Stimmt meine Heizkostenabrechnung? Hat der Energieversorger die Abschläge für Strom und Gas korrekt berechnet? Was tun, wenn ich eine hohe Nachzahlung nicht begleichen kann? Fragen und Probleme rund um die Energiekrise prägten 2023 die Arbeit der Verbraucherzentrale in Dortmund. „Ob zu Abrechnungen, Preisbremsen oder rechtlichen Fallstricken: Anfragen erreichten uns aus allen Bevölkerungsschichten“, berichtet Alexandra Kopetzki, Leiterin der Beratungsstelle, bei der Vorstellung der Jahresbilanz.
Energiekrise dominierte die Beratungsarbeit im vergangenen Jahr
9800 Mal wendeten sich Menschen im vergangenen Jahr an die Verbraucherzentrale in Dortmund . Allein 19 Prozent der Anfragen entfielen auf den Bereich Energie.
Zwar sanken im Jahresverlauf die Preise für Strom, Erdgas und Heizöl wieder, doch die wechselnden Regelungen zu den Energiehilfen mussten häufig individuell erklärt werden, damit die Bürger:innen davon profitieren konnten. Zudem waren viele Menschen mit hohen Nachzahlungen konfrontiert.
Zeitnahe Reaktion und Hilfe – auch im Verbund mit kommunalen Partnern – war bei akuten finanziellen Notlagen gefragt. „Daneben gab es aber auch die ganze Bandbreite weiterer Anliegen, etwa Probleme mit untergeschobenen Verträgen, neue Betrugsmaschen, Fragen rund um Telefon und Internet oder Ärger um Onlinekäufe“, so Kopetzki.
Nach wie vor viele Anfragen zu Telefon- und Internetverträgen
Beispielsweise sorgten Werbebriefe des Düsseldorfer Telekommunikationsanbieters 1N Telecom für Irritation. „Aufgrund der Namensähnlichkeit stimmten viele Verbraucher:innen ungewollt einem Vertragswechsel von der Deutschen Telekom zu 1N Telecom zu und wurden anschließend sogar mit Schadensersatzforderungen konfrontiert“, erklärt die Beratungsstellenleiterin.
Die Verbraucherzentrale half Ratsuchenden mit Informationen über Widerrufsmöglichkeiten und Zahlungspflichten. Im Freizeitbereich waren es erneut Verträge mit Fitnessstudios, die zu Nachfragen führten.
Denn manche Betreiber hoben die Kosten für Mitgliedschaften zum Teil deutlich an und begründeten dies mit gestiegenen Betriebskosten oder der Lohnentwicklung.
Die Beratungskräfte informierten, unter welchen Voraussetzungen und in welchem Umfang Preise in laufenden Verträgen überhaupt angehoben werden dürfen und gaben Tipps rund um Kündigungsrechte.
IT-Umstellung bei der Postbank führte zu viel Unmut bei den Kund:innen
Viele zum Teil verzweifelte Beschwerden erreichten die Beratungsstellevon Kund:innen der Postbank beziehungsweise DSL Bank online.
Die Probleme infolge einer IT-Umstellung betrafen unter anderem Girokonten (kein Zugang Onlinebanking, keine Ausführung von Überweisungen), die Abwicklung von Nachlässen, Pfändungsschutzkonten (unberechtigt gesperrte Konten, wochenlang fehlende Freibeträge) und Immobilienfinanzierungen.
Die Verbraucherzentrale NRW riet bei Pfändungsschutzkonten zur Klage auf Auszahlung des Kontoguthabens, die Beratungsstelle unterstützte mit Formulierungshilfen – „häufig konnten wir damit direkt helfen“, berichtet Kopetzki.
Neben individueller Schadensbegrenzung steht Aufklärung im Fokus
Wenn die Rückerstattung des Kaufpreises bei Retouren nicht klappte, bedrohlich klingende Schreiben von Inkassounternehmen im Briefkasten landeten oder mit obskuren Mails Daten „abgefischt“ und missbräuchlich verwendet wurden, war die Beratungsstelle ebenfalls mit Rat und Tat zur Stelle.
„Schadensbegrenzung ist dann oft das Gebot der Stunde. Aber ganz wichtig ist uns auch die präventive Arbeit“, erläutert Alexandra Kopetzki.
Beispielsweise informierte die Beratungsstelle im Rahmen des Weltverbrauchertags unter dem Motto „Vorsicht Kreditfallen“ über riskante Kleinkredite oder rückte die Tücken von „Buy now – pay later“-Modellen im Internethandel in den Blick.
Ebenfalls im Fokus: die 2023 gestartete Bonify-App der Schufa. Verbraucher:innen können damit kostenlos den eigenen Schufa-Basisscore abrufen, „bezahlen“ aber mit sensiblen Daten. Die Empfehlung lautete daher, den Score-Wert besser durch eine kostenlose Anfrage direkt bei der Schufa zu überprüfen.
275.000 Euro eingespart: Erfolgreich für Ansprüche von Verbraucher:innen eingesetzt
Insgesamt haben sich die Verbraucherschützer:innen aus Dortmund im vergangenen Jahr bei rund 3.100 Rechtsberatungen und -vertretungen zumeist erfolgreich für die berechtigten Ansprüche von Ratsuchenden eingesetzt.
Rund 275.000 Euro konnten damit für die Dortmunder Verbraucher:innen eingespart werden.
Gestiegene Preise für viele Menschen nicht mehr zu stemmen
Die hohen Teuerungsraten insbesondere bei Energie und Lebensmitteln machten 2023 vor allem Menschen zu schaffen, die ohnehin über wenig Geld verfügen. Aber auch Haushalte, die bislang gut mit dem Einkommen klar kamen, gerieten in finanzielle Engpässe.
Zur bundesweiten Aktionswoche der Schuldnerberatung haben die Beratungskräfte aus Dortmund daher das Thema „Was können wir uns noch leisten? Überschuldungsfalle Inflation“ in den Blick genommen.
Waren Konten bereits gepfändet und drohten die Schulden über den Kopf zu wachsen, half die Schuldner- und Verbraucherinsolvenzberatung kostenfrei und unkompliziert, damit Betroffene schnell zu einem Pfändungsschutzkonto zur Sicherung des Existenzminimums kamen. Auch bei Energieschulden und Stromsperren konnten Betroffene auf die Verbraucherzentrale zählen.
Mehr Mehrweg und die Vorzüge von Leitungswasser als Durstlöscher
Unter dem Motto „Schon Mehrweg probiert?“ warb die Umweltberatung darum, in Dortmund gemeinsam den Weg zu mehr Mehrweg zu gehen.
Zwar sind Gastronomiebetriebe ab einer gewissen Größe und Mitarbeitendenzahl seit 1. Januar 2023 dazu verpflichtet, neben Einwegverpackungen aus Plastik auch eine Mehrweg-Alternative bereit zu halten. Doch ein Markt-Check ergab eine oftmals mangelhafte Umsetzung.
Im Jahr 2024 drehen sich viele Aktivitäten um das Thema „TrinkWasser – eine klare Sache!“ TrinkWasser ist köstlich, kalorienfrei, (fast) kostenlos – die Vorzüge von Trinkwasser sprudeln schnell hervor, wenn man das Getränk unter die Lupe nimmt.
Das am besten untersuchte Lebensmittel ist nicht nur der ideale Durstlöscher, sondern auch etwa 100 Mal preiswerter als Mineralwasser aus der Flasche. Wer Leitungswasser trinkt, tut außerdem auch „volle Pulle“ was für den Umwelt- und Klimaschutz. Die Umweltberatung der Beratungsstelle klärt auf und informiert in zahlreichen Veranstaltungen.
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