Die Stadtspitze begrüßt die verschärften Corona-Maßnahmen. Denn die Infektionswerte und die Zahl der Toten steigen. In der Wochenentwicklung ist die Sieben-Tage-Inzidenz von 150 wieder auf über 200 angestiegen. „Daher kommen die neuen Verabredungen von Bund und Land zum letztmöglichen Zeitpunkt. Es ist richtig, dass erheblich auf die Bremse getreten wird“, macht Gesundheitsdezernentin Birgit Zoerner deutlich. Auch deshalb, weil die Intensivbetten in Dortmund aktuell zu 100 Prozent belegt sind.
In allen Altersgruppen steigen in Dortmund die Infektionszahlen an
Insofern kann man nicht mehr von einem „Hochplateau“ wie in den vergangenen Wochen, sondern muss von einem deutlichen Anstieg sprechen: „Wir sind um eine 50er Inzidenz gestiegen – dabei wollten wir auf den 50er-Wert runter“, so Zoerner. Dass dabei Dortmund kein Einzelfall ist, sondern die Infektionszahlen in allen Nachbarstädten wieder teils deutlich nach oben gehen, kann nicht trösten. ___STEADY_PAYWALL___
In allen Altersgruppen verzeichnet das Gesundheitsamt einen Anstieg. Problematisch: Auch besonders bei jüngeren und sehr mobilen Gruppen, die oft selbst symptomfrei sind und daher auch nicht wissen, dass sie das Virus übertragen, steigen die Zahlen an. „Sie fühlen sich gesund, können aber andere anstecken“, verdeutlicht Dr. Frank Renken.
„In der gesamten Bevölkerung steigen die Zahlen. Daher ist dringend notwendig, dass wir durchgreifen. Denn die bisherigen Restriktionen haben bisher nicht zu einer dauerhaften Senkung geführt“, macht der Leiter des Gesundheitsamtes deutlich. Am Dienstag kamen 184 weitere positive Testergebnisse hinzu – der Inzidenz-Wert liegt voraussichtlich bei 214,5.
Intensivbetten sind in Dortmund zu 100 Prozent belegt, weil Normalbetrieb auch läuft
Das Problem: In den Krankenhäusern kommen die gestiegenen Infektionszahlen an – auch auf den Intensivstationen. Doch anders als im Frühjahr, waren die Krankenhäuser nicht vorab „geleert“ worden und planbare Operationen abgesagt. Dazu ist es bei der zweiten Welle nicht gekommen, weil weder Bund noch Land eine entsprechende Maßgabe ausgesprochen haben, was auch eine Kostenerstattung ausgelöst hätte.
Daher werden auch keine Betten für mögliche Corona-Infizierte freigehalten: Die Dortmunder Krankenhäuser arbeiten quasi im Normalbetrieb und die Corona-Infizierten kommen nun noch dazu. Daher liegt die Auslastung auf den Intensivstationen bei 100 Prozent: „Es gibt keine freien Betten“, macht Renken die Dramatik der Lage deutlich.
Außerdem verweist er auf die fast täglichen Nachrichten, dass auch in Dortmund ein oder mehr Menschen an oder im Zusammenhang mit Corona sterben. Die Sterblichkeit liegt in Deutschland bei einem Prozent.
„Bei bis zu 240 Infektionen am Tag in Dortmund kann man dann auch davon ausgehen, dass zwei Menschen am Tag sterben oder sogar drei. Für manche Menschen nur noch statistische Größe, aber jeder einzelne ist einer zu viel“, appellierte Renken. Vor allem seien dies Tote, die man verhindern könne. Insgesamt verstarben in Dortmund 76 Menschen ursächlich an Covid-19, weitere 44 mit SARS-CoV-2 infizierte Patient*innen verstarben aufgrund anderer Ursachen.
Inkonsequent: Verkaufsverbot für Feuerwerk, aber kein Abbrennverbot in NRW
Insofern gibt es im Verwaltungsvorstand niemanden, der sich gegen die Regelungen des Shutdowns ausspricht. Gleichwohl machen die einzelnen Dezernate deutlich, dass sie sich punktuell frühere oder restriktivere Maßnahmen gewünscht hätten. Denn viele Entscheidungen sind nicht zu Ende gedacht – Beispiel: der Verkauf von Silvesterfeuerwerk.
So wurde jetzt endlich ein Verkaufsverbot ausgesprochen, aber nicht ein Abbrennverbot, wie es sich Ordnungsdezernent Norbert Dahmen gewünscht hatte. Das hätte den Behörden erlaubt, jegliches Böllern zu ahnden. „Ein Verkaufsverbot für Böller finde ich völlig richtig“, unterstrich OB Thomas Westphal, der dies schon vor Wochen gefordert hatte.
Aber ohne Abbrennverbot müssen sich die Behörden damit begnügen, wieder Verbotszonen auszuweisen und die Kontaktbeschränkungen über das Ansammlungs- und Alkoholverbot im öffentlichen Raum durchzusetzen. Eine Ausgangssperre hätte dies ebenfalls erleichtert – eine Forderung, die die Stadtspitze nicht erhoben hatte.
„Wir müssen alles dafür tun, Kontakte zu reduzieren. Mein Eindruck für Dortmund: In Summe findet das der größte Teil der Menschen richtig und sie leisten dem Folge. Daher möchte ich mich auch dafür bedanken und motivieren, dass es weiter gelingt. In der jetzigen Phase ist das richtig“, so Westphal.
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BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (PM): Kostenlose Testmöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher in Pflegeeinrichtungen gewährleisten!
Kostenlose Testmöglichkeiten für Besucherinnen und Besucher in Pflegeeinrichtungen gewährleisten!
Die Regierungschefinnen und Regierungschefs der Länder haben in ihrem Beschluss vom 13. Dezember 2020 Schutzmaßnahmen für Menschen in Alten- und Pflegeheimen beschlossen. So soll in Regionen mit erhöhter Inzidenz der Nachweis eines aktuellen negativen Coronatests für Besucherinnen und Besucher von Pflegeeinrichtungen verbindlich werden. Die BAGSO – Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen hält die vorgesehenen Schutzmaßnahmen für sinnvoll. Sie fordert jedoch, dass die verpflichtenden Tests in bzw. vor den Einrichtungen durchgeführt werden.
In einem Brief an die Gesundheitsministerinnen und -minister der Länder schreibt der BAGSO-Vorsitzende Franz Müntefering: „Es kann den häufig selbst hochaltrigen Angehörigen nicht zugemutet werden, sich selbst – immer wieder – um einen solchen Test zu kümmern und dazu kreuz und quer durch ihre Stadt oder ihren Landkreis fahren zu müssen. Von den hohen Kosten ganz zu schweigen, die ein Teil der Angehörigen gar nicht aufbringen könnte. Wenn es hier nicht zu einer guten Lösung kommt, dann ist den am schwersten Betroffenen nicht geholfen.“
Die BAGSO begrüßt in dem Schreiben, dass Bund und Länder mit den neuen Beschlüssen die Corona-Fallzahlen deutlich reduzieren wollen. Dies sei gerade für die besonders gefährdeten von hoher Relevanz. Die BAGSO hat sich in verschiedenen Stellungnahmen zur Situation von Menschen in der Pflege in der Corona-Pandemie geäußert. Zuletzt formulierte sie Mindestanforderungen und Rahmenbedingungen für soziale Teilhabe von Menschen in Alten- und Pflegeheimen unter Corona-Bedingungen.
Kein Geschenk, sondern Selbstverständlichkeit: ver.di erwartet Verbot von verschiebbaren Krankenhausleistungen (PM)
Kein Geschenk, sondern Selbstverständlichkeit:
ver.di erwartet Verbot von verschiebbaren Krankenhausleistungen
Die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) in NRW konkretisiert aufgrund der aktuellen Situation in den Kliniken ihre Forderung an die Landesregierung nach verbindlicher Leistungsreduzierung. „Uns erreichen täglich Berichte von überfüllten Intensivstationen, überlastetem Personal und hohen Betreuungsschlüsseln von Intensivpatient*innen. Häufig ist nur eine Pflegekraft anstatt zwei für bis zu vier Patient*innen zuständig. Damit ist die Situation deutlich dramatischer als im Frühjahr“, mahnte Katharina Wesenick, Fachbereichsleiterin Gesundheit und Soziales in NRW. „In dieser Situation, in der Gefahr für Patient*innen und Personal besteht, muss die Landesregierung einen Schlussstrich ziehen. Sie muss die Krankenhausträger durch eine verbindliche Anordnung dazu zwingen, alle verschiebbaren Operationen und Therapien auszusetzen“, forderte Wesenick.
Anders als in der ersten Corona-Welle im Frühjahr sei in der jetzigen Pandemiesituation vom Gesetzgeber keine ausreichende Klarheit geschaffen worden, damit sich reduzierte Therapien und verschobene Operationen nicht negativ auf das Jahresergebnis des Krankenhauses auswirkten. Dies führe nun dazu, dass die Krankenhäuser aus ökonomischen Gründen so lange wie möglich große Teile des Leistungsangebots anbieten würden. „Einer vernünftigen Strategie zur Bekämpfung hoher Infektionszahlen wird durch das Aufrechterhalten der Fehlanreize des Fallpauschalensystems (DRG) entgegengewirkt. Außerdem wird die Überlastung des Personals in den Krankenhäusern billigend in Kauf genommen“, so die Gewerkschafterin weiter.
In der aktuellen Phase brauche es keine tiefgehende Diskussion über die richtige Art der Refinanzierung im komplexen Krankenhaussystem, sondern vor allem zwei schnelle und klare Entscheidungen: Die Krankenhausleistungen müssten, soweit medizinisch vertretbar, reduziert werden. Außerdem bäruchten die Krankenhausträger die Sicherheit, dass ihnen die Kosten, die durch die Pandemiebekämpfung entstehen, in voller Höhe (sogenannte Selbstkostendeckung) refinanziert werden. Dies gelte auch für Kosten, die zum Beispiel durch größere Mengen an Schutzausrüstungen und notwendige Leerstände in den Krankenhäusern entstehen, um die Versorgung bei weiter ansteigenden Patient*innenzahlen sicherzustellen.
„Sobald die Pandemie bewältigt ist, werden wir die grundsätzliche Abschaffung des DRG-Systems erneut auf die Agenda setzen“, so Wesenick abschließend.