Weniger Profis am Werk: Gastro-Branche setzt verstärkt auf Mini-Jobber

Gewerkschaft NGG fordert 14 Prozent mehr Lohn für 11.480 Gastro-Beschäftigte in Dortmund

Trotz einer drastischen Steigerung der Übernachtungen stellt die NGG fest, dass im Gaststätten- und Hotelbetrieb immer weniger Fachkräfte arbeiten. Dafür aber immer mehr angelernte Mini-Jobber. Foto: Alireza Khalili für die NGG

Dortmund liegt im „Touri-Trend“: Vom Hotel über die Pension bis zur Ferienwohnung – in Dortmund gab es im vergangenen Jahr rund 1.497.900 Übernachtungen. Das sind 25,9 Prozent mehr als im Vorjahr. Im Schnitt blieben die Gäste 1,7 Tage in Dortmund. Das teilt die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten mit. Die NGG beruft sich dabei auf Zahlen des Statistischen Landesamtes Nordrhein-Westfalen (IT.NRW).

11.480 Gastro-Beschäftigte in Dortmund sind betroffen

Vom Reisekoffer der Touristen bis zum Aktenkoffer der Geschäftsleute: Die Menschen haben Dortmund auf dem Reise-Ticket. Es kommen reichlich Gäste. Aber die wollen guten Service. „Und genau daran hapert es oft“, weiß Torsten Gebehart von der NGG Dortmund. Die Branche brauche Fachkräfte.

Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund.
Torsten Gebehart ist Geschäftsführer der NGG-Region Dortmund. Archivfoto: Klaus Hartmann für Nordstadtblogger.de

Also Profis, die ihren Job gelernt haben – von der Hotel-Rezeption über die Bar bis zum Spa.

Für das Housekeeping brauche die Branche genauso Know-how wie für die Haustechnik.

„Weder ein Hotelfachmann noch eine Restaurantfachfrau lässt sich durch angelernte Mini-Jobber ersetzen. Genau das versucht die Branche aber gerade“, kritisiert Gebehart.

Missstände in der Gastrobranche: Weniger Beschäftigte verrichten mehr Arbeit

Die Gastro-Branche hat sich noch nicht von den Auswirkungen der Corona-Pandemie erholt. Foto: NGG

Während der Corona-Pandemie seien die Beschäftigtenzahlen im Gastgewerbe in Dortmund deutlich zurückgegangen. Davon habe sich die Branche noch längst nicht erholt. Im Gegenteil:

„Mehr Arbeit wird aktuell von weniger Köchinnen, Kellnern und Rezeptionistinnen geschultert. Das geht auf Dauer nicht gut“, so NGG-Geschäftsführer Gebehart.

Schon jetzt würden kräftig Abstriche im Angebot gemacht: „Dünnere Speisekarten, weniger Zimmer, dafür mehr Ruhetage – der Personalmangel macht vielen Hotels, Restaurants und Gaststätten zu schaffen“, so Torsten Gebehart.

Tarifverhandlungen sollen im Sommer stattfinden

Dabei sei das Problem des Fachkräftemangels oft hausgemacht. Gute Leute bekomme die Branche nur über gute Löhne. Und genau daran hapere es:

Die NGG fordert satte 14 Prozent mehr Lohn für die Beschäftigten im Hotel- und Gaststättengewerbe in NRW. Archivfoto: Alireza Khalili für die NGG

Wer in der Gastronomie arbeitet, hat einfach zu wenig im Portemonnaie. Dabei sind das Kochen und Kellnern echte Stress-Jobs. Dazu kommen Arbeitszeiten bis spät in die Nacht und viele spontane Überstunden.

Deshalb müsse sich für die rund 11.480 Beschäftigten der Gastro-Branche in Dortmund beim Lohn dringend etwas ändern. Die NGG Nordrein-Westfalen werde im Sommer mit den Arbeitgebern vom Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga NRW) über einen neuen Tarifvertrag verhandeln.

Die Forderung dazu liege bereits auf dem Tisch: Die NGG will ein Lohn-Plus von 14 Prozent erreichen. Davon sollen auch Azubis profitieren.

Es müssen Anreize für junge Menschen geschaffen werden

Es sei dringend notwendig, mehr in den Nachwuchs zu investieren, so Torsten Gebehart.

Die Branche muss für junge Menschen attraktiver werden. Foto: Alireza Khalili für die NGG

Denn die Abbrecherquote bei Ausbildungen im Hotel- und Gaststättengewerbe in Nordrhein-Westfalen liege deutlich über dem Durchschnitt anderer Branchen.

„Die Gründe dafür, die Ausbildung an den Nagel zu hängen, sind ganz unterschiedlich“, sagt Torsten Gebehart.

„Die Azubis begreifen schnell, dass sie noch arbeiten müssen, wenn andere längst frei haben. Dazu kommt, dass das Klima zum Beispiel in den Küchen oft rau ist. Da hilft es auch nicht, wenn Gäste mit dem Trinkgeld quasi ein Trostpflaster kleben.“


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