Der erneute Tod eines obdachlosen Mannes im öffentlichen Raum hat in Dortmund für Entsetzen gesorgt. Nach Angaben des Vereins bodo e.V. zeigt dieser tragische Fall erneut, wie dringend zusätzliche Maßnahmen zur Unterstützung wohnungsloser Menschen notwendig sind. Besonders die Haltung des Dortmunder Sozialamtes sorgt für Kritik. Dieses hatte laut einem Bericht der WDR Lokalzeit erklärt, dass Obdachlosigkeit bei den aktuellen Temperaturen eine freiwillige Entscheidung sei.
Erneuter Todesfall wirft Fragen nach Verantwortung auf
„Diese Aussage verkennt die Realität“, betont Bastian Pütter, Mitglied der Leitung von bodo e.V. „Damit wird suggeriert, es gäbe eigentlich kein Problem. Das ist angesichts von 500 bis 600 obdachlosen Menschen in Dortmund schlicht falsch.“
Pütter kritisiert, dass mit dieser Argumentation die Verantwortung von der Kommune auf die Betroffenen verschoben werde. Dabei sei die Stadt verpflichtet, für Unterbringungsmöglichkeiten zu sorgen.
Seit 1995 unterstützt bodo e.V. Menschen ohne Wohnung mit Streetwork, Beratungsangeboten und Beschäftigungsprojekten. Der Verein schafft Perspektiven, informiert über Armut und Wohnungslosigkeit und setzt sich aktiv für die Interessen Betroffener ein.
Überfüllte Notunterkünfte und hohe Hürden
Obdachlose berichten dem Verein regelmäßig von fehlenden Alternativen. So würden wohnungslose Männer immer wieder von der überfüllten Notunterkunft in der Innenstadt an den Stadtrand geschickt.
„Die Betroffenen müssen selbst sehen, wie sie dorthin kommen – unabhängig von Tageszeit und Witterung“, erklärt Pütter. Die Unterbringung in einem Container am Zoo, weit entfernt von den Hilfsangeboten in der Innenstadt, sei für viele keine echte Hilfe. „Die Entscheidung gegen ein unzureichendes Angebot ist keine Entscheidung für die Straße“, stellt er klar.
Die Bürokratie und die starre Organisation der Hilfesysteme erschweren es den Betroffenen zusätzlich, Unterstützung anzunehmen. Viele obdachlose Menschen wünschen sich laut bodo e.V. Hilfe, scheitern jedoch an den Zugangshürden. „Die Innenstadt ist voller Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen die Übernachtungsstellen nicht nutzen können. Für die meisten ist das keine freiwillige Entscheidung“, so Pütter.
Dringender Appell an die Stadtgesellschaft
Angesichts der aktuellen Minustemperaturen erneuert bodo e.V. seine Forderung nach niedrigschwelligen und ganzjährig verfügbaren Hilfsangeboten. „Wohnungslose müssen schnell und unkompliziert einen Schlafplatz finden können – ohne weite Strecken zurücklegen zu müssen“, fordert der Verein.
Zugleich ruft bodo e.V. die Dortmunder Bevölkerung dazu auf, wachsam zu sein und obdachlosen Menschen zu helfen. „Schauen Sie nicht weg! Sprechen Sie die Person an, wenn Sie sich Sorgen machen“, appelliert Pütter. Falls ein medizinischer Notfall vorliege, solle umgehend die 112 alarmiert werden.
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Todesfall eines Wohnungslosen in der Innenstadt: Bodo e.V. fordert funktionierende Angebote
Reaktionen
Balder
Sehr geehrte Damen und Herren, wir werden seit 2 Jahren in der Dortmunder Innenstadt , im und vorm Dortmunder Hauptbahnhof,in den Bahnhöfen und den Straßenbahn der DSW21 , den Zügen der Eurobahn,auf den Bahnsteigen von Obdachlosen, Bettlern und Drogensüchtigen angebettelt : aggressiv,mit zu viel Nähe,der Becher wird einem unter die Nase gehalten,man wird angefasst, beschimpft, bespuckt,der Eingang zu Geschäften wird versperrt ,das geht eindeutig zu weit.
Weder die Stadt Dortmund noch der Dortmunder Bahnhof sind auf unsere Beschwerden eingegangen bzw. haben etwas unternommen.Wir konnten bis jetzt keine Fortschritte erkennen.Das hat zur Folge, das wir seit November nicht mehr in Dortmund einkaufen,der Bahnhof wird direkt angefahren,der Aufenthalt wird auf ein Minimum reduziert.Wir haben Nachbarstädte gefunden,die Füße Probleme nicht haben,sich unattraktiv gemacht haben,das Problem bekämpft haben.Dazu kommt das verstärkte Einkaufen in den Vororten.
Wir,das ist eine immer größer werdende Gruppe,die diese Situation nicht mehr hinnehmen kann, vorallem nicht mit Babys, Kleinkinder und Kindern. Dabei geht es nicht darum,den Kindern diese Menschen nicht zu zeigen,sie haben es ja oft genug gesehen,sie wollen aber nicht mehr in die Innenstadt,mit diesen Menschen in der Straßenbahn sitzen .
Michaela
Hallo Balder,
Ihr Anliegen zeigt, wie unterschiedlich Wahrnehmungen und Erfahrungen in der Dortmunder Innenstadt sein können. Es ist nachvollziehbar, dass Begegnungen, die als bedrängend oder unangenehm empfunden werden, Sorgen auslösen können. Gleichzeitig sollte bedacht werden, dass Menschen, die von Obdachlosigkeit, Armut oder Suchterkrankungen betroffen sind, nicht aus Boshaftigkeit in dieser Situation sind, sondern oft schwerwiegende persönliche und gesellschaftliche Probleme dahinterstehen.
Obdachlosigkeit ist keine Wahl, sondern häufig das Resultat von Schicksalsschlägen wie Jobverlust, Krankheit oder dem Mangel an bezahlbarem Wohnraum. Alkohol- und Drogensucht sind Krankheiten . Diese Menschen brauchen Hilfe, nicht Stigmatisierung.
Statt die Betroffenen pauschal als “Problem” zu betrachten, wäre es wichtig, gemeinsam über nachhaltige Lösungen nachzudenken. Ein stärkeres Engagement der Stadt Dortmund und mehr Unterstützung für soziale Projekte, die Obdachlosen helfen, wieder Fuß zu fassen sind unheimlich wichtig, um den Betroffenen unter die Arme zu greifen. Einrichtungen wie Suppenküchen, Übernachtungsstätten und Beratungsstellen leisten wertvolle Arbeit, die eine langfristige Verbesserung ermöglichen können. Oft gibt es aber unermessliche Hürden, um von diesen Gebrauch zu machen. Und abgesehen davon gibt es leider viel zu wenige von diesen tollen Projekten.
Der Rückzug aus der Innenstadt oder das “Ausweichen” auf andere Städte löst das Problem nicht – es verschiebt es nur. Ich hoffe sie denken nochmal über ihre Worte nach.
Viele Grüße
Michaela
Cornelia Wimmer
So lange es Obdachlosigkeit gibt, sind die Obdachlosen irgendwo. Schlichte Wahrheit. Die meisten verhalten sich, meiner Erfahrung nach, im übrigen zurückhaltend. Als „aggressives“ Betteln gilt übrigens schon das Ansprechen und es ist, anders als das „stille Betteln“ nicht erlaubt. – Ich finde es verständlich, angesprochen zu werden, wenn man Hunger hat oder sich das Geld für einen Schlafplatz zusammenbetteln muss (es gibt Obdachlose, die sich zu fünft oder mehr einen nicht kostenlosen Schlafplatz erbetteln. – Wobei auch die Übernachtungsstelle nicht ganz kostenlos ist) . Die Art der Ansprache, das sei zugegeben, ist unterschiedlich akzeptabel. Niemand mag es, wenn sein persönlicher Sicherheitsabstand unterschritten wird und auch ich reagiere unwillig, wenn mir z.B. in der U-Bahn jemand auf die Schulter tippt und mich in dieser Situation um Geld bittet.
Auch kann man von Obdachlosen nicht einfach verlangen, dass sie Wege bewältigen, die für die meisten von uns wohl kein Problem darstellen würden – Ich kenne im übrigen mehrere körperbehinderte Obdachlose, einen mit Gehbehinderung und mindestens zwei Rollstuhlpflichtige. Da kann der Weg zum Ausweichschlafplatz schon sehr lang und vor allem sehr kalt und nass werden.
Es brauch funktionierende Unterbringungsorte für Obdachlose: Einzelunterkünfte oder welche für ganz kleine Gruppen. Die Möglichkeit, seinen Hund mitzunehmen. Nähe zu den Orten, wo Obdachlose etwas zu essen und eine Dusche und eine zeitweilige Aufenthaltsmöglichkeit finden: Das Gasthaus statt Bank oder das Wichernhaus zum Beispiel. Das Betteln in der Stadt wird, solange sich die sozialen Verhältnisse nicht grundsätzlich ändern, weiter stattfinden. Aber es macht einen Unterschied, ob jemand seinen Schlafplatz und seine wenigen Habseligkeiten mit sich schleppen und am Straßenrand lagern muss, oder ob nur er auf einer Isomatte dort sitzt.- Auch das soll nicht so bleiben, versteht sich, aber das abzustellen ist ein langer Weg und dafür gibt es noch keinerlei Konzepte. Für die Unterbringung allerdings schon, und die sollten jetzt endlich realisiert werden. Erfrorene Menschen im Land der untadeligen Werte, das geht nunmal nicht.
Laura
Vielen Dank für diesen zielführenden Kommentar.
Den Kindern “diese Menschen” nicht zu zeigen, hört sich an, als seien sie eher im Dortmunder Zoo als am Hbf unterwegs.
Was Sie möchten, ist Menschen aus dem Stadtbild zu verbannen, damit Sie in Ruhe shoppen gehen können. Sie verkennen dabei jedoch, dass es sich hierbei um die Lebensrealität sehr vieler Menschen handelt, die zumeist unverschuldet in die Obdachlosigkeit und/oder Sucht gerutscht sind und diese Realität ist nicht weg, nur weil sie geruhsamer einkaufen können.
Mit wem Sie in der Straßenbahn sitzen möchten, ist leider ebenfalls irrelevant. Vielleicht möchte ich ja nicht mit Ihnen in der Bahn sitzen.
Aus der Wohnungslosigkeit wieder in ein “geregeltes Leben” zu finden ist selbst mit professioneller Hilfe sehr schwierig, alleine der Wohnungsmarkt stellt eine schier unüberwindbare Hürde da. Viele dieser Menschen, die sie lieber nicht als SitznachbarIn hätten, bemühen sich trotzdem sehr und vielleicht würden Sie sich wundern, wie viele Gemeinsamkeiten man erkennt und wie verständlich manche Situationen werden, wenn man freundlich hallo sagt, jmd. etwas vom Bäcker mitbringt oder einfach nicht gemein ist.
Ich wünsche dennoch viel Spass beim Shoppen in den Nachbarstädten.
Nichtbalder
Dortmund kann auf Leute wie dich verzichten.
Was du beschreibst, habe ich noch nie (!) gesehen und ich pendele jeden Tag über den Hbf und durch die Stadt.
Keine Krokodilstränen verdrücken, aber du übertreibst maßlos!
Und wenn du deinen Kindern nur eine gefilterte Wirklichkeit zeigen willst und nicht die Wirklichkeit (!), dann flieg mit Elon zum Mars. Aber lass deine Kinder lieber hier, da finden sich schon bessere Eltern, die die Wirklichkeit anerkennen und nicht nach unten treten und gegen die, denen es am schlechtesten geht, hetzt.
Ekelhaft.
OKboomer
LOL
Was du beschreibst, habe ich noch nie (!) gesehen und ich pendele jeden Tag über den Hbf und durch die Stadt. Die Leute, die nach Geld fragen, sind derart eingeschüchtert, weil sie jeden Tag Gewalt erleben, durch Behörden und „Sicherheitsdienste“. Die halten Abstand, weil sie wissen, wie schnell eine Frage nach Geld zu Gewalt führen kann!
Keine Krokodilstränen verdrücken, ich glaube dir kein Wort.
Und am Ende deine Kinder vorzuschicken, LOL. Sag doch einfach, was du willst. Deine Rolle als „besorgter Familienvater“ kaufe ich dir nicht ab.
Deine Rolle als Sozialdarwinist kaufe ich dir hingegen sofort ab. Gegen die, die ganz unten leben und sterben, zu treten. Schäm dich!
Eine Gruppe, die immer größer wird: Ist das eine Drohung?
Mach dich mal ehrlich und rede Klartext!