„Hier geht’s zum Doc“ und „Auf Augenhöhe“ ist das Fotoprojekt betitelt, das jetzt im Depot in der Immermannstraße zu sehen ist. Die beindruckende Ausstellung zeigt die Patientenfotos des Arztes „Doc“ Martin Müller, der von 2008 bis 2014 an zehn Orten in der Nordstadt Menschen behandelte, die im Behördendeutsch als nicht „praxiskompatibel“ gelten: Junkies, Prostituierte, Illegale und viele Zugewanderte aus Osteuropa.
Der Arzt behandelte in der Nordstadt Menschen kostenlos, „ohne Wertung und ohne Ansehen der Person“
Menschen, die nicht krankenversichert sind, viele ohne Wohnung. Der „Doc“, wie er von seinen Patienten genannt wurde, behandelte seine Patienten kostenlos, „ohne Wertung und ohne Ansehen der Person“, wie Hub schreibt.
Die schwarz-weißen Portraits des Arztes, die er zu Dokumentationszwecken gemacht hat, sind mit der Fotoreportage von Andreas Hub über die Arbeit von „Doc Müller“ kombiniert worden.
Ein Jahr lang hat der Fotograf den Arzt, des mobilen medizinischen Dienstes des Gesundheitsamtes, bis zu dessen Pensionierung begleitet. Andreas Hub hatte in der Westfälischen Rundschau 2012, in der Vorweihnachtsausgabe, von der Arbeit des Arztes gelesen.
„Ich wollte etwas bedeutsames machen“, sagt der Fotograf, der sein Geld hauptsächlich mit Werbefotografie verdient und zu Beginn seiner Berufslaufbahn im Foto-Journalismus tätig war.
Fotograf Andreas Hub begleitete den Arzt des mobilen medizinischen Dienstes durch die Nordstadt
Ein Anruf beim „Doc“ und ein Treffen im Büro des Arztes in der Methadonambulanz sorgten für Einverständnis.
„Drinnen roch es nach starken Kaffee und selbstgedrehten Zigaretten“, beschreibt Andreas Hub seinen ersten Eindruck, „ein Geruch, der mich von nun an begleiten würde“.
Müllers Patienten, liessen sich, entgegen den Befürchtungen des Fotografen, bis auf wenige Ausnahmen, bereitwillig fotografieren. So lernte Andreas Hub einen Teil der Nordstadt kennen, den er befremdlicher fand als viele der Länder die er schon bereist hat.
Dr. Martin Müller, der Chirurg, der einmal eine Praxis betrieb und keine Lust hatte, den Patienten eine Behandlung zu verkaufen, die sich nicht nötig hatten, entschloss sich kurz vor seiner Pensionierung „etwas sinnvolles zu machen“, wie er sagt.
Im Rahmen des „Modellprojektes mobiler medizinischer Dienst für Wohnungslose und Menschen in besonderen sozialen und gesundheitlichen Notlagen“ wurde dringend ein Arzt gesucht. Martin Müller war der einzige Bewerber.
Alle Patienten-Portraits sind mit der Einverständnis der abgebildeten Personen entstanden
Alle Patienten-Portraits sind mit der Einverständnis der abgebildeten Personen entstanden. Den dargestellten Personen wurde zugesagt, keinerlei zur möglichen Identifikation taugliche Beschreibungen oder Kommentare zu verwenden, auch eine Veröffentlichung via Internet in jeglicher Form wurde ausgeschlossen.
Deswegen sieht man auch keine der ausdrucksstarken Portraits des „Docs“ auf dieser Seite sondern ausschließlich Fotos aus der Reportage von Andreas Hub.
Wer die Fotos von Martin Müller in Kombination mit den Bildern von Andreas Hub sehen will, muss in das Depot an der Immermannstraße gehen. Es lohnt sich!
Mehr Infos:
- Ausstellung: Martin Müller: Auf Augenhöhe – Andreas Hub: Hier geht ́s zum Doc“
- Laufzeit Ausstellung: FR 14. bis SO 23. August 2015 an Werktagen von 10 bis 20 Uhr, Sonntag von 11 bis 18 Uhr
- Der Eintritt ist frei
- Der Ausstellungskatalog kostet fünf Euro
- Zu diesen Öffnungszeiten sind die Fotografen anwesend: Mittwoch – Samstag: 17 bis 20 Uhr sowie Sonntag: 11 bis 18 Uhr Sondertermin: 22.08., von 15 bis 20 Uhr im Rahmen des Hafenspaziergangs
- Katalog und Austellungsorganisation: Andreas Hub, Martin Müller und Peter Lutz
- Die Ausstellung wurde finanziert von der GLS Zukunftsstiftung Bildung