Fußballspiele ziehen nicht nur eine angeheiterte Stimmung mit sich: Es fällt zusätzlich Müll auf den Straßen an, der besonders aus etlichen Pfandflaschen und -Dosen besteht. Aufgrund der UEFA-Vorschriften wurden zur Europameisterschaft Pfandsammelbehälter an den Mülleimern angebracht, die das Sammeln von Dosen und Flaschen erleichtern sollten. Nun ist die erneute Demontage vorgesehen. Grüne und CDU Dortmund möchten dies im Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden am 10. Dezember mit einem Antrag niederschlagen.
Der Entwürdigung der Pfandflaschensammler:innen ein Ende setzten
Im Müll rumwühlen kommt für viele Menschen nicht in Frage. Für Pfandflaschensammler:innen gehört dies zum Alltag, bei dem die Existenzfrage mitunter eine Rolle spielt. Teilweise sind sie auf das Kleingeld, das sie durch Pfandflaschen und -Dosen erhalten, angewiesen. Ein demütigender Vorgang, wie Grüne und CDU Dortmund empfinden. Schon 2022 forderten sie ein Modellprojekt, das die Anbringung von Pfandringen bzw. Pfandkörben an Mülleimern vorsieht. Die Idee dahinter ist, das Vorgehen für Pfandflaschensammler:innen zu erleichtern, was zugleich einen ökologischen Mehrwert mit sich bringt.
Genehmigt wurde das Projekt aufgrund diverser Kritikpunkte seitens der Stadtverwaltung nicht. Ein neuer Hoffnungsschimmer stellt ein neuer Antrag zum Ausschuss für Bürgerdienste, öffentliche Ordnung, Anregungen und Beschwerden dar, für den die vergangene Europameisterschaft als Positivbeispiel herangezogen wird.
Sie fordern den Erhalt der Pfandsammelbehälter, die sich derzeit an der Kleppingstraße, dem Ostenhellweg, dem Platz von Leeds, der Hansastraße und der Katharinenstraße/-treppe befinden.
Eine Expansion der Pfandringe streben die Grünen zwar langfristig an, doch steht dies nicht im Vordergrund des Antrags. Das teilte Benjamin Beckmann, Mitglied im Sprecher:innenrat der Grünen Dortmund, mit. Ziel sei es, mit dem Erhalt der Pfandringe der Entwürdigung der Pfandflaschensammler:innen ein Ende zu setzen, indem sie nicht mehr vermehrt im Müll wühlen müssen und so auch Verletzungsgefahren ausgesetzt sind. Die ökologische Perspektive sei ebenfalls ein positiver Nebeneffekt, ist jedoch erstmals zweitrangig, wie Beckmann erklärt.
Kritikpunkte sprachen 2022 gegen die Anbringung der Pfandringe
Die Punkte, die letztlich gegen die Anbringung der Pfandringe sprachen, listete die Stadtverwaltung in einem Prüfauftrag 2022 ausführlich auf. Zum einen bringen sie aus ihrer Sicht ein Verletzungsrisiko mit sich. Begründet wird dies unter anderem durch die Annahme, dass gewaltbereite Personen die Flaschen, unterstützt durch die vereinfachte Zugänglichkeit, als Waffe nutzen könnten. Zudem könne ein Pfandring für weitere Abfälle genutzt werden und somit nicht seinen Zweck erfüllen.
Des Weiteren werde der Anschaffungs- und Wartungsaufwand kritisiert. Da die Stadt verschiedene Abfallbehälter aufweise, müssten so unterschiedliche Systeme und Größen angeschafft werden. Hinzu erwarte die Verwaltung hohe Kosten für die Ausstattung. Es sei mit rund 350 Euro pro Stück zu rechnen, wie die Verwaltung im Prüfauftrag schreibt.
Ebenso gestalte sich die Entleerung der Mülleimer durch die Anbringung des Pfandsammelsystems mühselig, wodurch die Kosten durch den höheren Zeitaufwand der Leerung steigen würden. Gemäß den Angaben des Prüfauftrags installierte die Stadt Dortmund 2017 einige Pfandringe im Westpark. Die meisten wurden jedoch erneut abgebaut oder in den ersten Wochen beschädigt bzw. abgerissen.
Bodo e.V. befürwortet die Etablierung von Pfandringen zugunsten der Sammler:innen
Die Europameisterschaft zeigte für die Grünen jedoch ein gegenteiliges Bild. So liege kein Negativbeispiel mit der Anbringung der Pfandringe vor, wie Beckmann berichtet. Zwar müsse man die Pfandringe dennoch reinigen, doch sei das Kostenargument für den geplanten Antrag nicht hinreichend, so Beckmann. Auch der Bodo e.V. befürwortet die Anbringung der Pfandringe. Der gemeinnützige Verein setzt sich unter anderem für Menschen ein, die von Armut betroffen sind, und steht so auch in Kontakt mit zahlreichen Pfandflaschensammler:innen.
„Unabhängig von Verwaltungsentscheidungen hat sich hier und bundesweit (wo ebenfalls seit Jahren die gleichen Diskussionen geführt werden) längst eine Praxis durchgesetzt, die die meisten Argumente gegen Pfandringe hinfällig macht“ schreibt der Verein auf Nachfrage der Redaktion.
„Ein relevanter Teil der Menschen, die Pfandflaschen im öffentlichen Raum zurücklassen, stellt sie unter oder neben die Mülleimer, weil sie einfach nicht wollen, dass Flaschensammler:innen im Müll wühlen müssen“, fügt Bodo e.V. hinzu.
Regionen, in denen bereits Pfandringe angebracht wurden und weiterhin Bestand haben, sind unter anderem Düsseldorf, Frankfurt am Main oder Berlin-Pankow. Dabei greifen die Städte auf die Pfandringe von Paul Ketz zurück, einem Produktdesigner aus Köln. Dieser entwarf 2012 ein Design für Pfandringe, das nun bundesweit genutzt wird.
Mehr Informationen:
- Antrag der Grünen und CDU: https://www.gruene-do.de/oeffentliche-pfandsammel-behaelter/
- Bundesweiten Standorte der Pfandringe von Paul Ketz: PFANDRING® Standorte in Deutschland
Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!
Reader Comments
Thomas
Die CDU ist für Pfandringe, aber hat einen OB Kandidat aufgestellt, welcher unmittelbar nach seiner Nominierung meint „ Es wäre den Menschen mehr geholfen, wenn man sie nicht in einem Raum abstellt, sondern ihnen durch mehr Streetworker hilft, ihre Sucht zu überwinden und wieder ins Leben zurückzufinden.“
Gerade „In einen Raum abstellt“ lässt tief Blicken …
Glaubt der K. Ernsthaft, das Drogensucht mit ein bisschen aufsuchende Sozialarbeit mehr hilft als ein Komplexes, stationäres Hilftsangebot ? Und hat er sich jemals mit den Nöten der Menschen beschäftigt ?
Ja, es gibt keine einfachen Lösungen für Komplexe Probleme. Und es ist gut, das Grüne & SPD sowie die Verwaltung das aktuell nicht suggerieren.
Umgekehrt: Man weiß nun, wie der Laden (die CDU) in Wahrheit tickt, und das die „Projektpartnerschaft“ nichts weiter als billige PR ist.