
Die Zukunft des Nordbads treibt die Politiker:innen in der Nordstadt um. Im Dezember 2024 hatte der Rat grünes Licht für einen Neubau gegeben. Dann machte allerdings die Nachricht die Runde, dass das stark frequentierte Schwimmbad vielleicht schon in diesem Jahr außer Dienst gehen müsste – Jahre bevor der Ersatzbau zur Verfügung stehen kann. Anlass war ein kryptisches Schreiben des Sachverständigen. In der Bezirksvertretung der Nordstadt sollte nun Sportdirektor André Knoche Licht ins Dunkel bringen.
Die Schäden im Nordbad könnten viel größer sein als bisher bekannt
Knoche erinnert an das Schreiben, welches die Immobilienwirtschaft just an dem Tag der Ratssitzung erreichte, als die Politik über Sanierung oder Neubau entscheiden sollte. „In dem Schreiben wurden wir darüber informiert, dass der Gutachter mitgeteilt habe, dass er im März zum letzten Mal eine Überprüfung vornehmen werde und man das Nordbad danach aus der Nutzung nehmen sollte“, erinnerte Knoche.
Als dann aber später der eigentliche Bericht der Begehung vorlag, habe darin von einer Schließung im Sommer nichts mehr gestanden. Der Gutachter habe anschließend in einem Gespräch mit der Immobilienwirtschaft mitgeteilt, dass das Gutachterbüro seit zehn Jahren Begehungen mache, und der Verfall und Verschleiß dokumentiert werde. Jetzt wären tiefergehende Untersuchungen erforderlich, die sie als Büro jedoch nicht leisten könnten.
„Wenn der alte Gutachter das nicht kann, suchen wir uns neue Gutachter. Am 4. März gibt es eine Begehung mit dem alten und zwei neuen Büros, die die entsprechende Expertise mitbringen“, berichtet Knoche in der Nordstadt-BV. „Der Bericht aus dem Dezember las sich sehr dramatisch. Ich hatte den Eindruck, dass es noch sehr viel größere Schäden gibt.“
„Wenn die Ergebnisse dramatisch sind, bleibt das Bad geschlossen”
Nun soll es eine tiefergehende Analyse der Betonstruktur geben. Das Problem: Dies geht nur, wenn man in den Beton reinbohrt. „Das hat man bisher vermieden, weil durch das Bohren die Stahlstruktur geschädigt wird. Aber es geht kein Weg daran vorbei – aber das dann erst zur Sommerpause”, berichtete Knoche.

Zur Zeit arbeiten die Experten-Büros an einem Untersuchungsprogramm. Dazu gehört zum Beispiel auch die Frage, ob nur von unten – also von den Technikräumen aus – in den Beckenboden gebohrt werden muss. Dann könnte das Wasser in den Becken bleiben.
Wenn auch von oben gebohrt werden muss, müsste erst das Wasser aus den Becken abgelassen werden. Dann müsse man im Anschluss die Bohrungen wieder verfüllen und die Becken dann anschließend neu befüllen. Falls das überhaupt wieder möglich ist: „Wenn die Ergebnisse dramatisch sind, bleibt das Bad geschlossen”, bereitete Knoche die Politik auf mögliche Folgen vor.
Über 2000 Schüler:innen besuchen wöchentlich das Nordbad
„Die drohende Schließung haben wir zum Anlass genommen, auch das Schulverwaltungsamt zu beteiligen, weil es um die Belegungsplanung geht. Es gibt kein Bad, was nicht für das Schulschwimmen gebaut wurde”, berichtet der Sportdirektor. Bei der Belegungsplanung müsse man sehen, wie man den Schulsport anders verteilen könne – ohne das Nordbad. „Andersrum wäre schwierig. Wenn man es erst einplant und dann rausnimmt, ginge das nicht mehr“, so Knoche.
„Als Fachbereich Schule sind wir froh darüber, dass wir frühzeitig informiert wurden. Aber es ist natürlich eine schlechte Nachricht, denn über 2000 Schüler:innen besuchen wöchentlich das Nordbad“, betont Dennis Neumann vom Fachbereich Schule. „Uns ist sehr daran gelegen, dass die Kinder weiter schwimmen lernen und schwimmen können, auch wenn es zur Schließung kommt. Doch möglicherweise gibt es eine gute Idee“, kündigte er an.
Eine Lösung könnte darin bestehen, dass das Schulschwimmen logistisch anders organisiert wird. Bisher ist es so, dass eine Gruppe schwimmt, aus dem Wasser geht und sich umzieht. Der Wechsel der Gruppen findet dann quasi an der Bordsteinkante statt. Das soll sich ändern: Künftig könnte das am Beckenrand passieren, d. h. während die eine Gruppe noch schwimmt, soll die andere sich schon umziehen.
„Wir sind im Gespräch mit den Bädern, denn diese Idee braucht eine andere Infrastruktur mit mehr Spinden. Daher sind wir in Gesprächen mit Eving und dem Südbad und klären die Details. Die gute Nachricht: Es wird wahrscheinlich funktionieren, erfordert aber hohen logistischen Aufwand“, so Neumann. „Wir hoffen daher weiterhin, dass das Schulschwimmen im Nordbad weiter möglich ist, bereiten uns aber auf den Worst Case vor.”
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