Die Nordstadtblogger sind natürlich nicht das einzige ehrenamtliche Medien-Projekt, das über die Nordstadt berichtet. Einen anderen Ansatz verfolgt dabei „Last Junkies On Earth“ (LJOE) – ein interessanter non-profit Popkultur-Blog.
Er hat keine finanziellen oder politischen Interessen und auch keine journalistischen Strukturen. Sein Netzwerk aus Musikern und Künstlern erstreckt sich von Dortmund über New York bis nach Los Angeles. Das Besondere: LJOE veröffentlicht jede Woche den Nordstadt-Szeneguide.
Ein Besuch auf der Seite lohnt sich, zumal sie seit dieser Woche in einem völlig neuen Design erscheint. Nordstadtblogger Alexander Völkel hat mit LJOE-Macher Björn Hering im „Fink“ am Nordmarkt gesprochen.
Seit wann gibt es die Seite und wie ist sie entstanden? Wie kam es dazu?
Als ehemaliger Songtexter und Sänger einer Band kannte ich schon früh das Gefühl, meine innere Gedankenwelt kanalisiert nach Außen zu tragen.
Dies habe ich irgendwann ab 2010 dann auch in Form eines privaten Blogs gemacht, der schon damals den selben Namen trug wie heute. Die Inhalte hatten jedoch noch keine wirkliche Struktur.
Es war mehr ein Ventil und nach dem Schreiben fühlte ich mich irgendwie klarer und frischer.
Was hat es mit dem Namen auf sich? Nach was sind die letzten Junkies süchtig?
Inspiriert wurde ich durch den Dandy Warhols Song „Not if you were the last junkie on earth“. Wir sind doch alle nach etwas süchtig, oder? Die Leute, über die ich schreibe, sind jedenfalls süchtig.
Süchtig nach Kunst, Street Art, Graffiti, Skateboarding, Schreiben, Fotografieren und so weiter. Sie würden ihr letztes Hemd für ihre Kunst und ihren Individualismus hergeben. Das fasziniert mich.
Wer sind die Autorinnen und Autoren von „Last Junkies On Earth“?
Zur Zeit poste ich 90 Prozent der Artikel. Dazu gesellen sich neben Gastbeiträgen von einem Dortmunder Kunstkollektiv, die an dieser Stelle nicht näher genannt werden möchten, Beiträge von Domenic Maltempi, einem Blogger und Musiker aus New York.
Auch Linda, die Sängerin der Dortmunder Band Stuntcat, steht mir als Autorin und Fotografin zur Seite. Administrativ hilft mir Micah Carlson aus dem Großraum Los Angeles, der mir wertvolle Kontakte zu kalifornischen Künstlern wie Jeff Soto verschafft. Alle Schreiber kenne ich persönlich und würde auch nur solche veröffentlichen wollen.
New York, LA, Nordstadt? Drei gleichberechtigte Partner auf Augenhöhe?
Definitiv. Wer die leeren Warehouse Distrikte in New York und L.A. kennt, in denen sich temporäre Inseln der Kunst und Kultur bilden, kann dies auch in der Nordstadt wiederfinden. Hier ist halt alles etwas kleiner. Aber die jungen lokalen Künstler nutzen genau diese Räume auch hier. Wenn man das mal so betrachtet, dann kann die Nordstadt echt richtig Spaß machen.
Ist die Berichterstattung auf englisch für dich eine Bereicherung oder Herausforderung?
Eine Bereicherung. Ich finde es immer schade, wenn der Rest der Welt meine Beiträge nicht lesen kann, nur weil sie auf Deutsch sind. So versuche ich die Mitte zu finden: Bei lokalen Themen schreibe ich natürlich auf Deutsch, bei internationalen Themen wie Kunst benutze ich gerne das Englische.
Wie schätzt Du die Dortmunder Szene ein?
Es gab in den letzten fünf Jahren einen echten Ruck, der durch die Szene ging. Es kamen eine Menge frische junge Leute dazu und haben alles mal mächtig aufgewühlt.
Der Erfolg von neuen Locations wie dem REKORDER in der Nordstadt skizziert das sehr gut. Die jungen Leute sind anders als wir früher: Statt sich nach Außen zu verbarrikadieren, empfangen sie dich mit offenen Armen.
Warum macht ihr nur den Partyguide Nordstadt? Lohnt sich der Rest von Dortmund nicht?
Der Rest wird in den üblichen Medien schon stark genug repräsentiert. Mein Fokus beschränkt sich da völlig gewollt auf die Szene-Läden, die wirklich einiges zu bieten haben und die immer noch viel zu wenige Dortmunder kennen oder wahrnehmen.
Hier in der Nordstadt bist du nah am Kern deiner Stadt. Coole Indie – und Hip Hop Parties, Ausstellungen, Lesungen und Konzerte und das jede Woche und alles fußläufig. Zeigt mir das mal im Kreuzviertel.
Was wünschst Du dir für die die Nordstadt?
Ich würde mir wünschen, dass noch viel mehr Menschen mal in die Veranstaltungen und Aktivitäten der Nordstadt reinschauen würden. Jedem, der die alte Leier von „da würde ich nicht mal aus dem Auto aussteigen“ anstimmt, dem kann ich nur sagen: Ihr verpasst wirklich einiges.
Kämpft die Szene in der Nordstadt mit Problemen oder Vorurteilen?
Natürlich gibt es eine Menge Probleme hier. Aber das wird bestimmt nicht besser, wenn man sich zu Hause auf seinem Sofa verschanzt. Das Leben hier ist urban – das macht es aber auch interessant.
Ich kann einfach nicht verstehen, wie einige Menschen, die in Dortmund leben, einen ganzen Stadtteil meiden, als würden sie dort mit Mistgabeln verfolgt. Leute, das hier ist eure Stadt! Lebt sie!
Was ist dein Ziel für die Seite?
Ich bin mit der Entwicklung von einem kleinen privaten Blog zu einem echten kleinen Magazin, welches die Themen Kunst, Pop Kultur und Musik abdeckt, mehr als zufrieden.
Sich mit euch darüber zu unterhalten zeigt mir, dass wir auf dem richtigen Weg sind. Ihr findet uns auch auf Facebook und wir freuen uns über jedes noch so kleine Like.
Und nun – hier geht es zur Seite: http://lastjunkiesonearth.com
Achja – nicht vergessen:
Wer Björn live erleben möchte, ist am Samstag, 7. März, im „Fink“ auf dem Nordmarkt richtig. Gemeinsam mit Partnerin Linda lädt Björn als „Stuntcat-DJ-Set“ zur monatlichen Party in die Nordstadt ein. Natürlich – wie immer im „Fink“ – bei freiem Eintritt. Der Laden ist direkt auf dem Nordmarkt.
Hier ist die Heimat der Stuntcat-Parties und der Nordstadt-Bühne:
Hier gibt es einen Gastbeitrag von LJOE auf nordstadtblogger.de: