Bei der Dortmunder NGG knallen zwar nicht die Sektkorken, doch die Freude über den Führungswechsel beim größten Burger-King-Franchisenehmer Yi-Ko-Holding ist unüberhörbar. Ergün Yildiz hatte vor einem Jahr mehr als 90 Filialen übernommen und quasi über Nacht einen Krieg mit den Betriebsräten und der Gewerkschaft vom Zaun gebrochen.
150 Rechtsschutz-Verfahren – bei nur 180 Beschäftigten
Allein das Dortmunder Team der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) haben, seit dem Yildiz drei Dortmunder Filialen (City, Nordstadt und Kley) sowie eine Filiale in Lünen übernommen hat, 150 Rechtschutz-Verfahren für ihre Mitglieder führen müssen. Dabei gibt es dort nur rund 180 Beschäftigte in den vier Filialen. Massiv hat die NGG die arbeitsrechtlichen Missstände angeprangert und geklagt. Von den Arbeitsrichtern holte sich Yi-Ko eine Klatsche nach der anderen, weil die Holding systematisch tarifliche Leistungen und Arbeitnehmerrechte missachtete.
Hinzu kommen mehr als 20 Versuche der Kündigung von Betriebsräten, Klagen auf Schadenersatz sowie Klagen wegen ungerechtfertigter Abmahnungen, angeblichen Mobbings und Anträge zur Auflösung des Betriebsrates.
RTL-Doku „Team Wallraff“ brachte das Fass zum Überlaufen
Doch gestolpert ist Yildiz nun über die Enthüllungen der RTL-Doku „Team Wallraff“. Sie lösten einen medialen „Shitstorm“ aus und einen Kaufboykott. Burger King hat darauf hin jetzt die Konsequenzen gezogen: Yildiz tritt mit sofortiger Wirkung von seiner Position als Geschäftsführer der Yi-Ko Holding zurück. Ferner legt die Fast-Food-Kette die umstrittene Holding an die kurze Leine.
Burger-King-Chef kündigt „ faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung“ an
„Wir bedauern zutiefst, das Vertrauen unserer Gäste enttäuscht zu haben und werden alles tun, um ihr Vertrauen zurückzugewinnen”, erklärt Andreas Bork, Geschäftsführer der Burger King Beteiligungs GmbH in einem Youtube-Video. „Wir sind davon überzeugt, dass das neue Management-Team der Yi-Ko den Neustart erfolgreich meistern wird.“
Das Unternehmen habe intensiv daran gearbeitet, die Missstände zu beseitigen und auch einzelne Filialen geschlossen. Ziel sei es, dass alle Filialen die hohen operativen Standards erfüllten und zudem dort „für faire Arbeitsbedingungen und Entlohnung“ gesorgt werde.
Dortmunder Gewerkschafter freuen sich, bleiben aber vorsichtig
Zayde Torun, Dortmunder NGG-Sekretärin, hört diese Worte des Burger-King-Deutschland-Chefs gerne. „Wir freuen und, sind aber vorsichtig. Wir wissen nicht, wie Frau Gottschalk als Chefin ist.“ Allerdings ist Nicole Gottschalk, die Burger King nun als Verantwortliche eingesetzt hat, auch in Dortmund keine Unbekannte: „Wir haben bisher mit ihr in Kley gute Erfahrungen gemacht und hoffen, dass das so bleiben wird.“
Fokus auf Hygiene und Arbeitnehmerrechte
Zudem hoffen Betriebsräte, Mitarbeiter und Gewerkschafter, dass ab sofort nicht mehr nur über Hygiene, sondern auch über arbeitsrechtliche Fragen gesprochen werde. „Mit Yildiz war keine Zusammenarbeit möglich“, bedauert Zayde Torun. Dennoch war der fast einjährige Kampf für sie nicht umsonst: „Die Betriebsräte gibt es noch und alle Mitglieder, die ihr Recht wollten, haben es bekommen“, gibt sich die Gewerkschafterin entschlossen. Bald haben sie vielleicht auch wieder mehr zu tun: Seit einer Woche sind Kunden Mangelware…
Heute Veranstaltung mit Günter Wallraff in Essen
Der DGB und die Gewerkschaft NGG laden für den neutigen Mittwoch, 7. Mai 2014, in Essen, Kettwiger Straße, gegenüber dem Burger-King-Store, ab 10 Uhr, zur öffentlichen Diskussion „Faire Arbeit nur mit Betriebsräten. Alles fair bei Burger King?“ ein. Prominenter Gast wird der Journalist Günter Wallraff sein.
Veranstaltung mit Günter Wallraff
Videokommentar des Burger-King-Chefs