreichen Erweiterungsbau in Mitte“, berichtet Marcus Polle.
Darüber hinaus konnte der Startschuss für den Neubau an der Alexanderstraße gegeben werden. Hier soll vor allem die Schule für Gesundheitsberufe erweitert werden. Außerdem sind dort Praxisräume geplant; über die Möglichkeiten der Anbindung einer Kita wird noch abschließend zu entscheiden sein.
Auch dem bundesweiten Trend hin zu mehr ambulanten Behandlungen wolle man baulich nachkommen. Deshalb ist nach der Eröffnung des OP-Neubaus (April 2022) am Klinikum-Standort Nord nun am Standort Mitte ein ambulantes OP-Zentrum in Planung.
Digitalisierung als entscheidende Herausforderung für die Zukunft
Neben den Bauprojekten im Zusammenhang mit der galoppierenden Inflation gibt es weitere Herausforderungen. Die betreffen zentral die Entwicklung des innovativen Potentials im Unternehmen.
„Wir müssen uns intensiv und fortlaufend mit der digitalen sowie medizinischen Strategie des Hauses beschäftigen“, sagt Polle. Digitale Lösungen würden die Zukunft in fast allen Bereichen weiter begleiten und verändern, so der Klinikum-Chef.
„Eine weitere Optimierung unserer Prozesse steht dabei im Vordergrund. Wir wollen dies nutzen, um den Kolleginnen und Kollegen wieder mehr Zeit für die eigentliche Arbeit mit den Patientinnen und Patienten zu geben, digitale Lösungen sollen unser Arbeitsleben einfacher machen“, hofft der erfahrene Gesundheitsmanager.
Zuletzt verantwortete Marcus Polle als Kaufmännischer Direktor die Geschicke des Städtischen Klinikums Dresden. Dort sorgte er in den Augen mancher für eine radikale wie umstrittene Umstrukturierung und räumte seinen Posten bereits nach einem Jahr.
Wert legt der neue Dortmunder Klinik-Chef auf das Miteinander in seinem Hause: „Wir gestalten und setzen dies als Team um, dies ist und bleibt ein wichtiger Baustein unserer Unternehmenskultur: Unsere Kultur des Miteinanders, aber auch unser Anspruch als bester Arbeitgeber stehen für uns immer wieder im Vordergrund.“
Inwieweit derlei Ansprüche mit der bestehenden Personaldecke zu verwirklichen sind, bleibt freilich offen. Gewerkschafter:innen dürften da jedenfalls anderer Meinung sein.