Gemeinsam solidarisch in der Nordstadt gegen den Rechtsruck bei der Bundestagswahl

Linke und alternative Läden in Dortmund öffnen ihre Türen

Musik und Glühwein gab es am Wahlsonntag bei Garten „freilicht.nord“ in der Nordstadt. Foto: Lukas Pazzini für den Nordstadtblogger.de

Die linke, alternative und selbstverwaltende Szene in der Nordstadt hat zur Bundestagswahl ein ganz eigenes Programm auf die Beine gestaltet: Sieben Locations öffneten am Wahlsonntag ihre Türen, um Räume zum Austausch über die Ergebnisse der Bundestagwahl zu schaffen und gemeinsam Halt in Bezug auf einen antizipierten Rechtsruck zu geben.

Ein Netzwerk der Solidarität entsteht in der Nordstadt

Der Kunst- und Kulturgarten freilicht.nord, der erstmals eine politische Veranstaltung dieser Art organisierte. „Diese Veranstaltung ist auch eine Form der Fürsorge für unsere Community, die tief verunsichert ist“, erklärten die Organisator:innen Anna H. und Anna Hu. Neben dem Austausch ging es um langfristige Strategien – für die Kommunalwahl 2025 gibt es noch keine konkreten Pläne, doch man wolle sich stärker vernetzen. ___STEADY_PAYWALL___

Mila Ellee vor dem Sozial-Ökologischen Zentrum. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Das Sozial-Ökologische Zentrum (SÖZ) bot ein Café mit Snacks gegen schlechte Laune und unterstützte zugleich politische Arbeit: Die Tageseinnahmen gingen an den „Verein für Menschen in Abschiebehaft“.

Vorträge zu Kirchenasyl und Abschiebehaft schärften das Bewusstsein für Geflüchtetenrechte. Vorstandsvorsitzende Mila Ellee äußerte ihre Sorge darüber, dass selbstverwaltete Orte unter einer weiter nach rechts rückenden Politik schwerer tragfähig sein könnten.

Gemeinsam gegen Resignation – Wohnzimmeratmosphäre und Hoffnung

Das Offene Zentrum (OZ) setzte auf Gemütlichkeit: In einer behaglichen Wohnzimmeratmosphäre sollte auf die Wahlergebnisse gewartet und Waffeln gebacken werden. Die Nachrichten zur Wahl liefen zwar im Hintergrund, doch der Fokus lag auf Gemeinschaft. „Wir dürfen die Hoffnung nicht verlieren, es muss weitergehen“, sagte eine Organisatorin.

Wohnzimmeratmosphäre und Waffelnbacken im Offenen Zentrum in der Nordstadt. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

In der linken Kneipe Nordpol gibt es noch mehr Hintergründe zu der Entstehung des Aktionsbündnisses. „Die Initiative hat sich in wenigen Wochen gebildet, weil es sehr düster aussah“, erzählten die Beteiligten in Bezug auf die Bundespolitik.

Die Idee habe inzwischen in Hamburg und Berlin Nachahmer gefunden, wo sich linke Strukturen ebenfalls für ähnliche Formate am Wahltag entschieden.

Spielerische Reflexion und politische Kunst als Ausdruck

Ähnliche Gedanken fanden sich in der Stallgasse, einer urigen Kneipe, die von 15 bis 19 Uhr geöffnet hatte. Leonie sprach von den jüngsten Demonstrationen als „kleine Hoffnungsschimmer“, während Till betonte, dass man mit der Veranstaltung gezielt auch Menschen außerhalb der eigenen Bubble ansprechen wolle. Die Einnahmen aus Kunstdrucken der Künstlerin Marina Markgraf gingen an das Polylux-Netzwerk, das zivilgesellschaftliche Projekte im Osten unterstützt.

Die selbsternannten „Kasoninies“ vor dem Kasino Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Das Kasino ließ seinen Gästen eine besondere Wahl: Neben Kaffee und Torte konnten sie auf eine Pyramide aus Politiker:innen aller Parteien mit einem Ball werfen – eine spielerische Auseinandersetzung mit den Wahloptionen.

„Wir wollen nicht nur Raum zum Connecten bieten, sondern auch Hoffnung auf eine starke gesellschaftliche Linke nach der Wahl setzen“, hieß es aus dem Orga-Team.

Vom Wahltag zur Bewegung: Gemeinsam weitermachen

Das „Black Pigeon“ setzt auf Kooperation über die Nordstadt hinaus. Foto: Lukas Pazzini für Nordstadtblogger.de

Das Black Pigeon sah die Veranstaltung nicht als einmalige Aktion. „Beim nächsten Mal wollen wir über die Nordstadt hinausgehen und auch andere Orte ansprechen“, erklärten die Organisator:innen. Ein zentrales Anliegen war, betroffenen Menschen einen geschützten Raum zu bieten, insbesondere jenen, die von rechter Gewalt bedroht sind.

Doch die Aktion endet nicht mit dem Wahlergebnis: Viele der beteiligten Orte und ihre Besucher:innen wollen sich ab 19.30 Uhr an der anschließenden Demonstration aus der Nordstadt zum Rathaus anschließen. Start ist am Nordmarkt. Damit machten sie deutlich, dass Solidarität nicht nur an Wahltagen zählt – sondern an jedem einzelnen Tag.

(Transparenzhinweis: Die Reihenfolge der Stationen in diesem Bericht ist zufällig gewählt.)


Anm.d.Red.: Haben Sie bis zum Ende gelesen? Nur zur Info: Die Nordstadtblogger arbeiten ehrenamtlich. Wir machen das gern, aber wir freuen uns auch über Unterstützung!

Unterstütze uns auf Steady

Reaktion schreiben

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert