FH und Partner entwickeln interaktive Plattform für den Heimalltag

„Justy“-App stärkt die Rechte von Jugendlichen

Mit der „Justy“-App bekommen Kinder und Jugendliche, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe wohnen, eine digitale und interaktive Plattform.
Mit „Justy“ bekommen Kinder und Jugendliche, die in der stationären Jugendhilfe wohnen, eine interaktive Plattform. Foto: Pixabay/Symbolfoto

Wofür darf ich mein Taschengeld ausgeben? Dürfen Mitarbeitende einfach mein Zimmer betreten? Muss ich wirklich um 20 Uhr wieder in der Wohngruppe sein? Der Alltag von Kindern und Jugendlichen in der Heimerziehung ist geprägt von Machtgefällen. Ein digitales Tool soll dazu beitragen, dass Rechte von Jugendlichen gesichert und ihre Beteiligung gestärkt werden. Das Projekt wird von der Aktion Mensch Stiftung gefördert.

Neue App als digitaler Wegweiser, Ratgeber und Beschwerdestelle

Die Kinderrechte-App „Justy“ will für Jugendliche, die in Einrichtungen der stationären Jugendhilfe wohnen, digitaler Wegweiser, Ratgeber und Beschwerdestelle sein. Prof. Dr. Nicole Knuth vom Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Dortmund begleitet mit ihrem Team das Projekt der Diakonie Rheinland-Westfalen-Lippe. „Wir haben die Idee schon früh mit der Ombudsstelle Jugendhilfe NRW entwickelt“, berichtet Prof. Knuth. Das Ziel sei eine frei zugängliche App für alle Betroffenen in den Einrichtungen.

Prof. Dr. Nicole Knuth lehrt am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Dortmund.
Prof. Dr. Nicole Knuth lehrt am Fachbereich Angewandte Sozialwissenschaften der Fachhochschule Dortmund. Foto: FH Dortmund / Matthias Kleinen

Mit ihrem Team an der Fachhochschule Dortmund startet Nicole Knuth nun mit qualitativen Interviews in sechs Einrichtungen der Diakonie. Die Kernfrage: Wie muss eine App konzipiert sein, damit sie dabei helfen kann, dass Jugendliche in den Einrichtungen ihre Rechte kennen und durchsetzen können?

„Dabei binden wir auch die Fachkräfte in den Einrichtungen ein“, betont die Sozialwissenschaftlerin. Nur wenn die App auch von Erzieher:innen akzeptiert werde, könne das Projekt gelingen. „Die pädagogische Arbeit zu berücksichtigen, ist wichtig. Zugleich liegt der Fokus aber auf den Rechten der Kinder und Jugendlichen“, sagt Prof. Knuth.

Chatfunktionen zum Austausch mit anderen Jugendlichen oder externen Hilfsstellen gewünscht

Nach den ersten Workshops zur App wird bereits deutlich, dass es den Betroffenen nicht nur um Wissensvermittlung zu ihren Rechten geht. Sie wünschen sich auch Chatfunktionen zum Austausch mit anderen Jugendlichen oder externen Hilfsstellen, oder interaktive Elemente, um etwa das eigene Zimmer mit Augmented Reality virtuell einzurichten.

Die „Justy“-App stärkt die Rechte und die Beteiligungsmöglichkeiten. Foto: Pixabay/Symbolfoto

„Nach der Auswertung unserer Forschung soll bereits im kommenden Jahr eine erste Testversion vorliegen, mit der wir in die Einrichtung gehen und die App im Austausch mit den Nutzer:innen weiterentwickeln können“, sagt Nicole Knuth.

„Auf keinen Fall soll die App den persönlichen Kontakt und den vertrauensvollen Umgang innerhalb der Einrichtungen ersetzen“, betont Tim Rietzke, Geschäftsfeldleiter Familie und junge Menschen beim Diakonischen Werk Rheinland-Westfalen-Lippe.

„Wir wollen aber dem Wunsch junger Menschen nachkommen und ihnen ein zusätzliches digitales Medium bieten“, so Rietzke. Die Aktion Mensch Stiftung fördert das Projekt mit 940.000 Euro. Die technische Umsetzung realisiert die beemo GmbH Münster. Perspektivisch soll die App bundesweit allen interessierten Einrichtungen zur Verfügung gestellt werden.

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