Gletscher-Schmelze betrifft auch Emscher und Lippe: Mündungsbereiche wurden renaturiert

Eis- und Schneeschmelze in den Alpen hat auch hier Auswirkungen

Der neu angelegte Mündungsbereich der Emscher am Rhein bei Dinslaken und Voerde bietet nun eine breite Auenlandschaft, die bei Hochwasser im Rhein diesem als Retentionsraum dient. Foto: Rupert Oberhäuser/EGLV

Der „Erhalt der Gletscher“ ist das Motto des diesjährigen Weltwassertages (22. März). Bedingt durch den Klimawandel schrumpfen die Gletscher rapide – mit gravierenden Folgen für Ökosysteme, Wasserressourcen und die menschliche Sicherheit. Auch in den Einzugsgebieten von Emschergenossenschaft und Lippeverband kann die immer schneller fortschreitende Eis- und Schneeschmelze durch Überlagerungen von Ereignissen zu Hochwassersituationen an Emscher und Lippe führen, insbesondere in den Mündungsbereichen der beiden Nebenflüsse des Rheins in Dinslaken/Voerde und Wesel.

Eis- und Schneeschmelze in den Alpen kann zu „Überfütterung“ des Rheins führen

Der Rhein erhält sein fließendes „Futter“ unter anderem über die Gletscher in der europäischen Alpenregion. Eine durch die zunehmende Erderwärmung rasant ansteigende Gletscherschmelze kann zu einer „Überfütterung“ des Rheins führen, gerade in Jahreszeiten, in denen auch die Hochwassergefahr an den großen Nebenflüssen wie zum Beispiel an der Mosel erhöht ist – was sich konkret in häufiger auftretenden Hochwasserereignissen auch in Nordrhein-Westfalen und in den Flusseinzugsgebieten von Emscher und Lippe äußern würde. Die Emscher mündet bei Dinslaken und Voerde in den Rhein, während die Lippe etwas weiter nördlich bei Wesel auf den Rhein trifft.

Die neue Lippe-Mündung in den Rhein bei Wesel, hier auf einer Aufnahme aus dem Frühjahr 2019. Foto: Hans Blossey/EGLV

Vermehrte Hochwassersituationen im Rhein können zeitweise zu Anstiegen der Grundwasserstände führen, da die Wassermassen aus dem Rhein unterirdisch ins nahegelegene Hinterland drücken. Gleichzeitig können oberirdisch auch die Mündungsauen von Emscher und Lippe durch das Rhein-Hochwasser geflutet werden.

Im schlimmsten Szenario käme es zu einem Rückstau in diesen beiden Nebenflüssen, da diese aufgrund des Hochwassers im Rhein nicht wie gewohnt abfließen könnten. Kritisch wäre dieses Szenario vor allem im Falle von gleichzeitigen Hochwasserereignissen an Emscher und Lippe, da diese Flüsse aufgrund der mangelnden Abflussmöglichkeit ansteigen würden. Diese Szenarien werden bei der Hochwasservorhersage bei Emschergenossenschaft und Lippeverband bereits berücksichtigt.

Mündungsbereiche in Dinslaken/Voerde und Wesel sind aufwändig renaturiert worden

Die Mündungsbereiche von Emscher und Lippe wurdenin  den vergangenen Jahren jeweils aufwändig renaturiert und mit Flussgebietsaufweitungen mehr Retentionsraum geschaffen. Die Lippe-Mündung bei Wesel hatte der Lippeverband von 2009 bis 2014 naturnah umgestaltet. Das Gelände wurde so modelliert, dass die Flächen im zentralen Bereich der Aue etwa 60 Tage, die äußeren Flächen etwa 20 Tage im Jahr überflutet sind. Flutrinnen durch die Aue führen noch häufiger Wasser, aktuell im Schnitt zirka 120 Tage im Jahr.

Im Jahr 2014 – kurz nach Fertigstellung der Baumaßnahme – war noch viel Sand zu sehen, danach übernahm die Natur. Hans Blossey

Wenige Monate nach der Fertigstellung der Lippe-Mündung durch den Lippeverband begann das Schwesterunternehmen Emschergenossenschaft mit der naturnahen Umgestaltung der Emscher-Mündung bei Dinslaken.

Die alte Trasse wurde um knapp 500 Meter nach Norden verlegt, der Fluss mündet nun zwischen Dinslaken und Voerde in den Rhein. Zudem erhielt die Emscher eine komplett neugeschaffene Aue, die bereits im Falle eines einjährlichen Rhein-Hochwassers ein Fassungsvolumen von rund einer Million Kubikmeter bietet.

Auch flussaufwärts viele neue Überflutungsbereiche und Hochwasserrückhaltebecken

„Auch flussaufwärts betrachtet haben wir in den vergangenen Jahren den Hochwasserschutz an den beiden Flüssen Emscher und Lippe immer wieder ausgebaut und verbessert, unter anderem mit Überflutungsbereichen sowie mit einer ganzen Reihe an Hochwasserrückhaltebecken.

Allein im Zuge des Generationenprojektes Emscher-Umbau entstanden mehr als fünf Millionen Kubikmeter an zusätzlichem Retentionsraum zur Optimierung des Hochwasserschutzes im Emscher-Gebiet“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender von Emschergenossenschaft und Lippeverband.

Auch wenn die Zahlen beeindrucken mögen – einen 100-prozentigen technischen Hochwasserschutz kann und wird es nie geben. Umso wichtiger sind Maßnahmen zur Reduzierung der Treibhausgase, um die Erderwärmung und die Gletscherschmelze zumindest zu entschleunigen. Gänzlich verhindern lassen sich diese Prozesse leider wohl kaum noch.

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