Gute Nachrichten für das Hoesch-Museum:

Der Umzug des Stahlbungalows in die Nordstadt wird wahrscheinlicher

Das Hoesch-Stahlhaus vom Typ L-141 wartet in Hombruch auf einen Umzug in die Nordstadt.
Das Hoesch-Stahlhaus vom Typ L-141 wartet in Hombruch auf einen Umzug in die Nordstadt. Archivbilder: Alex Völkel

Das Hoesch-Museum hat im Jubiläumsjahr Großes vor: Der emsige Verein möchte – wie berichtet – einen Stahlbungalow aus der Fertigung von Hoesch aus dem Dortmunder Süden direkt auf die Westfalenhütte translozieren (also versetzen bzw. wieder neu aufbauen). Es soll als „begehbares Exponat“ und Ausstellungsfläche für das Museum dienen. Doch das Vorhaben ist teuer und die Sponsorensuche langwierig. Doch jetzt gibt es eine gute Nachricht und einen Etappen-Erfolg: Für die Umsetzung auf das Museumsgelände unweit des Borsigplatzes stellt die NRW-Stiftung dem Verein Freunde des Hoesch-Museums e.V. bis zu 250.000 Euro zur Verfügung.

Ausschlaggebend für die Förderung durch die NRW-Stiftung ist das große ehrenamtliche Engagement

Das Hoesch-Stahlhaus vom Typ L-141 wartet in Hombruch auf einen Umzug in die Nordstadt.
Das Hoesch-Stahlhaus vom Typ L-141 wartet in Hombruch auf einen Umzug in die Nordstadt.

Das beschloss nun der Vorstand der Stiftung unter Vorsitz von Eckhard Uhlenberg. Ausschlaggebend für die Förderung der NRW-Stiftung ist das große ehrenamtliche Engagement, mit dem der Verein „Freunde des Hoesch-Museums“ seit über 15 Jahren die Museumsarbeit unterstützt. Dafür wurde er 2016 mit dem WegWeiser-Preis des Fördervereins NRW-Stiftung ausgezeichnet.

Seit ihrer Gründung 1986 konnte die Nordrhein-Westfalen-Stiftung rund 3.400 Natur- und Kulturprojekte mit insgesamt etwa 288 Millionen Euro fördern. Das Geld dafür erhält sie überwiegend vom Land NRW aus Lotterieerträgen von Westlotto, zunehmend aber auch aus Mitgliedsbeiträgen ihres Fördervereins und Spenden.

Verbindlich „mit im Boot“ ist auch die Krupp-Stiftung. Auch ThyssenKrupp und Stadt haben „Wohlwollen“ signalisiert,  um dem Verein bei der Grundstücksvorbereitung zu unterstützen. Weitere Fördermittel sind beantragt, die Entscheidungen stehen aber noch aus bzw. sind nicht offiziell. Doch der Vereinsvorstand ist optimistisch: „Wir freuen uns sehr über diesen großzügigen Betrag. Das spricht für die Einmaligkeit des Projekts und lässt uns mehr als optimistisch die weitere Entwicklung sehen“, betont Dr. Karl Lauschke (Vorstand der Freunde des Hoesch-Museums).

Die Dauerausstellung des Hoesch-Museums im alten Portierhaus I der ehemaligen Westfalenhütte präsentiert über 160 Jahre Industrie- und Sozialgeschichte in Dortmund. Im Zuge der Neugestaltung des Museumsumfelds wird ein Stahlbungalow vom Typ „L 141“ aus dem Jahr 1965/66 aus der sogenannten Hoesch-Siedlung Kleinholthausen umziehen. Als räumliche Erweiterung des Museums soll er künftig als begehbares Großobjekt und Begegnungsraum dienen.

Statt 5000 Stahlhäuser pro Jahr wurden insgesamt nur rund 200 Gebäude gebaut

Farbkatalog - die Käufer mussten sich im Vorfeld die abwaschbare Beschichtung für alle Räume aussuchen.
Farbkatalog – die Käufer mussten sich im Vorfeld die abwaschbare Beschichtung für alle Räume aussuchen.

Die Hoesch AG hatte in den 1960er-Jahren den großen Traum, bis zu 5000 Stahlhäuser pro Jahr zu fertigen und zu verkaufen. Denn seit Ende der 1950er-Jahre war das Eigenheim der Traum vieler Deutschen. Hoesch wollte – wie viel Stahlhersteller – auf der Wirtschaftswunder-Welle „mitschwimmen“.

Das Dortmunder Unternehmen wollte durch den Bau eigener Fertighäuser vor allem den Absatz des gerade entwickelten Leichtprofils PLATAL – eines mit PVC beschichteten Stahlbleches – sichern. Doch der Traum platzte – gerade mal 200 Stahlfertighäuser wurden von der Hoesch AG in den 1960er-Jahren hergestellt – unter anderem als Test-Bungalow auf Mallorca.

Die Bungalows gab es in verschiedenen Typen entsprechend der Wohnfläche, wahlweise mit zweiter Terrasse oder kompletter Küche. Die Wände konnten über die Kunststoffbeschichtung farbig ausfallen und waren abwaschbar – zum Aufhängen eines Bildes reichten Magnete aus.

Trotz dieser modernen Versprechungen konnte sich das recht teure Wohnen in Stahl jedoch nicht durchsetzen. Denn die Kosten waren vergleichsweise hoch und die Bauherren unflexibel in der Gestaltung.

In der Hoesch-Siedlung in Hombruch wurden sieben Stahlhäuser errichtet

1963/64 errichtete die Firma in Dortmund-Hombruch eine Siedlung mit über 260 Wohneinheiten. Neben Hoch- und Reihenhäusern wurden auch sechs Stahlfertighäuser vom Typ K109 (mit 109 Quadratmetern) gebaut. Diese stehen heute noch. Leitende Angestellte der Firma bewohnten die Stahlhäuser in der Siedlung, eine Werbemaßnahme der ungewöhnlichen Art.

Haus „L 141“ war 1965/66 das letzte Gebäude und erhielt einen winkelförmigen Grundriss mit 141 Quadratmetern, eine verbesserte Wärmedämmung und Fugenausbildung. Es ist das einzige Hoesch-Stahlhaus der dritten Generation und kostete geschätzt mindestens 123.000 DM – und das ohne Grundstück.

Daher haben sich die Stahlhäuser nicht durchgesetzt. Außerdem wurden viele abgerissen oder „überformt“. Das ist auch in Hormbuch zu sehen. Denn das Flachdach ist witterungstechnisch nicht optimal. Daher haben sich viele Eigentümer entschieden, ihre Stahlgebäude zu überbauen, anders zu isolieren oder Seitenpaneele zu errichten. Nur das Haus „L 141“ ist ein „Fels in der Brandung der Zeit“.

Familie Hoff sorgte fast 50 Jahre dafür, dass das Gebäude fast noch im Originalzustand ist

Die Familie Hoff hat sich fast 50 Jahre um das Haus gekümmert und es nahezu im Originalzustand gehalten.
Die Familie Hoff hat sich fast 50 Jahre um das Haus gekümmert und es nahezu im Originalzustand gehalten.

Noch heute ist es dort fast im Originalzustand erhalten – geradezu ein Museumsstück. Zu verdanken ist das der Familie Hoff, die den Bungalow fast 50 Jahre bewohnte. Der Ingenieur von Hoesch hielt große Stücke auf sein Stahlhaus uns sorgte dafür, dass fast nichts verändert wurde. 

„Das macht es besonders erhaltungswürdig“, macht Isolde Parussel, wissenschaftliche Leiterin des Hoesch-Museums, deutlich. Alles ist noch im Originalzustand – nur die Wand in der Küche wurde überstrichen.

Das Haus „L 141“ war fast 50 Jahre lang Heimat der siebenköpfigen Familie des Hoesch-Ingenieurs Hoff. Das Ehepaar Hoff war familiär verbunden mit Stahl-Fachleuten aus Essen, Rheinhausen, Aachen und Luxemburg und steht somit auch stellvertretend für eine eng vernetzte technische Elite. Sowohl Haus- wie Familiengeschichte wird das Hoesch-Museum in den kommenden Jahren präsentieren: im besten Falle im Stahlhaus am neuen Standort an der Westfalenhütte.

Sowohl Haus- wie Familiengeschichte wird das Hoesch-Museum in den kommenden Jahren präsentieren: im besten Falle im Stahlhaus am neuen Standort an der Westfalenhütte. Die Suche nach den passenden Fördermitteln läuft auf Hochtouren, um dieses einzigartige Exponat der Hoesch-Geschichte für die Nachwelt und das Museum zu sichern.

Ein Umzug des Gebäudes von Hombruch an den Borsigplatz wäre möglich, aber teuer

Noch guckt Wolfgang E. Weick aus dem Stahlhaus in den Garten - viel lieber würde er von dort aufs Hoesch-Museum blicken.
Noch guckt Wolfgang E. Weick aus dem Stahlhaus in den Garten – viel lieber würde er von dort aufs Hoesch-Museum blicken.

Der Vorstand des Hoesch-Museums hat im vergangenen Jahr zwei Gutachten in Auftrag gegeben. Das eine sollte prüfen, ob es Schadstoffe und Umweltgifte im Haus gibt. Doch außer dem Öl im Tank und einer Teerpappe auf dem Dach gibt es keinerlei Bedenken, machte Wolfgang E. Weick, Vorstand der Freunde des Hoesch-Museums, im vergangen Jahr bei einem Ortstermin deutlich.

Und auch die zweite – wahrscheinlich größere – Hürde ließe sich nehmen. Dem Verein liegt ein Gutachten eines erfahrenen Unternehmens aus Schwaben vor, die sich auf die Translozierung von historischen Gebäuden  spezialisiert hat. Die Translozierung (auch Transferierung) ist ein Verfahren der Gebäudeversetzung.

Dabei wird das Gebäude dokumentiert, abgebaut und anschließend möglichst originalgetreu an anderer Stelle wiederaufgebaut. Sie haben geprüft, ob das Gebäude in möglichst wenig Teile zerlegt und mit Schwertransporten von Hombruch in die Nordstadt gebracht werden kann. Möglichst wäre das, Dank der L-Form, sogar in nur zwei Teilen.

Ehrenamtlicher Verein braucht einen „höheren sechsstelliger Betrag“ zur Realisierung

Isolde Parussel (Leiterin des Hoesch-Museums), Wolfgang E. Weick (li.)  und Dr. Karl Lauschke (Vorstand der Freunde des Hoesch-Museums) hoffen auf die Realisierung.
Isolde Parussel (Leiterin des Hoesch-Museums), Wolfgang E. Weick (li.)  und Dr. Karl Lauschke (Vorstand der Freunde des Hoesch-Museums) hoffen auf die Realisierung.

Der Haken: Ein „höherer sechsstelliger Betrag“ wäre nötig, um den Umzug und die Restaurierung zu bewerkstelligen.  „Wir müssen als ehrenamtlicher Verein überlegen, ob es geht“, sagte Weick. Entscheidend sei, ob die „Förderarchitektur“ gelingt – also, wen fragt und begeistert man, damit Zuwendungen fließen.

Der Verein hat mittlerweile bei Land, Stadt und Stiftungen angeklopft. Die ersten Gespräche sind gut gelaufen – Zustimmung und Wohlwollen sind groß. „Wir fangen aber erst an, wenn die Finanzierung unter Dach und Fach ist“, betont der Verein. Aber der Optimismus ist mit Händen zu greifen.

Vielleicht könnte im Herbst 2021  – zum 150-Jubiläum der Westfalenhütte, die 1871 in Dortmund gegründet wurde – zumindest der Grundstein für das Stahlhaus gelegt werden, hofft Dr. Karl Lauschke den weiteren Fortgang. Ein halbes Jahr später könnte dann im Stahlhaus Eröffnung gefeiert werden – wenn denn das Geld zusammenkommt….

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