Haftpflicht, Hausrat, Berufsunfähigkeit, Zusatzversicherungen – keine Frage, Versicherungen sind wichtig, damit Krankheiten oder eingetretene Schäden nicht zur finanziellen Belastungsprobe werden. Doch wer braucht welche Versicherung? Hilfe gibt die Verbraucherzentrale.
Beim Versicherungscheck wird der individuelle Schutz überprüft
Die Wahl eines zusätzlichen Versicherungsschutzes hängt stark von der individuellen Lebenssituation ab und nicht jede Versicherung ist für jede Lebenssituation geeignet.
Die Versicherungsberaterinnen und Versicherungsberater der Verbraucherzentrale NRW erläutern im Beratungsgespräch, welche Versicherungen tatsächlich unverzichtbar sind und welche Verträge sich der Verbraucher sparen kann. In Dortmund steht die Diplom-Juristin Anja Grigat – Versicherungskauffrau und Versicherungsberaterin – den Hilfesuchenden zur Seite.
Wer braucht denn überhaupt Hilfe? Die Bandbreite der Themen und der Hilfesuchenden ist groß: Berufsanfänger kommen und fragen gezielt nach einer Berufsunfähigkeitsversicherung. „Je jünger, desto besser“ – auf diesen Nenner bringt es Helene Schulte-Bories, Leiterin der Dortmunder Verbraucherzentrale. Je früher sich ArbeitnehmerInnen absichern, desto günstiger sind die Verträge. „Wer alte Verträge hat, sollte auf keinen Fall kündigen, da die alten Verträge noch besser verzinst sind.“
Was fehlt? Was ist doppelt? „Inventurcheck“ für Paare und junge Familien
Auch Referendare, die beihilfeberechtigt sind, informieren sich über private Zusatzversicherungen. Das können Zahnersatz-, Pflege- oder Krankenhauszusatzversicherungen sein.
Aber auch private Kranken-, Renten- und Lebensversicherungen werden regelmäßig abgefragt. „Wir freuen uns, wenn gerade auch die jungen Leute kommen. Das hat einen absolut geldwerten Vorteil“, betont die Leiterin der Dortmunder Verbraucherberatung.
Ein Anlass kann eine erste gemeinsame Wohnung sein: Dann bietet sich ein „Inventurcheck“ als Paar an, denn es gibt viele doppelte Versicherungen – zum Beispiel die Haftpflicht- oder die Hausratversicherung. Auch bei der Familiengründung stellt sich die Frage, ob man noch richtig versichert ist.
Vor allem private Krankenversicherungen treiben die Menschen um. „Außer Beamten rate ich niemandem dazu“, macht Anja Grigat deutlich. Denn das Beitragsrisiko ist im Alter nicht kalkulierbar. „Beiträge können bis zum Lebensende steigen, teils 20 Prozent und mehr – das muss man mit der Rente erst mal auffangen können“, ergänzt Helene Schulte-Bories.
Die Beiträge für die Krankenversicherung liegen dann teils bei 900 und mehr Euro pro Monat. „Viele Rentner und Freiberufler gehen dann zum Sozialamt, weil das Geld dafür nicht mehr reicht“, erklärt sie.
„Oder sie müssen in einen total abgespeckten Tarif wechseln, der noch schlechter ist als bei der gesetzlichen Versicherung“, so Schulte-Bories. „Gerade dann, wenn ich die Leistungen im Alter brauche, macht das alles andere als Sinn.“
Viele Fragen zu Altverträgen von KundInnen und Änderungskündigungen durch Versicherungen
Immer mehr Menschen suchen Rat, weil viele Versicherer Altverträge mit uralten Bedingungen gekündigt haben.
„Das sind Änderungskündigungen. Das geht nur bei Sachversicherungen, nicht aber bei Lebens-, Renten- und Krankenversicherungen. Auch sollten garantierte Leistungen nicht reduziert werden“, rät die Verbraucherschützerin, sich bei solchen Kündigungen zu wehren.
„Die Versicherungswirtschaft hat eine starke Lobby. Aber ich glaube nicht, dass sie das durchkriegen. Bei den Konzernen gibt es ein Jammern auf hohem Niveau“, so die Leiterin der Beratungsstelle.
Die Verbraucherzentrale bietet ihre Dienste nicht kostenlos an. Doch finanziell kann sich das schnell lohnen. Denn die Ratsuchenden können ihre Versicherungen durchsehen lassen und bekommen dann auch Tipps, wo sie durch einen Wechsel Geld sparen können.
Wichtiger Hinweis: Online-Preisvergleiche sind nicht unabhängig
Anders als bei Online-Vergleichsportalen wie Check24, Verivox, versicherungsvergleich.de nutzt die Verbraucherzentrale ein unabhängiges Vergleichsprogramm der Versicherungsbranche. Denn bei den vermeintlich unabhängigen Portalen stehen Makler. Angeboten werden nur Versicherungen, die sich finanziell am Portal beteiligen.
„Gute und preiswerte Versicherungen können rausfliegen, weil sie nicht das Portal unterstützen“, weiß Grigat. Bei der Verbraucherzentrale bekommt man alle Versicherungen ausgewiesen – auch solche, die nicht viel Geld in Werbung und Online-Dienste stecken.
Die Einsparung bei einer einzelnen Versicherung allein kann da schon höher sein als die Kosten des Versicherungschecks – dies haben Stichproben bei Hausrat- und Haftpflicht-Versicherung ergeben.
Die eigene Autoversicherung immer im Oktober überprüfen lassen
Doch das geht nicht immer auf: Für die Beratung und Auswahl bei der Berufsunfähigkeit oder einer kapitalgedeckten Lebensversicherung reicht eine halbe Stunde nicht aus. Doch dabei geht es ja auch um mehr als nur ein paar Euro beim Beitrag zu sparen.
Autoversicherungen empfiehlt die Verbraucherzentrale nicht, da dies sehr zeitaufwändig wäre. Interessierte könnten sich bei der Stiftung Warentest ein Angebot erstellen lassen.
Doch einen Tipp hat Anja Grigat dennoch parat: Versicherte sollten im Oktober bei ihrer Versicherung anrufen und fragen, was die Autoversicherung im kommenden Jahr kostet. „Dann bekommen sie immer den neuen Tarif. Weil er für Neukunden attraktiv sein soll, ist er dann günstiger“, so Grigat. „Neukunden muss ich ja locken.“
Versicherungsberater können eine Alternative zum Makler sein
Wer Hilfe bei der Auswahl von Versicherungen braucht, kann sich auch an einen unabhängigen Versicherungsberater wenden, der auf Honorarbasis und nicht auf Provision arbeitet.
„Ein Makler würden nie sagen, dass der bestehende Schutz gut ist“, erklärt Versicherungsexpertin Rigat. „Anders als Berater. Sie haben kein Interesse, einen bestimmten Vertrag abschließen.“
Diese Hilfe macht vor allem bei Gewerbetreibenden und Freiberuflern Sinn: Sie können auch im betrieblichen Bereich und bei komplizierten Versicherungen beraten und auf Wunsch auch den gesamten Prozess bis zum Abschluss betreuen.
Mehr Informationen:
- Im November erscheinen zwei bekannte Ratgeber von ZDF-WISO und Verbraucherzentrale als Neuauflagen.
- 2. November: Berufsunfähigkeit, 1. Auflage 2016, Neuerscheinung, 16,90 Euro
- 15. November: Richtig versichert, 1. Auflage 2016, Neuerscheinung, 16,90 Euro.
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Verbraucherzentrale NRW
Einmaleins der Altersvorsorge: Anlagestrategien aufs Lebensalter abstimmen
Reicht die Rente für den Ruhestand? Diese Ungewissheit beschäftigt nicht nur die Rentner von morgen. Auch junge Menschen stellen sich die Frage, ob sie im Alter ausreichend Geld zur Verfügung haben werden.
Wer schon früh mit der Finanzplanung startet und auf Anlagestrategien setzt, die zur jeweiligen Lebensphase passen, kann finanzielle Engpässe auf dem Weg zur sorgenfreien Rente sowie Versorgungslücken im Alter verhindern. Wie das geht, das zeigt der Ratgeber „Altersvorsorge richtig planen – die besten Strategien für ihre finanzielle Absicherung“ der Verbraucherzentrale NRW.
Das Einmaleins der Vorsorge zeigt, worauf bei der Finanzplanung zum Berufseinstieg, während des Karriereaufbaus und der Familiengründung sowie in der Lebensmitte geachtet werden sollte, damit das Einkommen und Vermögen gesichert und ein Polster fürs Alter angelegt wird. Der Ratgeber hilft dabei Schritt für Schritt: Zunächst werden alle wichtigen Finanzprodukte für die private Altersvorsorge kritisch unter die Lupe genommen und geklärt, für welchen Zweck die jeweiligen Anlagearten geeignet sind. Zudem zeigt das Buch, wie sich die staatliche Altersvorsorge- und Sparförderung clever nutzen lässt. Zahlreiche Checklisten und Berechnungsbeispiele helfen beim Durchblick.
Der Ratgeber hat 272 Seiten und kostet 12,90 Euro, als E-Book 9,99 Euro unter http://www.ratgeber-verbraucherzentrale.de.
Bestellmöglichkeiten:
Im Online-Shop unter http://www.ratgeber-verbraucherzentrale.de oder unter
0211 / 38 09-555. Der Ratgeber ist auch in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen – u. a. in Dortmund Reinoldistr. 7-9, Lünen Kirchstr. 12, Castrop-Rauxel Mühlengasse 4, Schwerte Westwall 4 – und im Buchhandel erhältlich.
VZDO
Risiken richtig einschätzen: Wer braucht welche Versicherung?
Das Reisegepäck im Wert von wenigen Hundert Euro ist versichert, der millionenschwere Verdienstausfall bei Berufsunfähigkeit aber nicht. Solche Unverhältnismäßigkeiten finden sich in den Versicherungsunterlagen vieler Privathaushalte. Welche Policen wirklich unbedingt nötig sind und auf welche im Gegenzug ruhig verzichtet werden kann, erklärt der neu aufgelegte Ratgeber „Richtig versichert – Wer braucht welche Versicherung?“ der Verbraucherzentralen. Er erscheint in Kooperation mit der ZDF-Sendung WISO.
Das komplett überarbeitete und erweiterte Buch unterstützt beim Aufbau eines soliden und kostengünstigen Versicherungsbestands, der zur persönlichen Situation passt. Die verschiedenen Versicherungsarten werden der Reihe nach besprochen und auf grundsätzliche Sinnhaftigkeit sowie die Eignung für verschiedene Gruppen geprüft. Ein ganzes Kapitel füllen überflüssige oder generell zu teure Policen von der Krankenhaustagegeld- bis zur Kreditversicherung. Tipps zur Recherche nach Angeboten mit guten Bedingungen sowie zur Kündigung nicht mehr benötigter Verträge helfen ganz praktisch bei der Neuordnung der persönlichen Absicherung.
Der Ratgeber hat 184 Seiten und kostet 16,90 Euro, als E-Book 13,99 Euro.
Bestellmöglichkeiten:
Im Online-Shop unter http://www.ratgeber-verbraucherzentrale.de oder unter
02 11 / 38 09-555. Der Ratgeber ist auch in den Beratungsstellen der Verbraucherzentralen – u. a. in Dortmund Reinoldistr. 7-9, Lünen Kirchstr. 12, Castrop-Rauxel Mühlengasse 4, Schwerte Westwall 4 – und im Buchhandel erhältlich.
Beratungsstelle Dortmund
Reinoldistr. 7-9 4413 5 Dortmund
Tel. (0231) 7 20 91 701
Fax (0231) 7 20 91709 http://www.verbraucherzentrale.nrw
VZDO
Kostenloser Vortrag: Welche Versicherungen sind sinnvoll?
Donnerstag, den 01.02.2018, 16.30–18.00 Uhr
Einen Überblick über den wichtigen, den ratsamen und den unnötigen Versicherungsschutz in verschiedenen Lebenslagen gibt die Referentin der Verbraucherzentrale NRW Anja Grigat.
Ort: Verbraucherzentrale in Dortmund • Reinoldistraße 7–9
Anmeldung erforderlich bei der Verbraucherzentrale in Dortmund
Tel. (0231) 72 09 17 01 • dortmund@verbraucherzentrale.nrw