Imker aus Husen-Kurl flechten den Bienen ein Zuhause aus Champagnerroggen-Halmen: den Lüneburger Stülper

Bienen sorgen nicht nur für Honig, sondern spielen eine entscheidende Rolle für das Pflanzenwachstum.
Bienen sorgen nicht nur für Honig, sondern spielen eine entscheidende Rolle für das Pflanzenwachstum.

Von Susanne Schulte (Text) und Oliver Schaper (Fotos)

Die Imker sind so fleißig wie ihre Bienen. Siegfried Rinke und Rita Breker-Kremer vom Verein Husen-Kurl ließen sich gerade fit machen als Bienenweide-FachberaterIn und haben für das Wochenende vom 17. bis 19. November ein Seminar in Dortmund organisiert, in dem ImkerInnen und alle, die es lernen wollen, praktische Erfahrungen sammeln im Bauen von traditionellen Bienenkörben, dem Seifener Hängekorb und dem Lüneburger Stülper.

Naturkunde zwischen Bienen und Blüten – Bei Siegfried Rinke dürfen Kinder die Drohnen streicheln 

Siegfried Rinke erklärt die Regeln.
Siegfried Rinke teilt sein Wissen gerne.

Rinke und Breker-Cremer leben für ihr Hobby: „Man ist an der frischen Luft, arbeitet in der Natur, tut etwas für die Bienen und erntet Honig.“

Weil ohne die Arbeit der Bienen die Obsternten um ein Vielfaches geringer ausfallen, die Natur und damit die Menschen Schaden nehmen würden,  tut der Verein viel dafür, dass die Menschen verstehen, warum ohne Bienen die Pflanzen ums überleben kämpfen müssten.

In den Monaten April bis Juni hat Siegfried Rinke regelmäßig Kindergruppen zu Gast, die in zwei bis drei Stunden vieles über die Bienen erfahren. Unterstützung bekommen sie dabei von der Erzieherin Anja Hering.

In kleinen Gruppen gehen die Jungen und Mädchen von Station zu Station, dürfen die Drohnen streicheln, die männlichen Bienen – „Die haben keinen Stachel“ – können Imkeranzüge anprobieren und die Schleudermaschine bedienen.

Eine Biene sammelt in ihrem kurzen, arbeitsreichen Leben einen Teelöffel Honig

Die Pollensäcke (gelb) sind prall gefüllt.
Die Pollensäcke (gelb) sind prall gefüllt.

Nach den zwei, drei Stunden haben die Kinder vieles gehört, aber längst nicht alles. Denn wer imkert, hat viel Wissenswertes zu erzählen. „Die Königin wird nur ein einziges Mal von bis zu acht Drohnen begattet. Dann hat sie genug Spermien, um ihr ganzes Leben Eier zu legen.

Nach der Begattung sterben die Drohnen. Die Königin kann dann 2000 Eier am Tag legen.“  Bis aus dem Ei eine junge Biene geschlüpft ist, vergehen 21 Tage. So viel zur Erhaltung der Art. Zum Erhalten des Honigs kann Siegfried Rinke gleich weiter dozieren: „Die Biene lebt im Sommer rund 30 Tage, fliegt mit Tempo 30 und schafft drei bis fünf Kilometer am Tag.“

Während ihrer Lebenszeit schafft sie soviel Nektar an, dass damit ein Teelöffel gefüllt werden kann. Kein Wunder, dass die Völker so groß sind: 40000 bis 50000 Tiere leben den Sommer über in einem Volk, im Winter ist es nur die Hälfte.

Die Bienenweide ist der ideale Arbeitsplatz für die Tiere – In Scharnhorst soll eine angelegt werden

Die Imker planen eine große Bienenweide in Nachbarschaft des Abenteuer-Spielplatzes.

Damit die Bienen gut zu tun haben und es somit der Natur auch gut geht, planen die Husen-Kurler Imker zusammen mit anderen Vereinen aus Scharnhorst eine große Bienenweide in Nachbarschaft des Abenteuer-Spielplatzes. Auch dafür machten Rinke und Rita Breker-Kremer den Bienenweide-FachberaterInnen-Schein.

Sie können nun anderen Vereinen bei der Anlage einer Blumenwiese helfen, aber auch Kommunen oder Firmen, die planen, den Bienen einen ertragreichen Arbeitsplatz zu bieten. Landbesitzer, die von ihrem Grund und Boden Teile als Blühstreifen abgeben, erhalten dafür als Ausgleich Geld vom Land.

„Im Baden-Württemberg gibt es mehr Geld für die Blühstreifen, deshalb gibt es dort auch mehr  Blühstreifen“, so Rinke. Überhaupt würden die Imker in dem südwestlichen Bundesamt besser unterstützt.

Um vom Verkauf des Honigs leben zu können, braucht ein Imker 150 bis 200 Völker

Gut unterstützt werden neue ImkerInnen im Vereine Husen-Kurl. „Jeder und jede bekommt einen erfahrenen Paten an die Seite gestellt und einen Ableger.“ Mit Ableger meint Rinke ein kleines Bienenvolk zum Starten.

Hat man die ersten Erfahrungen gesammelt, ist es sinnvoll, seinen Honigschein zu machen. Ohne den darf der Honig, der ein Lebensmittel ist, nicht verkauft werden. Vom Honigverkauf leben nur wenige Imker. 150 bis 200 Wirtschaftsvölker müsste man haben, so Rinke. Er selbst kümmert sich um seine 20 Völker. Die Zeit dafür hat er, weil er seit acht Jahren Rentner ist.

Der ehemalige Berufsfeuermann kam durch seinen Arbeits- und Hobbykollegen Norbert Lücking zum Imkern. Auch die Berufsfeuerwehr fährt in Sachen Bienen zum Einsatz. Da müssen Bienen- oder Wespenvölker umgesiedelt werden, weil sie sich ein Zuhause ausgesucht haben, das das Zusammenleben von Tier und Mensch erschwert: im Rolladenkasten oder vor dem Kinderzimmerfenster.

BienenzüchterInnen sind mit ihrem Hobby und den Tieren sehr verflochten – Seminar dauert drei Tage 

Als hätten die Imker nicht das ganze Jahr über genug zu tun, lassen sie sich in drei Wochen nun drei Tage hintereinander vom Korbflechter Manfred Suesen eben dieses Handwerk beibringen. Um das richtige Material dafür zu haben, baute die Werkhof-Gärtnerei-Leiterin Rita Breker-Kremer extra Champagnerroggen an.

Dessen Halme braucht der Fachmann für den Seifener Hängekorb und den Lüneburger Stülper. In der Heide, so wissen Rinke und Brker-Kremer, hält ein Imker seine Völker ausschließlich in diesen ursprünglichen Behausungen. Das macht diesem viel mehr Arbeit als die Zucht der Tiere in Bienenkästen.

Wer sich für das Seminar noch anmelden möchte, kann womöglich noch kurzfristig einen Teilnahmer-Platz bekommen. Anmeldungen sind telefonisch möglich beim Vorsitzenden des Imkervereins Husen-Kurl, bei Jörg Krafft, 01520/6071012.

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