Heute gehen im Kollektiv Nord in der Missundestraße die Lichter aus. Die aktuelle Kernteam Anja Plonka Janina Trienekens Carsten Pütz und Steffen Meister feiert ihr gut zwei Jahre dauerndes Wirken in einem der problembehaftesten Viertel der Nordstadt rund um den Spielplatz Düppelstraße und dem Nordmarkt mit der „Kollektiv-Räumungssession“.
Kollektivisten sind in den gut zwei Jahren mit den sozialen Problemen des Viertels konfrontiert worden
Keines der Projekte der Kreativen der Fachhochschule war dabei so nah an den sozialen Problemen wie das der vier jungen Designer, Szenografen, Filmer und Fotografen.
Die Partizipation der Bewohner stand immer im Vordergrund, sei es bei den Filmprojekten, Workshops, Sessions und Kunstaktionen wie der „Herben Kunst.“
Allein Anja Plonka wird nach dem Ende des Kollektivs ohne Raum weitermachen. Sie will innerhalb der nächsten Jahre in der Nordstadt, Töne, Geräusche und Gespräche sammeln und zu einem alternativen Hörbild arrangieren.
Anneke Dunkhase und Annette Bohn vom Gestaltungsbüro JETZT machen weiter
Weiter machen auch nach dem Auslaufen der Förderung Ende des Jahres durch FH und Wirtschaftsförderung der Stadt, Anneke Dunkhase und Annette Bohn vom Gestaltungsbüro JETZT an der Bornstraße. Die beiden Künstlerinnen bleiben in den Räumlichkeiten und tragen die Kosten für die Miete selbst.
Zuvor haben sie, wie alle anderen, einen Eigenanteil an den Projektkosten von gut 30 Prozent selbst gestemmt. In ihrer Arbeit „Turbulente Strömungen ließen sie kegelförmige Objekte am Fuße eines Hochhauses, in dem dort bei starkem Wind enstehenden Luftstrom, zirkulieren und filmten dieses Phänomen. „Der triste, unauffällige Raum wird zu einer Bühne“, schreiben sie.
Unter dem selben Dach haben die Fotografinnen Tabea Hahn und Anna Merten gearbeitet. Sie richteten ihren Blick auf die Roma-Frauen in ihren traditionellen Trachten. Von ihnen wird noch zu hören sein. Demnächst wollen sie ihre Arbeit in der Öffentlichkeit präsentieren.
Der Eigenanteil zur Förderung den die Studierenden leisteten, zeugt von ihrem starken Engagement
Wieder etwas weiter Richtung Norden liegt das Ladenlokal der Siebdruckwerkstatt Watwha. Hinter dem ungewöhnlichen Namen stecken aktuell die beiden Studentinnen Freya Tiedtke und Frederike Becker.
Der finanzielle Aufwand für die Einrichtung der Werkstatt war von allen Projekten der Größte. Galt es doch allerlei Materialien und Werkzeuge zu beschaffen, die den Betrieb einer Siebdruckwerkstatt erst ermöglichen. Dazu hat Watwha eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts gegründet und mit kleinen Aufträgen die Finanzierung gesichert.
Ein Provisorium blieb es bis zum Schluss, Kreativität glich den Mangel an Finanzen aus. So werden bis heute noch die Siebe mit einfachen Baustrahlern belichtet. Tiedtke und Becker wollen auch an anderer Stelle weitermachen, zuvor gilt es aber erst mal das Studium zu beenden.
Vierter im Quartett der Kreativen der Fachhochschule ist das Architektenbüro LESSPLUS in der Haydnstraße. Die Architekten haben sich mit der Neunutzung von Baulücken im Stadtbezirk beschäftigt. Eine ihrer Ideen soll umgesetzt werden. „Im nächsten Jahr geht es in anderer Form weiter“, sagt Willi Otremba, Professor an der Fachhochschule und Projektkoordinator. „Die Gelder sind bewilligt.“