Das Dortmunder Hilfsnetzwerk für Flüchtlinge ist um eine wichtige Einrichtung reicher: Am Montag wurde der sogenannte „Integration Point“ gestartet. Hier arbeiten die Agentur für Arbeit, das Jobcenter und die Stadt Dortmund in einer gemeinsamen Anlaufstelle für Flüchtlinge und Asylbewerber in der Steinstraße in der Nordstadt eng zusammen.
Beratungsstelle legt großen Wert auf sprachliche Kompetenzen
Dass die Vermittlerinnen und Vermittler dort mehrere Sprachen sprechen, ist wirklich nicht untertrieben: Integrationsberaterin Hayet Khemiri-Lüdecke – eine gebürtige Tunesierin – spricht von Haus aus Arabisch und Französisch.
Dazu spricht sie perfekt Deutsch, kann Englisch, Spanisch und sogar Mandarin.
Auch beruflich hat sie vielfältige Erfahrungen gesammelt: Sie hat im Hotel-Management gearbeitet und außerdem Wirtschaft und internationale Beziehungen studiert.
Seit zwei Wochen ist sie in der Arbeitsagentur tätig, um Flüchtlingen bei der beruflichen Integration zur Seite zu stehen.
12-köpfiges Team in der Nordstadt kümmert sich um Flüchtlinge
Bis zu 100 Kunden hat sie zu betreuen. Sie ist eine von von sieben Arbeitvermittlerinnen, die Jobcenter und Arbeitsagentur im „Integration Point“ zum Einsatz bringen.
Dazu sind noch drei Mitglieder der Leistungsabteilung sowie zwei Kolleginnen aus der Kundensteuerung dort im Einsatz. Eine weitere Kollegin ist in der Ausländerbehörde an der Hotline im Einsatz.
Das gemeinsame Ziel: Eine enge Zusammenarbeit und möglichst viele Hindernisse aus dem Weg räumen. Denn die gibt es reichlich.
Astrid Neese, Chefin der Dortmunder Agentur für Arbeit und Frank Neukirchen-Füsers, Geschäftsführer des Jobcenters Dortmund, beschreiben die Zusammenarbeit der Behörden im „Integration-Point“ als das schon anderweitig erfolgreiche Konzept kurzer Wege und schneller Absprachen.
„Der Integration Point ist Teil einer Willkommenskultur, die auf eine frühzeitige Integration setzt. Durch die gemeinsame Arbeit im Integration Point schaffen wir ein breites Angebot für Flüchtlinge, die hier ihre Ansprechpartner vor Ort finden“, erklärt Frank Neukirchen-Füsers.
„Das schafft Vertrauen auf beiden Seiten. Nur so wird es gelingen, Menschen frühzeitig in Arbeit zu bringen und ihnen den Start in die hiesige Gesellschaft zu ermöglichen.“
Enge Zusammenarbeit der Institutionen unabdingbar für Erfolg
Für die Dortmunder Sozialdezernentin Birgit Zoerner ist die Zusammenarbeit mit Arbeitsagentur und Jobcenter ein wichtiger Baustein nicht nur für die berufliche Eingliederung.
Sie sei ebenso entscheidend für die gesellschaftliche Integration von Flüchtlingen und Asylbewerbern: „Die Integration der Flüchtlinge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Der Integration Point zeigt beispielhaft, wie verschiedene Akteure sich gemeinsam dieser Herausforderung stellen und sie professionell bewältigen.“
Allerdings ist es eine Anlaufstelle für ein besonders komplexes Problem. „Ein Rechtssystem, das sich an Komplexität kaum mehr überbieten lässt“, räumt Christiane Schönefeld, die Chefin der NRW-Regionaldirektion der Arbeitsagentur, ein.
Es geht um verschiedene Rechtskreise und Zwischenstadien: „Es sind etwa 60 bis 70, die auf fünf verschiedene Aufenthaltsstatusbestimmungen zurückgehen.“
Große humanitäre Herausforderungen – aus früheren Fehlern lernen
„Wir stehen vor einer sehr großen humanitäten Herausforderung. Nicht zuletzt das Attentat in Köln hat die hohe emotionale Betroffenheit auf allen Ebenen deutlich gemacht“, betont Schönefeld.
„Wir dürfen die Fehler der Vergangenheit nicht wiederholen und müssen uns darauf einstellen, dass ein großer Teil der Flüchtlinge, die dazu ein Recht haben, auch bei uns bleiben werden.“
Daher müssten sich Agentur und Jobcenter darauf einstellen, diese frühzeitig in Ausbildung und Arbeit zu bringen. Mit dem „Integration-Point“ werde eine Idee fortgeführt, mit der schon bei der Jugendberufshilfe begonnen wurde.
Zunehmender Fachkräftemangel: Behördenchefin dämpft vor überzogenen Erwartungen
Schönefeld dämpfte überzogene Erwartungen: „Es ist eine Mär und Illusion zu glauben, jeden Ankommenden sofort in Arbeit und Ausbildung zu bekommen.“
Es kämen Menschen, die viel hinter sich hätten: „Es reicht nicht zu fragen, was derjenige kann. Wir werden uns auf einen langen Weg einstellen müssen.“
Die Flüchtlinge böten viele Chancen für eine alternde Gesellschaft.
„Aber wir glauben nicht, dass wir die Fachkräftedebatte mit den Flüchtlingen lösen werden. Vielleicht morgen, vielleicht übermorgen. Vielleicht zum späteren Zeitpunkt.“
Kein Grund für fremdenfeindliche Ressentiments
Allerdings – und das war Schönefeld mindestens genauso wichtig – machte sie deutlich, dass die Bewältigung der Flüchtlingskrise nicht zu Lasten inländischer Ausbildungs- und Arbeitsuchender gehe.
„Ich glaube, das ist ein großer Schritt – aber kein besonderer Schritt. Für gleiche Problemlagen würden wir auch das Gleiche tun“, so die NRW-Chefin der Arbeitsagentur.
Als Beispiel dient hier die Jugendberufsagentur – auch hier arbeiten verschiedene Partner gemeinsam. „Es passiert eine ganze Menge, weil es notwendig ist. Aber nicht auf Kosten der Arbeitslosen in dieser Stadt.“
Finanzierung von Basis-Sprachkursen für 100.000 Flüchtlinge bewilligt
Die Arbeitsagenturen bereiten sich personell und finanziell auf die wachsenden Flüchtlingszahlen vor.
Allein in diesem Jahr können in NRW bis zu 21.000 Flüchtlinge einen von der Bundesagentur für Arbeit finanzierten Deutsch-Sprachlehrgang besuchen und dadurch eine Basis für eine berufliche Qualifizierung zu schaffen. Bundesweit sind es 100.000.
Nur eines von vielen Angeboten, auf das Integrationsberaterin Hayet Khemiri-Lüdecke in ihrer Arbeit hinweisen kann – dafür besucht sie auch Sammelunterkünfte.
Die neue Arbeit ist für sie übrigens eine Herzensangelegenheit: Sie macht seit Jahren ehrenamtlich Asylverfahrensberatung bei Amnesty International und ist ehrenamtlicher Vormund für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge.
Mehr zum Thema auf nordstadtblogger.de:
- Junger Flüchtling findet im Handwerk eine berufliche Perspektive und schmiedet in Dortmund sein eigenes Glück
- Drittes Dortmunder Forum für Flüchtlinge in der Nordstadt diskutiert eine Vielzahl von Herausforderungen
- Weitere Beiträge zum Thema Flüchtlinge unter https://www.nordstadtblogger.de/category/refugees-welcome
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Arbeitsagentur
Rund 1500 Flüchtlinge in Dortmund besuchen Deutschkurse
Flüchtlinge in Dortmund: Die Agentur für Arbeit hat bis Ende des vergangenen Jahres 1576 Plätze in Spracheinstiegskursen für Asylsuchende in Dortmund finanziert.
Eine Ende Oktober letzten Jahres in Kraft getretene Ausnahmeregelung im Asylverfahrens-Beschleunigungsgesetz hatte den Agenturen für Arbeit den Weg zur Förderung von Einstiegssprachkursen für Asylsuchende aus den Ländern Eritrea, Irak, Iran und Syrien frei gemacht. Einzige Voraussetzung war ein Beginn der Sprachkurse bis Ende des Jahres 2015.
Jetzt zog die Agentur für Arbeit Dortmund Bilanz. 1576 Menschen haben mit den Einstiegssprachkursen begonnen, die bis zu 320 Unterrichtsstunden umfassen. 23 Bildungsträger stellten die 80 Maßnahmen, die Basiskenntnisse der deutschen Sprache und grundlegendes Wissen über die deutsche Gesellschaft und die deutsche Alltagskultur vermitteln, in kurzer Zeit auf die Beine.
„Die Teilnahme an den Sprachkursen ist freiwillig. Das große Interesse zeigt uns die ausgeprägte Motivation unter den Flüchtlingen, die deutsche Sprache zu lernen. Je früher die Menschen Kenntnisse in der deutschen Sprache erlangen, desto eher können sie sich sozial und kulturell orientieren. Auch lassen sich so die Potenziale der Menschen besser erkennen und der Weg in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt wird leichter und kürzer“, kommentiert Astrid Neese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund die aktuelle Situation.
Arbeitsagentur
Informationen für Arbeitgeber zur Beschäftigung von Flüchtlingen im online-Angebot der BA
Die Integration von geflüchteten Menschen in den deutschen Arbeitsmarkt stellt aktuell eine große Herausforderung dar. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat dazu im online-Angebot einen Überblick zu wesentlichen Rahmenbedingungen für Arbeitgeber zusammengestellt. Für tiefergehende Informationen oder Fragen steht der Arbeitgeber-Service der Agenturen für Arbeit vor Ort zur Verfügung.
Dazu BA-Vorstand Detlef Scheele: „Wir wissen aus vielen Kontakten, dass Arbeitgeber ein hohes Interesse haben, Flüchtlingen eine Chance zu geben. Oftmals herrscht Unklarheit, unter welchen Voraussetzungen das möglich ist. Die neue Internet-Seite soll Arbeitgebern eine erste Orientierung geben.“ Bei dem Wunsch nach einer tiefergehenden Beratung helfen unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Arbeitgeber-Service vor Ort wie gewohnt weiter.
Unter dem Link Beschäftigung von geflüchteten Menschen – http://www.arbeitsagentur.de sind z.B. Informationen zu finden..
– unter welchen Voraussetzungen eine Arbeit oder Ausbildung möglich ist
– was bei einem Praktikum beachtet werden muss oder
– welche finanziellen Unterstützungsleistungen Arbeitsagenturen und Jobcenter gewähren können.
Darüber hinaus werden häufig gestellte Fragen beantwortet, z. B. was eine Arbeitsmarktprüfung beinhaltet oder wie geflüchtete Menschen entlohnt werden.
Arbeitsagentur
NRW-Landtagsabgeordneter besuchte den Integration Point in der Dortmunder Agentur für Arbeit
Am Montag informierte sich Mario Krüger (Grüne) bei seinem Besuch im Dortmunder Integration Point über die Möglichkeiten der beruflichen Integration geflüchteter Menschen.
Während seines Aufenthaltes erläuterten Astrid Nese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit Dortmund und Dietmar Geißen, Teamleiter des Integration Points, wie durch das enge Zusammenwirken der Partner die Integration geflüchteter Menschen unterstützt wird.
Der Integration Point in der Dortmunder Arbeitsagentur ist die gemeinsame Anlaufstelle der Agentur für Arbeit und des Jobcenters in Kooperation mit der Stadt Dortmund für die berufliche Integration geflüchteter Menschen am Arbeits- und Ausbildungsmarkt.
Arbeitsagentur
Beschäftigung von geflüchteten Menschen – Informationen für Arbeitgeber im online-Angebot
Die Integration von geflüchteten Menschen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt stellt aktuell eine große Herausforderung dar. Die Bundesagentur für Arbeit (BA) hat dazu im online-Angebot einen Überblick zu wesentlichen Rahmenbedingungen für Arbeitgeber zusammengestellt. Für tiefergehende Informationen oder Fragen steht der Arbeitgeber-Service der Agentur für Arbeit in Dortmund zur Verfügung.
„Viele Unternehmen in Dortmund möchten geflüchteten Menschen ermöglichen über Arbeit oder Ausbildung Fuß zu fassen. Oftmals herrscht aber Unklarheit, unter welchen Voraussetzungen das überhaupt möglich ist. Die neue Internet-Seite soll Arbeitgebern hier als erste Orientierung dienen. Für eine tiefergehende Beratung ist unser Arbeitgeber-Service gern für Sie da“, sagt Astrid Neese, Vorsitzende der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit in Dortmund.
Unter dem Link Beschäftigung von geflüchteten Menschen unter http://www.arbeitsagentur.de sind Informationen zu finden, unter welchen Voraussetzungen eine Arbeit oder Ausbildung möglich ist, was bei einem Praktikum beachtet werden muss und welche finanziellen Unterstützungsmöglichkeiten Arbeitsagenturen und Jobcenter gewähren können.
Darüber hinaus werden häufig gestellte Fragen beantwortet, z. B. was eine Arbeitsmarktprüfung beinhaltet oder wie geflüchtete Menschen entlohnt werden.
Kontakt: 0800 5444420 (kostenlos) oder Dortmund.Arbeitgeber@arbeitsagentur.de