Selcuk Cara ist ein Tausendsassa: Hessen-Meister im Breakdance, diplomierter Opern- und Konzertsänger, Dritter Schwarzer Gürtel in der koreanischen Kampfkunstart Kyeok-Too-Ki, preisgekrönter Regisseur und Autorenfilmer, Vize-Europameister im Jazzdance. Selcuk Cara ist aber auch: Deutschtürke, Gastarbeiterkind, Fremder im eigenen Land. Am Montag, 27.Juni 2016, ist er um 19 Uhr in der Auslandsgesellschaft NRW, Steinstr. 48, 44147 Dortmund zu Gast. Der Eintritt ist frei.
Selcuk Cara erzählt seine unglaubliche, mitunter haarsträubende Geschichte
In Zeiten, in denen Diskussionen um Migration und Fremdenhass auf der Tagesordnung stehen, ist seine Biografie ein vermeintliches Musterbeispiel an Integration.
Doch was bedeutet es wirklich, als Sohn türkischer Einwanderer einen absurden und erniedrigenden Einbürgerungstest zu durchlaufen, als Muttersprachler in einen Deutsch-Sprachkurs geschickt zu werden und als erster türkischstämmiger Opernsänger den Hagen in Wagners „Götterdämmerung“ zu singen?
In „Türke, aber trotzdem intelligent“ erzählt Selcuk Cara seine unglaubliche, mitunter haarsträubende Geschichte und gewährt einen ungewohnten Blick auf sein Deutschland.
Außenseiter-Blick ins Innere der deutschen Gesellschaft
Hineingeboren in eine deutsche Kleinstadt, die weit über ihre Grenzen hinaus als Hochburg und Zentrum der Neonazis bekannt war, macht er sich auf die Suche nach dem Ort, der die Menschenverachtung nicht kennt. Dabei begegnet er den unterschiedlichsten Erscheinungsformen rechten Gedankengutes, die sich ihm in allen Schichten der deutschen Gesellschaft, teils im Verborgenen, teils unreflektiert freimütig, offenbaren.
Caras Außenseiter-Blick ins Innere der deutschen Gesellschaft liefert als neue Perspektive einen wertvollen Beitrag zur hochaktuellen Integrationsdebatte und ist gleichzeitig ein gesellschaftspolitisches Zeitdokument voller Poesie, Authentizität und Skurrilität. Sein „deutsch-türkischer Bildungsroman“ liest sich spannend wie ein Krimi und amüsant wie eine Komödie, bei der dem Leser ein ums andere Mal das Lachen im Halse stecken bleibt.
Erster türkischstämmiger Opernsänge im sogenannten Deutschen Fach
Selcuk Cara, 1969 in Deutschland geboren, studierte Philosophie, Operngesang, Szenografie und Kommunikation mit Schwerpunkt Film. Er ist der erste türkischstämmige Opernsänger mit internationalen Engagements im sogenannten Deutschen Fach.
Im Wagnerjahr 2013 sang er die Partie des Hagen in Richard Wagners „Götterdämmerung“ mit der NDR Radiophilharmonie, und auf dem Beethovenfest Bonn Ludwig van Beethovens „Neunte Sinfonie“ – die „Ode an die Freude“. Nach einem Bühnenunfall reüssierte er als Autorenfilmer. Bereits sein erster Film, das Holocaustdrama „Mein letztes Konzert“, erhielt zahlreiche internationale Preise und Auszeichnungen.
Aktuelle Kinofilmprojekte: „Berlin-Paris- Berlin“ und „Blau das Wasser – Weiß die See“. Selcuk Cara lebt mit Frau, Tochter und Hund an der Nordsee. Eine Veranstaltung des Planerladen e.V. in Kooperation mit der Auslandsgesellschaft NRW e.V.