Beim Wettkampf paddeln, was das Zeug hält oder still durch den malerischen Fluss gleiten – da sind sich die Kanuten des FS 98 Dortmund e.V. nicht ganz einig. Denn die 115 aktiven Mitglieder der Kanuabteilung von Dortmunds viertgrößtem Verein teilen sich auf in Rennsportler und Wanderfahrer. Während die einen Trophäen in das Bootshaus am Rande des Fredenbaumparks holen, starten die anderen vom dortigen Anlegesteg aus über den Dortmund-Ems-Kanal zu erholsamen Ausflugstouren.
Die Wanderfahrer finden auf mehrtätigen Touren Unterschlupf in anderen Bootshäusern
„Das hört sich zwar getrennt an, ist es aber nicht. Die paddeln ja alle durch dasselbe Gewässer“, sagt Rainer Zimpel, der Vorsitzende der Kanuabteilung. Seit 24 Jahren ist er im Verein. Ursprünglich kam er vom Radfahren und suchte, wie viele andere hier, einen neuen Sport. Die Wanderfahrer finden auf mehrtätigen Touren Unterschlupf in anderen Bootshäusern.
Genauso wie Kanuten anderer Vereine im Bootshaus in der Nordstadt übernachten können. „Das war damals eine alte Baracke“ sagt der 67-jährige ehemalige Sozialarbeiter. Die Stadt überließ den Kanuten das Gelände samt Gebäude, als der Verein sich 1946 neu gründete. Während des Nazi-Regimes war der FS 98 als Arbeitersportverein verboten worden.
Idealer Standort an einer Bundeswasserstraße mit wenig Berufsschifffahrt
Der Standort am Kanal ist ideal: eine Bundeswasserstraße, auf der es wenig Berufsschifffahrt gibt. Die Wasserqualität ist sehr gut. „Nur auf die Wasserpflanzen könnte ich verzichten, die verfangen sich immer vorne “, sagt Susanne Pais.
Sie betreibt das Kanufahren als Leistungssport und war gemeinsam mit ihrem Ehemann Toni bereits Mixed-Weltmeisterin. Toni Pais sitzt im Kanu seit er elf Jahre alt ist. Er gehört nun zu einem der besten Senioren-Rennfahrer-Teams Deutschlands und sucht die Herausforderung. „Ich gewinne gerne, ich trainiere aber auch gerne“, sagt der 48-jährige Rennsportwart der Abteilung. Das „Durch-die-Gegend-kullern“, wie es die Wanderfahrer machen, ist nichts für ihn.
Kanuabteilung des FS 98 blickt auf viele Sporterfolge zurück
Generell blickt die Kanuabteilung des FS 98 auf viele Sporterfolge zurück. Die Wände entlang der Treppe im Bootshaus gleichen einem Museum. Ein Foto von Hilde Urbaniak hängt hier. Sie holte 1959 den Weltmeistertitel im Kanu-Slalom nach Dortmund. Eine weitere Besonderheit ist die 4 x 500-Meter-Staffel von 1960. Denn zu diesem Team gehörten zwei West- und zwei Ostdeutsche, obwohl damals DDR- und BRD-Sportler noch getrennt starteten.
Friedhelm Wentze vom FS 98 war dabei. Der Kanu-Typ, mit dem er 1960 bei den Olympischen Spielen in Rom teilnahm, hängt ebenfalls an der Treppe, die zum Gemeinschaftsraum im ersten Stock führt. Eines finden alle Mitglieder der Kanuabteilung besonders schön: Egal ob Leistungssportler oder Hobby-Paddler. Egal ob Spitzenverdiener oder Minijobber. Für alle zählen nur der Sport und die Freundschaft. Hierarchien gibt es nicht. Und darauf ist das Team stolz.
Sorge des Vereins: „Unser Durchschnittsalter liegt bei über 50 Jahren“
Aber wie so viele Sportvereine plagt die Kanuabteilung eine Sorge: „Unser Durchschnittsalter liegt bei über 50 Jahren“, sagt Udo Hilbk, Geschäftsführer der Abteilung. Jugendliche interessieren sich zwar sehr für den Sport, es fehlen aber oft Übungsleiter. Zwei Schulen kooperieren mit dem Verein und bieten Kanufahren im Sommer in ihrem Sportunterricht an. Doch auch im Winter herrscht Betrieb im Bootshaus. Denn die eingefleischten Kanuten kann Kälte nicht schrecken: Im Grunde geht man im FS 98 nur nicht aufs Wasser, wenn es zugefroren ist.
– Der Artikel ist ein Beitrag aus dem Buch “Wir: Echt Nordstadt”. Das Buch mit 106 Gruppenportraits ist kostenlos beim Quartiersmanagement Nordstadt, Mallinckrodtstraße 56, 44147 Dortmund, erhältlich. (Mail: info@nordstadt-qm.de)