Generationswechsel in der Wirtschaft: NRW-Betriebe kämpfen mit Nachfolgeproblemen
Die Industrie- und Handelskammer Nordrhein-Westfalen (IHK NRW) schlägt Alarm: Über 305.000 Familienbetriebe mit 1,8 Millionen Beschäftigten stehen in den nächsten zehn Jahren vor einem Generationswechsel. Allein in der Region Dortmund betrifft das 16.500 Unternehmen mit 106.500 Beschäftigten. Der demografische Wandel macht die Suche nach Nachfolger:innen zunehmend schwieriger.
Laut aktuellem Nachfolgereport der IHK NRW bereitet der demografische Wandel den Unternehmen zunehmend Probleme. 80 Prozent der befragten Betriebe berichten von Schwierigkeiten, eine externe Nachfolge zu finden – ein deutlicher Anstieg im Vergleich zu 56 Prozent vor acht Jahren. Jedes zehnte Unternehmen sieht sich ohne Perspektive und plant Stilllegung oder Liquidation.
„Die Babyboomer-Generation geht in den Ruhestand, und der Generationswechsel wird zur Belastungsprobe für die Wirtschaft“, erklärt Simone Bergmann, Geschäftsführerin der IHK zu Dortmund. In Nordrhein-Westfalen ist inzwischen fast jede:r vierte Betriebsinhaber:in älter als 60 Jahre.
Bürokratie, Fachkräftemangel und Motivation als Hürden
Die Herausforderungen sind vielfältig: Eine stetig wachsende Bürokratie verzögert laut mehr als der Hälfte der Befragten die Nachfolge. Rund 39 Prozent der Unternehmen sehen den Fachkräftemangel als Hürde, während wirtschaftliche Unsicherheiten durch hohe Energiekosten oder globale Krisen langfristige Planungen erschweren.
Hinzu kommt, dass die klassische familieninterne Übergabe zunehmend seltener wird. „Nur noch 40 Prozent der Unternehmer:innen planen, ihr Unternehmen an die nächste Generation in der Familie zu übergeben“, erklärt Bergmann.
Bei zwölf Prozent der abgebenden Generation steht fehlende Motivation hinter der Entscheidung, das Unternehmen innerhalb von zwei Jahren zu übergeben.
IHK fordert politische Maßnahmen und Unterstützung für den Übergang
Die IHK NRW fordert eine gezielte Unterstützung durch die Politik. „Bürokratische Hemmnisse müssen abgebaut werden, und es braucht Maßnahmen, um den Fachkräftemangel abzufedern. Wertschöpfung braucht mehr Wertschätzung“, betont Bergmann.
Trotz der Hindernisse erkennen viele Unternehmer:innen die Bedeutung einer rechtzeitigen Planung. Drei Viertel der Befragten ab 55 Jahren haben klare Vorstellungen vom Übergabezeitpunkt, 70 Prozent befinden sich bereits in der Informationsphase.
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