Zu einem Warnstreik hatte die IG Metall Dortmund am 9. und 10. Januar die Beschäftigten in zehn Betrieben der Metall- und Elektroindustrie aufgerufen, um ihren Forderungen in den bislang ergebnislosen Tarifverhandlungen Nachdruck zu verleihen.
Beschäftigte in der Metall- und Elektroindustrie verleihen den IGM-Forderungen Nachdruck
Insgesamt beteiligten sich an Protestaktionen der IGM rund 2.100 Beschäftigte. Ebenfalls zu Protesten kam es im Rahmen des ver.di-Warnstreiks bei Dortmunder Versorgungsunternehmen.
Die beiden Verhandlungsrunden, die im vergangenen Jahr stattgefunden haben, führten bisher zu keinem Ergebnis. Die IG Metall fordert 6 Prozent mehr Entgelt und Ausbildungsvergütung sowie Arbeitszeitregelungen, die zum Leben passen.
Dazu gehören das Recht auf eine kurze Vollzeit und ein Teilentgeltausgleich für Schichtarbeiter und im Fall der Arbeitszeitreduzierung für Kinderbetreuung oder die Pflege von Angehörigen.
Die Forderungen der IG Metall wurden von den Arbeitgebern bis dato zurückgewiesen. Sie hingegen stellten gegenüber den Beschäftigten die Forderung auf, dass alle Arbeitnehmer per Betriebsvereinbarung bis zu 40 Stunden arbeiten sollen.
Die Zeitzuschläge seien nicht mehr zeitgemäß, da sich die Beschäftigten heutzutage ihre Arbeitszeit selber aussuchen könnten.
Die Beschäftigten der Metall- und Elektroindustrie werden bundesweit den Forderungen der IG Metall Nachdruck verleihen. Die Protestkundgebung in Dortmund fand vor dem Werkstor der Firma ThyssenKrupp Rothe Erde statt.
ver.di: Warnstreik bei Versorgungsunternehmen in Dortmund – Proteste vor dem Verhandlungslokal
Ebenso lautstark haben Beschäftigte der Gelsenwasser AG, der Rheinisch-Westfälische Wasserwerksgesellschaft mbH, der Westfalen Weser Energie GmbH & Co. KG und der Westfälischen Wasser- und Umweltanalytik GmbH am 10. Januar die Tarifverhandlungen in Dortmund begleitet.
Die ver.di-Mitglieder fordern eine Entgeltanhebung um 5 Prozent sowie die Übernahme der Auszubildenden und eine wirtschaftliche Gleichstellung der Gewerkschaftsmitglieder. Die bisherigen Angebote der Arbeitgeberseite gleichen nicht einmal die Inflationsrate aus.
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft ver.di hatte daher im Rahmen der Warnstreiks in den Unternehmen der betreffenden Tarifgruppe Beschäftigte zu einer Kundgebung vor dem Tagungsort Wittekindshof an der B1 aufgerufen.
Die Gewerkschafter legen Wert darauf, den Arbeitgebervertretern vor Ort unmissverständlich deutlich zu machen, dass sie keine weiteren taktischen Manöver für die nunmehr seit November letzten Jahres laufenden Verhandlungen akzeptieren werden.
ver.di-Verhandlungsführer Jörg Koburg betonte, dies sei „die letzte Möglichkeit, ohne größere Auseinandersetzungen zu einem Ergebnis in der Entgeltrunde zu kommen“. Für Mittwoch ist die Tarifkommission der Gewerkschaft nach Düsseldorf eingeladen. „Falls bis dahin kein akzeptables Angebot vorliegt, wird unmittelbar über Urabstimmung und unbefristete Streiks entschieden.“
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Andreas Kossack
Die Arbeiter*innen der Metall- und Elektroindustrie fordern mit ihrer Gewerkschaft keine „Modelle für mehr Flexibilität“, wie dies als möglicher Kompromiss bezeichnet wird. Die IG Metall fordert eine Verkürzung der Arbeitszeit auf 28 Stunden als Wahlmöglichkeit für 2 Jahre.
Die Verkürzung der Arbeitszeit bei vollem Lohnausgleich ist überfällig, wenn man sich die Pläne von Großkonzernen zur Arbeitsplatzvernichtung, z.B. von ThyssenKrupp und Siemens ansieht. Auch wird die Umstellung auf Elektromobilität, die aus Umweltgesichtspunkten längst überfällig ist, 10 000de Arbeitsplätze überflüssig machen. Eine Arbeitszeitverkürzung bei vollem Lohnausgleich könnte Millionen Arbeitsplätze schaffen.
Die Forderung nach Arbeitszeitverkürzung richtet sich auch dagegen, dass die Unternehmerverbände sogar eine Verlängerung der Arbeitszeit in den Tarifverträgen und über eine neue Bundesregierung im Arbeitszeitgesetz durchsetzen wollen. Offen forderte der „Bund deutscher Arbeitgeberverbände“ von einer neuen Bundesregierung, dass die Grenze von 10 Stunden für den Arbeitstag aufgehoben werden und die Ruhezeit zwischen zwei Schichten von 11 auf 9 Stunden reduziert werden soll.
Dass die Forderung der IG Metall wegen Ungleichbehandlung gegenüber bisher in Teilzeit Beschäftigten von den Unternehmerverbänden als „illegal“ erklärt werden soll und damit auch die Streiks dafür „illegal“ seien, schießt den Vogel ab. Insbesondere Großkonzerne haben bei ihren Beschäftigten ein ganzes System der Ungleichbehandlung eingeführt. Das fängt schon damit an, dass die Unternehmer sich seit der Wiedervereinigung der Lohn- und Arbeitszeitangleichung in Ost- und Westdeutschland widersetzen. Auch gibt es ein ganzes System von Stammbelegschaften, befristet Beschäftigten, Leiharbeitern und Werksvertragsbeschäftigten. Alle zu ungleichen Bedingungen beschäftigt – tun aber oftmals den gleichen Job! Dieses System der Ungleichbehandlung – flankiert mit den Hartz-Gesetzen der letzten Bundesregierungen – hat zu einer Verschlechterung der Arbeits- und Lohnbedingungen in Deutschland geführt, die seines Gleichen sucht.
Die gesamte Argumentationslinie der Unternehmerverbände lässt darauf schließen, dass wir vor einem harten Arbeitskampf stehen, weshalb es ohne die Einleitung von wirklichen Streikmaßnahmen nicht zu einem Durchbruch kommen wird!