Gegen das „Täuschungsmanöve“r von Bärenmarke, Milch aus Stallhaltung als Premiumprodukt zu verkaufen, protestierte Greenpeace Dortmund vor einem REWE-Supermarkt in Körne. Mit einer zwei Meter hohen Milchtüte zeigten sie die Unterschiede zwischen Stall- und Weidehaltung und die Folgen für Kühe, Artenvielfalt und Klima.
„Ein gewöhnliches Produkt von Tieren in der schlechtesten Haltungsform“
Die Molkerei Hochwald verkauft Bärenmarke zu einem extrem hohen Preis und wirbt mit angeblich besonders hoher Qualität. Anders als Bio- oder Weidemilch bietet sie jedoch keine zusätzlichen Leistungen, etwa mehr Tierwohl oder faire Preise für die Milcherzeuger:innen.
Statt artgerecht auf der Weide werden die Kühe fast ausschließlich im Stall gehalten, teilweise in Anbindehaltung. Das ergab eine Greenpeace- Abfrage bei Molkereien.
„Bärenmarke macht uns weiß, nur das Beste der Milch zu liefern. Dabei handelt es sich um ein gewöhnliches Produkt von Tieren in der schlechtesten Haltungsform“, sagt Joachim Hermes von Greenpeace Dortmund. „Damit Werbemärchen wahr werden, muss Bärenmarke ihre Milchprodukte auf Weidehaltung umstellen. Davon profitieren Kühe, Artenvielfalt und Klima.”
Eine Analyse von Greenpeace habe gezeigt: Bärenmarke verkaufe keineswegs ein qualitativ besonders hochwertiges Produkt, sondern Milch, die weitgehend identisch mit der Billigmilch vom Discounter sei und aus demselben Werk stamme.
Die Bärenmarke-Milch kostet fast doppelt so viel wie das Discounterprodukt, obwohl es den Kühen im Stall nicht gut gehe und die Landwirt:innen schlecht bezahlt würden.
Greenpeace nimmt Bärenmarke aufs Korn
Sogar Weide- oder Biomilch, deren Erzeugung wesentlich umweltverträglicher und artgerechter ist, kostet meist weniger: „Wer sicher gehen will, Milch günstiger und aus besserer Haltung zu bekommen, der sollte Biomilch kaufen – oder zu einer pflanzlichen Alternative greifen”, so Hermes.
Mit einer Werbeparodie und einem veröffentlichten Videoclip macht Greenpeace auch im Internet auf die Wahrheit hinter dem Bärenmarke-Idyll aufmerksam. Darin outet sich der Bär als Whistleblower, der die Illusion des Bärenmarke-Images zerstört.
Auf baerenmarke-papers.de stellt Greenpeace in einer Recherche zu den Geschäftspraktiken von der Bärenmarke-Molkerei Hochwald die Unterschiede zwischen Image und Realität dar. So ist Bärenmarke bisher nicht bereit, ihre Produkte mit der Haltungsform der Kühe zu kennzeichnen.
Interessierte konnten den Aktionstag und den Protest gegen Bärenmarke im Internet und auf der Straße unterstützen. Auf Postkarten oder Schildern mit Sprechblasen, die über soziale Netzwerke geteilt wurden, konnten sie von der Molkerei Hochwald eine Kennzeichnung der Milchprodukte und die Umstellung auf Weidehaltung fordern. Der Aktionstag fand bundesweit in 30 Städten statt, darunter Köln, Stuttgart und Leipzig.
Reader Comments
Lois Huber
Hallo, hat von diesen ach so tollen tc.Tierschützern sich auch nur einer darüber Gedanken gemacht was die eigentlich will. Hat sich eine oder einer schon mal neben eine Kuhweide gestellt,solltet ihr mal machen damit ihr seht und vielleicht fühlt wie diese armen Kühe durch die kleinen Plagegeister wie Fliegen, Stechmücken, Roßbremsen etc. Gepeinigt und martretiert werden, wohl kaum. Befasst euch erstmal mit den Vorlieben der Tiere bevor ihr ihnen euer pseudo Tierwohl aufzwängt! Ach ja stand neulich im Focus online, die neuste Studie zum Tierwohl bei Kühen besagt dass sie sich wesentlich lieber im kühlen und belüftetem Stall aufhalten als auf der Weide!
Greenpeace-Aktive kennzeichnen in Dortmund Bärenmarke-Milch aus tierschutzwidriger Haltung (PM)
Auf das Leid der Kühe bei der Erzeugung von Bärenmarke-Milch machen Greenpeace-Aktive aufmerksam und kennzeichnen heute in Supermärkten in Dortmund Produkte der Marke mit Aufklebern. Auf den gelben Stickern in Form eines dreieckigen Warnschildes steht „Achtung Tierleid!“. Die Aktivist:innen markieren damit Milchprodukte von Bärenmarke.
Die Bärenmarke-Molkerei Hochwald verarbeitet Milch von Kühen, die unter Bedingungen gehalten werden, die gegen das Tierschutzgesetz verstoßen. Das belegt eine am Donnerstag von Greenpeace veröffentlichte Recherche (Link zum Report: xxx). Kühe können sich in dieser Anbindehaltung kaum bewegen, sind verdreckt, weisen Hautschäden auf, kommen schlecht an Tränken und müssen teilweise sogar immer die Wand angucken. „Bärenmarke lässt Kühe leiden, das ist eindeutig“, sagt Gisela Rego von Greenpeace Dortmund. „Die Anbindehaltung ist eine besonders grausame Art, Kühe zu halten. Dass Bärenmarke Milch dieser Kühe verarbeitet, muss sofort aufhören.“
Greenpeace wurden Bilder und Videos von 23 Milchlieferanten der Molkerei zugespielt, die Tiere in tierschutzwidriger Anbindehaltung zeigen. Tracking-Daten belegen, dass die Milch dieser Höfe an die zwei Bärenmarke-Werke in Mechernich (Nordrhein-Westfalen) und Hungen (Hessen) geliefert wird. Nach Veröffentlichung der Bilder am Donnerstag protestieren heute Greenpeace-Aktive bundesweit in 35 Städten.
Grausame Haltung mit strafrechtlicher Relevanz
Bärenmarke wirbt mit dem Slogan „Das Beste aus der Milch“ und verspricht „artgerechte Haltung“. Die Molkerei Hochwald verlangt einen hohen Preis für Produkte ihrer Premiummarke Bärenmarke, ohne entsprechende Qualität zu liefern. Anders als Bio- oder Weidemilch-Produzenten verbessert sie nicht das Tierwohl oder zahlt Milcherzeuger:innen faire Preise. „Das ist ein Hohn“, sagt Rego, „wir sehen hier eine katastrophale Haltung mit strafrechtlicher Relevanz. Bärenmarke täuscht Verbraucher:innen, denn es handelt sich nicht um Einzelfälle, sondern den Alltag in den Ställen.“
Greenpeace fordert von der Bärenmarke-Molkerei Hochwald, umgehend kenntlich zu machen, wie die Kühe gehalten werden, von denen die Milch stammt. Außerdem sollen sämtliche Produkte von Bärenmarke sofort auf Weidemilch umgestellt werden.
Ein Rechtsgutachten im Auftrag von Greenpeace zur Haltung von Milchkühen kommt unter anderem zu dem Schluss, dass die Anbindehaltung gegen die zentrale Norm des § 2 TierSchG verstößt und den Straftatbestand des § 17 TierSchG erfüllen kann. Sie gibt die Anforderungen an eine artgerechte Haltung vor. Bislang fehlen jedoch Mindestanforderungen, die die Haltung von Milchkühen gesetzlich regeln. Die Rechtsprechung teilt diese Auffassung weitgehend, etwa in einem Urteil des Verwaltungsgerichts Münster vom Februar 2022.