Hajdi Barz in einem Vortrag über institutionelle Diskriminierung im DKH

Keine Bildung und Armut? Wieso es wichtig ist den Blick auch auf empowerte Roma-Frauen zu lenken

Nicht immer stehen sie so positiv im Rampenlicht wie bei „Djelem Djelem“: In ihrem Vortrag legte Hajdi Barz den Fokus auf Rom:nja und erklärte wie diese in Deutschland institutionelle Diskriminierung erfahren. Foto: Wolf-Dieter Blank

Es gibt viele Studien über Rom:nja, die nicht gebildet sind, sich in schwierigen Lebensformen befinden oder ausgebeutet werden. Doch die Erfolge vieler Rom:nja seien unsichtbar. Hajdi Barz erklärt in ihrem Vortrag warum es auch wichtig ist den Blick auf empowerte Rom:nja zu lenken.

Prekäre Arbeitsverhältnisse, Ausbeutung und niedrige Löhne

Fachtagung „Schöne neue Arbeitswelt – Ausbeutung und Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt“ im DKH. Foto: Alexander Völkel für nordstadtblogger.de

Prekäre Arbeitsverhältnisse, Ausbeutung und niedrige Löhne – die Fachtagung „Schöne neue Arbeitswelt – Ausbeutung und Diskriminierung auf dem deutschen Arbeitsmarkt“, die im Dietrich-Keuning-Haus (DKH) stattfand, lieferte Hintergrundinformationen und Wege aus diesen Verhältnissen.

Vorträge gab es von Prof. Dr. Margit Fauser, Professorin für Soziologie, Migration und Arbeit und Hajdi Barz, Bildungsreferentin mit dem Themenschwerpunkt Empowerment und Rassismus. In Fausers Vortrag ging es um die Arbeitsausbeutung im Kontext von flexibler Arbeit und dem europäischem Grenzregime.

Sie konzentrierte sich auf zugewanderte Südosteuropäer:innen hier in Deutschland. Hajdi Barz dagegen legte den Fokus auf Rom:nja und erklärte wie diese in Deutschland institutionelle Diskriminierung erfahren.

„Sie kann uns anschauen und sie kann uns nicht sehen“

Barz erzählte von einer Frau, die eine Studie über das Empowerment von Roma-Frauen in Europa gemacht hat. Ihren Namen möchte sie anonym halten, doch wurde diese Frau zu einer Konferenz für Roma-Frauen eingeladen. Unter den Teilnehmenden haben sich 60 Rom:nja aus Selbsthilfeorganisationen befunden, darunter seien Jurist:innen, Lehrer:innen und Wissenschaftler:innen gewesen.

Hajdi Barz im Interview mit den Nordstadtbloggern.
Hajdi Barz im Interview mit den Nordstadtbloggern. Foto: Chimène Goudjinou

„Sie stand vor dieser Gruppe von Führungskräften und sagte Show me one empowered romani woman“, erzählt Barz. Der Fakt, dass all diese Roma Frauen, die „was erreicht haben“ vor ihr standen und sie diese nicht erkannt hat, schockierte Barz.

„Wow, wir können im selben Raum sitzen, sie kann uns anschauen und sie kann uns nicht sehen. In ihrer Studie gab es keinen Platz für empowerte Roma Frauen“, sagt Barz.

In der Studie ginge es hauptsächlich um Roma Frauen, die es nicht schaffen, sich in einer schwierigen Lebens- und Arbeitsform befinden und von Sexismus und dem Patriachart betroffen sind. „Wir stellen uns romani Frauen gar nicht mehr vor als gebildete Frauen, Frauen die die Welt verändern, Frauen, die sich gegenseitig solidarisch unterstützen“, sagt Barz.

Wieso es wichtig ist den Blick auch auf empowerte Roma Frauen zu lenken

Frau bei der Arbeit: „Baba Józefa Kierel Te Hal" von Malgorzata Mirga-Tas
Frau bei der Arbeit: „Baba Józefa Kierel Te Hal“ von Malgorzata Mirga-Tas Foto: Chimène Goudjinou

Für sie ist bedeutend, dass auch die Potenziale und Errungenschaften dieser Frauen gewürdigt werden. „Dieses Bild ist nicht nur wichtig für Roma oder Sinti Mädchen, die dann ein ganz anderes Bild über sich selbst kriegen können“, sagt Barz,

„sondern auch wichtig für nicht Rom:nja, weil sie nochmal andere Bilder über ihre Gesellschaften kriegen und vielleicht auch nochmal ihren Defizitblick verlieren.“ Zum Schluss verweist sie auf die Studie „Unsichtbare Erfolge“ von Jane Weiß. Eine Studie, die die Bildungswege von Rom:nja und Sinti:zze in Deutschland beleuchtet.

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