Jährlich öffnen am 3. Oktober deutschlandweit die Moscheen ihre Türen für Besucher:innen – so auch in diesem Jahr. Unter dem bundesweiten Motto „Life Matters: Jedes Leben zählt“ hatten Interessent:innen die Möglichkeit, am Tag der offenen Moschee (TOM) Einblicke in den islamischen Glauben zu gewinnen und in den persönlichen Diskurs zu treten. Auch in Dortmund beteiligten sich die muslimischen Gemeinden, darunter die Anadolu-Moschee in der Dortmunder Nordstadt und die Evinger Selimiye-Moschee.
Den muslimischen Glauben hautnah miterleben
In der Anadolu-Moschee der Islamischen Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG) eröffnete den Tag das gemeinsame Gebet, das auch die Besucher:innen herzlich willkommen hieß. Auf dem blau-roten Teppichboden der Moschee knieten die Männer gereiht, während sie ihr Gebet verrichteten – zunächst für sich allein, dann gemeinsam als Kollektiv.
Im hinteren Bereich der Räumlichkeit finden ältere, weniger mobile Personen auf einer Bank Platz, um zu beten. Die Frauen befinden sich dabei in einem separaten Raum.
Im Anschluss übernahm Melek Şahin, Zuständige für Öffentlichkeitsarbeit und tätig in der Frauenabteilung der Moschee, das Wort in der Begrüßungsrede: „Heute sind alle bei uns herzlich willkommen“, sagte Şahin. „Sowohl Muslime als auch Nicht-Muslime.“
Engagement gegen Vorurteile und Stereotype
Der Tag der offenen Tür soll Raum bieten, die Moschee und die Muslime als Teil der sozialen Gemeinschaft näher kennenzulernen. Gerade im Alltag geht so eine Begegnungsmöglichkeit unter, weswegen die Gemeinden umso mehr den besagten Tag begrüßen: „Es geht auch darum, mal neue Leute aus einer anderen Perspektive kennenzulernen und Vorurteile sowie Stereotype abzubauen“ so Şahin.
Während der Tag in der Anadolu-Moschee im kleinen, vertrauten Kreis mit Tee und Kuchen gemeinsam zelebriert wurde, bot die Evinger Selimiye-Moschee Essensstände mit traditionellen türkischen Spezialitäten an. Dies ermöglichte ein Zusammenkommen, das besonders die türkische Gemeinschaft anzog.
„Ich liebe es hier jedes Mal. Es ist immer ein Zusammenkommen. Hier ist jeder willkommen, egal welcher Herkunft“, erzählt Talia, Besucherin der Selimiye-Moschee, die zum DITIB-Verband gehört. DITIB steht für „Diyanet İşleri Türk İslam Birliği“ (auf Deutsch: „Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion“). Der größte islamische Dachverband bundesweit umfasst rund 850 Moscheegemeinden.
Unter dem Banner des Friedens und der Achtsamkeit
Das diesjährige Motto der TOM „Life Matters: Jedes Leben zählt“ vermittelt in den Zusammenkünften eine grundlegende Botschaft, für die die muslimischen Gemeinschaften einstehen möchten. Besonders für Hamza Kuri, Vorsitzender der Anadolu-Moschee, ist sie klar: „Missachtung, Gewalt, Krieg – all das sind Punkte, die gesehen werden müssen.“ Die Moscheen fordern ein friedliches Miteinander, unabhängig von Herkunft, Religion oder Kultur.
Neben den menschlichen Interaktionen betont Kuri ebenso die Notwendigkeit, nachhaltiger mit den natürlichen Ressourcen umzugehen.
„Nutze nur so viel, wie du brauchst. Wir müssen mit unseren Entscheidungen und Handlungen diese generationsübergreifende Welt bewahren“, so der Vorsitzende der Anadolu-Moschee. Ob Pflanzen, Tiere oder Menschen – jedes Leben zählt für sie.
Dialog statt Spaltung: „Genau da fängt unsere Chance an“
Gerade in Anbetracht des Rechtsdrucks hofften die Gemeinden auf einen direkten Austausch. Besonders in letzter Zeit haben sich die Vorurteile gegenüber Muslimen bemerkbar verstärkt, bestätigt Talia als praktizierende Muslima. Zwar habe sie Verständnis dafür, dass eine negative Berichterstattung die Wahrnehmung des Islams verzerre. Jedoch war es ihr wichtig zu betonen, dass ihre Wahrnehmung nach einzelne Menschen und Gruppen seien, die den Glauben missbrauchten und sich fälschlicherweise als Muslime betiteln.
Umso mehr appellieren die Gemeinden, den Islam direkt aus erster Hand – also durch die Muslime vor Ort – kennenzulernen. So soll eine Brücke zur Mehrheitsgesellschaft und zwischen Kulturen und Religionen insgesamt errichtet werden, anstatt sie voneinander zu separieren. „Es ist für uns irrelevant, ob der Mensch Markus oder Mohammed heißt, Hauptsache wir sind als Moschee ein Mitgestalter in der Gesellschaft, das ist für uns das Wichtigste“ so Kuri.
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