Gucken, wie`s die andern machen – Hilfe für junge Menschen in Dortmund bei Alltagsbewältigung und Berufseinstieg

Fachanleiter Stefan und Lehrling Kevin zeigen ein selbstgemachtes Vogelhäuschen – ein „Plan B aktiv“-Erfolgserlebnis.

Wenn das junge Leben ein Schlamassel ist, aber nicht bleiben soll, gibt es an vielen Ecken Hilfe für den Einstieg in einen Alltag mit Überblick. Da die Hilfegebenden oft selbst nicht alle Details der in gleicher oder ähnlicher Sache arbeitenden Vereine, Initiativen und Firmen kennen, organisierten Lothar Ridder und Chiara Lio Garcia von der AWO-Gesellschaft dobeq (Dortmunder Bildungs-, Entwicklungs- und Qualifizierungsgesellschaft mbH) eine Bustour durch die Nordstadt mit Stopps an drei Einrichtungen: Dock 16, Plan B aktiv und am Förderzentrum.

Förderkette bietet jungen Menschen Orientierung, Rückhalt und Struktur

Das gemeinsame Team von dobeq und GrünBau, das im Projekt „Plan B aktiv“ die jungen Leute fachkundig und gezielt auf einen geregelten Tagesablauf vorbereitet.

Das Wichtigste gleich am Anfang: Jugendliche und junge Erwachsene müssen keine Panik bekommen, dass sie nach einem halben Jahr fach- und sachkundiger Lebenshilfe wieder alles alleine auf die Reihe kriegen müssen. Das müssen sie nicht und das können sie auch nicht.

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Lothar Ridder spricht hier von einer Förderkette, die über viele Monate Halt und Richtung geben kann. Hier arbeiten in vielen Projekten die dobeq und die Grünbau gGmbH, Sozialamt, Jobcenter und die Stadtteilschule, der Werkhof und das St. Vincenz Jugendhilfe-Zentrum in unterschiedlichen Konstellationen eng zusammen.

So könnte die Förderkette beispielhaft laufen: Dock 16 – Trägerin ist die Grünbau gGmbH – an der Mallinckrodtstraße hilft Jugendlichen und Erwachsenen unter 25 Jahren, sich erst einmal über die eigene Lebenssituation klar zu werden. Das Kolleg*innenteam um Daniela Pollei geht auf die Straße, spricht offensichtlich Obdachlose an, macht das Angebot von Beratung und Begleitung zu Ämtern und Ärzt*innen und Wohnungsgesellschaften.

Nach der Stabilisierung erste Erfahrungen im Berufsalltag erwerben

Im Projekt Dock 16 werden die jungen Menschen über sechs Monate fachkundig betreut.

An der Adresse Mallinckrodtstraße können die betreuten Frauen und Männer sich aus der Kleiderkammer warme Sachen heraussuchen, im Computerraum Korrespondenz erledigen oder im Internet surfen. Jeden Freitag wird ein Frühstück serviert.

Sind die Jugendlichen nach sechs Monaten ein wenig stabilisiert – länger werden sie von Dock 16 nicht begleitet – können sie ins neue Projekt Plan B aktiv (dobeq und Grünbau) wechseln. In der Oesterholzstraße lernen sie Regelmäßigkeit kennen und diese auch zu leben. In die Werk- und Lernstätten kommen sie nun täglich und nehmen vier Stunden lang am Lebensunterricht teil. 

Sie lernen sich selbst und andere kennen, lernen mit Holz zu arbeiten und Freundschaften zu knüpfen, ihre Gedanken auszusprechen und zu kochen, Äpfel zu pflücken und schon mal über die Zukunft laut nachzudenken, zu malen und zu putzen. Hier finden sie auch die Hilfe einer Psychologin.

Alltagsbewältigung, Sprachunterricht, Bewerber*innen-Training und vieles mehr

Auch das gehört zur Ausbildung: das Kennenlernen und diskutieren über Rechte. Fotos: AWO Dortmund

Hat dieses Jahr, während dem die Teilnehmer*innen am Projekt beim Jobcenter gemeldet sein mussten, für diese einiges klarer gemacht, kann es – bei weiterem Bedarf – im Förderzentrum (dobeq und Grünbau) an der Unnaer Straße oder Lindenhorster Straße den nächsten Schliff geben. Nun ist Ganztagsarbeit angesagt. 

Eines der Ziele, die im Förderzentrum erreicht werden sollen, ist die persönliche Voraussetzung aller Teilnehmer*innen, sich dauerhaft ins Berufsleben einfügen zu können. Auch hier arbeiten Jobcenter und die Förderzentrums-Träger*innen eng zusammen. 

Ob man besser im Büro oder in der Werkstatt, im Frisiersalon oder im Lager, als Bedienung oder als Koch im Anschluss eine Ausbildung starten möchte, können die Frauen und Männer während der zwölf Monate herausfinden. Dazu erhalten sie Sprachunterricht und lernen mit Geld umzugehen, machen Sport und essen Gemüse, schreiben Lebensläufe und Bewerbungen.

dobeq und Partner*innen lassen ihre Schützlinge nicht im Stich

Sind Sinn und Seele nach diesem weiteren Jahr noch nicht reif für eine Ausbildung oder eine Arbeitsstelle auf dem ersten Arbeitsmarkt, gibt es Stellen in Projekten der dobeq und den Netzwerks- und Kooperationspartnern.

Zu wenig Hilfe gebe es für Geflüchtete und EU-Zuwanderer*innen, meinten die Fachleute während der Fahrt. So endet das Projekt „Insight“ am 31. Januar 2020. Ein neues mit Namen „Home for you“ sei in Vorbereitung, hieß es. 

„Log in“ heißt ein rechtskreisübergreifendes mobiles Integrations- und Ausbildungscoaching, das jungen, aus der EU zugewanderten Frauen und Männern zwischen 18 und 35 Jahren aufsuchende Hilfe anbietet sowie problembelasteten Menschen derselben Altersgruppe, „die sich den Regelsystemen entziehen“, heißt es in dem Handzettel. Auch in diesem Projekt arbeiten dobeq und Grünbau zusammen.

 

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