Der Glasfaserausbau schreitet voran. Gemäß der Gigabitstrategie verfolgt die Bundesregierung das Ziel, bis zum Jahr 2030 alle Haushalte und Unternehmen in Deutschland mit Glasfaseranschlüssen auszustatten, die bis ins Haus oder in die Wohnung reichen. Dieser Ausbau erfolgt auch in Dortmund. Viele Nutzer:innen stellen sich in diesem Kontext jedoch die Frage, ob der Übergang von DSL zu Glasfaser fair gestaltet wird, welche Optionen sie in der Umstellungsphase haben, oder ob Telekommunikationsanbieter ausschließlich zu ihrem Vorteil agieren.
FTTH und FTTB in Dortmund: Unterschiedliche Ansätze im Glasfaserausbau
Mit der Gigabitstrategie verfolgt die Bundesregierung ambitionierte Pläne, um die digitale Infrastruktur Deutschlands zu modernisieren. Bis Ende 2025 soll die Hälfte aller Haushalte Zugang zu Glasfaseranschlüssen haben, und bis 2030 wird ein flächendeckender Ausbau angestrebt. So sieht die Bundesregierung vor „den Übergang von Kupfer- auf Glasfasernetze zügig, wettbewerbskonform, verbraucherfreundlich und ökologisch nachhaltig“ zu gestalten, wie es in der Gigabitstrategie heißt.
Auch in Dortmund schreitet der Ausbau voran: Rund 34,4 Prozent der Haushalte und Unternehmen in Dortmund greifen auf die Versorgung mit Glasfaseranschlüssen zurück, so der stand von Juni 2024 des GlasfaserAtlas.NRW.
Darunter fallen jedoch nicht nur FTTH (Fiber to the Home) Anschlüsse, sondern auch FTTB (Fiber to the Building). Bei FTTH-Anschlüssen wird die Glasfaserleitung direkt bis in die Wohnung oder Haus verlegt.
Bei FTTB hingegen endet die Glasfaserleitung im Keller oder Technikraum des Gebäudes. Die Verbindung in die einzelnen Wohnungen erfolgt von dort an über bestehende Kupferleitungen oder anderen Technologien. Langfristig sieht die Bundesregierung jedoch vor, FTTH-Anschlüsse bundesweit zu etablieren, um eine stabilere und schnellere Datenübertragung zugunsten der Digitalisierung zu gewährleisten.
Des weiteren sieht das Telekommunikationsgesetz (TKG), ein Bundesgesetz zur Regulierung des Wettbewerbs in der Telekommunikation, bestimmte Vorgaben für Neubaugebiete vor. Um den Glasfaserausbau voranzutreiben, schreibt es vor, dort von Anfang an die notwendige Infrastruktur für Hochgeschwindigkeitsnetze mitzuverlegen, wie beispielsweise Leerrohre für kommende Glasfaserkabel.
Telekom investiert primär in Glasfaserleitungen – auch in Dortmund
Eine zentraler Akteur beim Glasfaserausbau ist dabei die Telekom – Marktführer der Telekommunikationsanbieter im Glasfaserausbau. Laut eigenen Angaben habe sie allein in Dortmund bereits 120 Kilometer Glasfaser in Dortmund verlegt. Die Pressestelle teilte mit, dass das Unternehmen in den Stadtteilen Nordmarkt, Hombruch, Uhlandstraße, Borsigplatz, Körne und Mitte, Hörde, Innenstadt-Südwest und Innenstadt West für über 99.000 Haushalte Glasfaser ausgebaut hat. Dabei greift die Telekom auf das Open-Access Prinzip zurück.
Dieses sieht vor, dass die Infrastruktur eines Glasfasernetztes von mehreren Dienstanbietern genutzt werden kann. So soll verhindert werden, dass große Anbieter einen Wettbewerbsvorteil daraus ziehen, dass sie das Netz verlegt haben, und dass Kund:innen eine größere Auswahl an Dienstleistungen und Tarifen haben. Damit lassen sich beispielsweise 1&1-, O2-Telefonica- oder Vodafone-Tarife auf den Telekom-Leitungen buchen.
Die Telekom setzt ausschließlich in den Glasfaserausbau. Sie schreibt in ihrem Geschäftsbericht sie setzen sich dafür ein: „weiterhin fortlaufend in unsere Netze zu investieren und digitale Teilhabe für alle möglich zu machen. Denn konvergente Netze zu bauen und zu betreiben, in denen Festnetz- und Mobilfunk-Dienste perfekt zusammenspielen, ist weiterhin Kern unserer Strategie. Aber es bedeutet auch, fortlaufend zu digitalisieren“.
Im Festnetz setzt das Unternehmen nach eigener Aussage auf den Glasfaserausbau, um „unseren Kund:innen eine verlässliche Anbindung mit Gigabit-Geschwindigkeit zu ermöglichen“. Dass sie nicht mehr in neue DSL-Anschlüsse investieren, bestätigte die Pressestelle der Telekom.
Erste Planungen der Abschaltung von DSL-Netzwerken stehen im Raum
Vielen Bürger:innen, die einen DSL-Anschluss besitzen, haben Sorge, dass ihnen das Netz zugunsten des Glasfaserausbaus abgeschaltet wird. Berichten zufolge gibt es bereits in Wiesbaden und Bad Salzungen im Rahmen des ersten Pilotprojektes einige Straßen, in denen es heute keine DSL-Anschlüsse mehr gibt.
Allerdings werde es kein festes Datum geben, an dem das DSL-Netz bundesweit abgeschaltet wird, wie das Fachmagazin Inside Digital berichtet. Vielmehr ist damit zu rechnen, dass die Abschaltung je nach Region und Anschlussbereich sukzessive erfolgen wird.
Benedikt Kind, Regierungsexperte beim Bundesverband Breitbandkommunikation e.V. (BREKO), teilte Inside Digital jedoch mit, dass sie damit rechnen, dass die Telekom die ersten Anträge zur Abschaltung der DSL-Anschlüsse 2025 stellen wird.
Meidung einer strategischen Netzabschaltung zugunsten des Anbieters
Auf Nachfrage teilte die Bundesnetzagentur mit, dass eine Abschaltung des Kupfernetzes schrittweise in einem mehrjährigen Prozess erfolgen wird. Zudem müsse die Telekom die Abschaltung bei der Bundesnetzagentur beantragen, was bislang noch nicht passiert sei. Tritt eine solche Abschaltung jedoch in Kraft, ist davon auszugehen, dass betroffenen Personen ein ausreichend langer Zeitraum zur Verfügung gestellt wird, um sich um einen neuen Vertrag zu kümmern, so die Verbraucherzentrale NRW.
Damit die Telekom keine strategische Netzabschaltung vornimmt, die zu ungleichen Wettbewerbsbedingungen führen könnte, sieht die Bundesnetzagentur vor, gemeinsam mit dem Bundesministerium für Digitales und Verkehr ein Konzept für den Übergang von Kupfer- zu Glasfasernetzen zu erstellen. Dabei sollen sowohl die Interessen der Verbraucher:innen als auch der Wettbewerb berücksichtigt werden. Wichtige Fragen sollen in Gesprächen mit der Branche und der Politik geklärt werden, wie die Pressestelle der Bundesnetzagentur mitteilt.
Freiheit der Netzbetreiber im privatwirtschaftlichen Bereich
Kund:innen der Telekom, die bislang einen (V)DSL-Tarif haben, können diesen auch weiterhin nutzen, wie das Telekommunikationsunternehmen angibt. Die Bundesnetzagentur erläutert dazu die Flexibilität der Netzbetreiber: Im privatwirtschaftlichen Bereich haben Netzbetreiber grundsätzlich die Freiheit, ihr Angebot und ihr Netz nach eigenen Vorstellungen zu gestalten. Diese Freiheit betrifft auch Tarifoptionen, die jedoch bestimmten vertraglichen Bedingungen unterliegen.
Ein Tarifwechsel während der Mindestvertragslaufzeit ist in der Regel nur möglich, wenn der Anbieter zustimmt. Das liegt daran, dass der Vertrag für die gesamte Laufzeit gilt. Anbieter sind meistens bereit, Kund:innen in einen teureren Tarif wechseln zu lassen, weil dieser für sie profitabler ist.
Ein Wechsel zu einem günstigeren Tarif bieten Anbieter häufig nicht an und kann erst nach Ende der Mindestvertragslaufzeit vorgenommen werden. Laut der Verbraucherzentrale ist ein Tarifwechsel während der Laufzeit eine Kulanz des Anbieters – gegen die Verweigerung kann rechtlich nicht vorgegangen werden.
Im geförderten Bereich gelten jedoch andere Regeln: Hier verpflichtet die Bundesregierung Unternehmen, Glasfasernetze bis ins Haus zu verlegen. Der Ausbau von DSL-Netzen ist seit einigen Jahren nicht mehr förderfähig. Telefonie und Internet gehören zur Grundversorgung, weshalb ein Zugang dazu gewährleistet sein muss. Grundsätzlich besteht jedoch kein Anspruch auf eine bestimmte Anschlussart, wie die Verbraucherzentrale mitteilt. Die Wahl des Anschlusses hängt dabei von der Verfügbarkeit des jeweiligen Wohngebäudes ab.
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